Handball-EM: Nationalteam trainiert im "ländlichen" Brunsbüttel
Am 10. Januar beginnt die Handball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland. Den Feinschliff vor dem Turnier holt sich die deutsche Nationalmannschaft in Brunsbüttel. Man wolle keine "Action", hieß es vom DHB.
Der Winterurlaub fiel für die Handball-Nationalspieler in diesem Jahr sehr kurz aus. Der Grund ist die bevorstehende Heim-EM der Männer, die am 10. Januar beginnt. Am 22. Dezember ging es für Deutschlands Mannschaftskapitän Johannes Golla mit der SG Flensburg Handewitt in Balingen noch um Bundesliga-Punkte. Nur fünf Tage später reiste der Kreisläufer dann zum ersten Lehrgang der Nationalmannschaft nach Frankfurt. Drei Tage stand vor allem Taktiktraining und auch Teambuilding auf dem Programm. So wurde am letzten Abend gemeinsam gekocht - Spätzle, Gulasch und Fisch wurden zubereitet und anschließend mit großem Appetit verspeist.
Kromer: "Wollten nicht in ein Stadtzentrum, wo immer Action ist"
Am 29. Dezember ging es noch einmal nach Hause, bevor sich die deutsche Mannschaft am Neujahrstag in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) traf. Für die knapp 13.000 Einwohner zählende Stadt am Nord-Ostsee-Kanal hatte sich der Deutsche Handballbund (DHB) ganz bewusst entschieden, um sich auf das Turnier vorzubereiten. "Wir haben vor den lauten EM-Tagen noch einmal etwas Ruhigeres gewählt. Wir wollten nicht in ein Stadtzentrum, wo immer Action ist, sondern etwas Ländliches. Dort können wir uns konzentriert auf das Turnier vorbereiten", begründete Sportvorstand Axel Kromer die Wahl.
Testspiele gegen Portugal steigen in Flensburg und Kiel
Vor allem Golla und der Kieler Rune Dahmke werden sich über die Ortswahl für den letzten Lehrgang vor Turnierstart gefreut haben, denn innerhalb dieser Vorbereitungszeit in der Schleusenstadt werden auch zwei Testspiele gegen Portugal stattfinden, die in den "Wohnzimmern" der beiden Nationalspieler aus Schleswig-Holstein angepfiffen werden. Am 4. Januar um 16 Uhr in Flensburg und zwei Tage später um 18 Uhr in der Kieler Arena.
Eröffnungsspiel gegen die Schweiz vor 50.000 Zuschauern
Wenn die Mannschaft dann am 7. Januar Brunsbüttel verlässt, beginnt schon fast die Europameisterschaft. Am 10. Januar trifft Deutschland im Eröffnungsspiel auf die Schweiz. Schon vor dem Anpfiff steht fest: Die Partie in Düsseldorf hat einen Eintrag in das Guinessbuch der Rekorde verdient. Rund 50.000 Handballfans werden dabei sein - so viele wie noch nie bei einem Europameisterschaftsspiel.
Möglich wird der Zuschauerrekord durch den für ein Handballspiel ungewöhnlichen Austragungsort. In der Düsseldorfer Fußballarena fand noch nie ein Handballspiel statt, aber es ist möglich. Der Rasen wird aus der Arena "gefahren" und das Dach geschlossen - fertig ist ein ganz besonderer Handball-Tempel.
Vorbereitung auf WM-Triumph 2007 ebenfalls in Schleswig-Holstein
Das Eröffnungsspiel hat aber auch eine große sportliche Bedeutung. Dem Verlierer droht das Vorundenaus - ein Szenario, das die deutsche Mannschaft unbedingt verhindern will. Ihr Ziel ist zunächst das Halbfinale, was schwer genug wird. Denn Weltmeister Dänemark, Titelverteidiger Schweden, Frankreich, Spanien und die starken Norweger sind die eigentlichen Favoriten. Deutschland gehörte nach dem überraschenden EM-Sieg 2016 bei den folgenden Turnieren nie zu den Halbfinalisten.
Der Heimvorteil und natürlich eine gute Vorbereitung können vielleicht dafür sorgen, dass die Mannschaft vom früheren Trainer des THW Kiel, Alfred Gislason, wie schon bei der WM 2007 für ein Handball-Wintermärchen sorgt. Vor 17 Jahren wurde Deutschland in Köln Weltmeister. Damals wie heute bereiteten sich die deutschen Handballer in Schleswig-Holstein auf die Titelkämpfe vor.