"Recken" starten in die Saison: Große Herausforderung durch Europacup
Für die TSV Hannover-Burgdorf beginnt eine spannende Saison. Neben der Handball-Bundesliga und dem DHB-Pokal spielen die "Recken" auch in der European League. Ein Testspielsieg gegen Barcelona macht Mut. Trainer Christian Prokop schilderte im NDR Sportclub, was sein Team ausmacht.
Die Erwartungen an das Gastspiel des FC Barcelona waren groß, und am Ende wurde es sogar noch schöner als erhofft. Für die TSV Hannover-Burgdorf bildete die Partie gegen den elfmaligen Gewinner der Champions League den perfekten Abschluss der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Stammvereins. Mehr als 9.000 Zuschauer in der heimischen Arena, und als Krönung gelang den "Recken" gegen das Star-Ensemble des ehemaligen TSV-Trainers Carlos Ortega ein 40:38 (19:21). Dessen Nachfolger Prokop sprach bei seinem Besuch im NDR Sportclub von einem "Spektakel".
Größer denken, mutiger werden
In dem Duell mit den Katalanen steckt durchaus Symbolik. Da ist ein niedersächsischer Verein, der im Norden stets im Schatten des THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt stand und steht, der aber dabei ist, die Grenzen zu verschieben. Größer zu denken, mutiger zu werden, ohne dabei zu forsch und fordernd aufzutreten. Und Aufeinandertreffen mit Barcelona oder anderen internationalen Top-Clubs sind das, was sich für die "Recken" vielleicht einmal am Horizont abzeichnen könnte.
Hannover-Burgdorf in der European League gegen Ystad
Der Club hat auf diesem weiten Weg zumindest schon einen guten Schritt getan. In der vergangenen Saison gelang der 2009 in die Bundesliga aufgestiegenen TSV als Tabellensechste die Qualifikation für die European League - und anders als vor drei Jahren wurde dieses Mal nicht auf eine Teilnahme am Europapokal verzichtet. Prokop: "Wir haben eine Bundesliga-Saison hingelegt, die nahezu am Maximum war. Jetzt sind wir natürlich Herausforderer in der zweiten Saison."
Und das gleich doppelt - national wie international. Heute um 19 Uhr steht der Saisonauftakt in der Liga beim HC Erlangen an. Und nur zwei Tage später folgt in der Qualifikation zur Gruppenphase in der European League das Hinspiel beim schwedischen Club Ystads IF HF. Das Rückspiel in Hannover findet am 2. September statt. Sollten sich die Norddeutschen im Duell mit den Skandinaviern durchsetzen, würden sie einer der acht Hauptrunden-Vierergruppen zugelost.
Geschlossenheit im TSV-Team statt Super-Stars
Prokop sieht sein Team gewappnet für die ersten Auftritte in der Liga und die beiden Partien mit Ystad. "Wir haben eine gute Vorbereitungsphase hinter uns", sagte der frühere Bundestrainer, der bei seinem jetzigen Team auf eines baut: Geschlossenheit.
"Wir sind eine Mannschaft, die sich vor allem über den Mannschaftsbegriff definiert und kommt. Wenn alle bereit sind, ihr Investment richtig reinzugeben in dieses Team, natürlich unterstützt von vielen Fans, dann ist die Mannschaft sehr gut unterwegs", sagte der 44-Jährige, der aber auch weiß: "Lassen wir ein bisschen nach, machen wir ein bisschen weniger, dann haben wir auch nicht diese Super-Stars drin, die für uns an schlechten Tagen ein Spiel im Alleingang entscheiden."
"Recken" mit zwei U21-Weltmeistern im Team
Auffallend bei den "Recken" ist, dass der Verein seit Jahren schon auf die Integration von Spielern aus dem eigenen Nachwuchs setzt. Und das immer wieder mit herausragenden Ergebnissen. Beim WM-Triumph der deutschen U21-Handballer im Juni und Juli waren etwa die TSV-Spieler Justus Fischer als Abwehrchef und Renars Uscins als Kapitän Führungsspieler des DHB-Teams.
"Wir haben großes Glück mit ihm." U21-Weltmeister Justus Fischer über Prokop
Für Fischer hat sein Coach einen enormen Anteil an seiner Entwicklung. "Es ist ja nicht der Regelfall in der stärksten Liga der Welt, die jungen Spieler viel spielen zu lassen. Da haben wir großes Glück mit ihm, dass er so auf die jungen Spieler setzt", sagte Fischer dem NDR.
Allerdings wurden bei der TSV für die größere sportliche Herausforderung auch gestandene Kräfte verpflichtet. Von Aalborg Handbold kam Torhüter Simon Gade, von RK Celje der slowenische Spielmacher Tilen Strmljan, und von der HSG Wetzlar Kreisläufer Adam Nyfjäll als Ersatz für Evgeni Pevnov, der zum dänischen Club Fredericia HK wechselte.
Ziel der "Recken": Rückstand auf Top Five verkürzen
Sportchef Sven-Sören Christophersen und Trainer Prokop haben ein Team zusammengestellt, dem wieder einiges zuzutrauen ist. In der angestrebten Entwicklung der Mannschaft soll nun der nächste Schritt folgen: den Rückstand auf jene fünf Vereine verringern, die in der Abschlusstabelle der vergangenen Saison vor den "Recken" standen.
"Wir wollen näher ran, sicherlich", sagte Prokop. "Hinter den Top Five, also Kiel, Flensburg, Magdeburg, Berlin und auch den Rhein-Neckar Löwen, geht es darum, in einem Tabellenmittelfeld, das in keiner anderen Liga der Welt so stark ist wie bei uns, am konstantesten durch die Saison zu gehen. Und das mit einer Mannschaft, die fünf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs integriert - das ist unser Ziel. Das ist ein Entwicklungsauftrag - und auch ein Leidenschaftsauftrag."
Heute geht es damit los mit dem Gastspiel in Erlangen, wo die Norddeutschen schon häufiger gastiert hatten. Und dann folgt die Partie im südschwedischen Ystad. Die TSV Hannover-Burgdorf kommt langsam in einer größeren Handball-Welt an.