Melsungen nächster Akt in Flensburgs "Woche der Wahrheit"
Die SG Flensburg-Handewitt erlebt eine emotionale Reise in ihrer Woche der Wahrheit. Der Niederlage bei den RN Löwen und dem Trainerwechsel folgte ein Sieg gegen die Füchse Berlin. Die nächste schwere Hürde ist am Donnerstag das Pokal-Viertelfinale bei der MT Melsungen.
Ausgerechnet Melsungen. Die Nordhessen hatten mit dem kleinen Spanier Erik Balenciaga (1,69 Meter) und dem riesigen Letten Dainis Kristopans (2,15 Meter) schon in der vergangenen Saison die größte Rückraum-Amplitude, jetzt weisen sie auch die größte Konstanz auf. Die MT-Handballer, die ihre Heimspiele in Kassel austragen, sind Tabellenführer und stehen erstmals in ihrer Vereinsgeschichte vor dem Gewinn der inoffiziellen Herbstmeisterschaft.
Am Montag gewannen sie mit 29:24 beim VfL Gummersbach. "Es war ein kompliziertes Spiel, wir haben aber sehr effektiv im Angriff gespielt", bilanzierte MT-Trainer Roberto García Parrondo. Das Team des Spaniers wurde vor der Saison nicht unbedingt personell verstärkt, es wirkt aber mental gestärkt und reifer.
Eggert setzt auf mannschaftliche Geschlossenheit
Vor drei Wochen lieferte sich die MT Melsungen mit den Flensburgern 50 Minuten lang ein offenes Duell, um in den letzten zehn Minuten mit einem 8:0-Lauf zu einem 33:24-Erfolg zu eilen. Für die Nordlichter war es ein Einbruch, der viele Fragen aufwarf. Die anschließenden Analysen leitete noch Nicolej Krickau. Am Sonnabend wurde der Chefcoach beurlaubt. Die Erkenntnisse hat nun sein bisheriger Assistenztrainer Anders Eggert umzusetzen.
"Taktisch sind es nur Kleinigkeiten, die wir umstellen werden, und die man von außen vielleicht gar nicht sehen wird", sagt der 42-jährige Däne vor der Partie, die am Donnerstagabend um 20 Uhr angeworfen wird. "Das Entscheidende wird sein, dass die Mannschaft geschlossen zusammensteht." So wie am Montag beim Sieg gegen die Füchse Berlin, als - anders als so oft - alle 15 Profis zum Einsatz kamen.
Der SG-Weg? Über Hannover und Kassel nach Köln
Mitte April wird das Final Four um den DHB-Pokal zum dritten Mal in Köln ausgetragen. Flensburg war die bisherigen Male am Rhein dabei und wurde jeweils Dritter. Während die SG in den jüngsten beiden Spielzeiten bis zum Viertelfinale stets auf die Unterstützung der "Hölle Nord" setzen konnte, war und ist sie in dieser Serie auswärts gefordert.
Im Achtelfinale nahmen die Schleswig-Holsteiner die Hürde Hannover, nun geht es nach Kassel. "Es ist klar, dass wir unseren besten Handball spielen müssen, um nach Köln zu kommen", sagt Ljubomir Vranjes. Der Sportliche Leiter unterstützt Anders Eggert beim Coaching auf der Bank, bis ein neuer Cheftrainer gefunden ist.
Smits: "Das beste Rezept gegen Unsicherheit sind Siege"
Aus Flensburger Sicht waren die Melsunger lange Zeit ein Punktelieferant. Doch in den jüngsten drei Begegnungen, allesamt in diesem Kalenderjahr, hat sich das Momentum gedreht. Im Frühling trennten sich beide Teams in Kassel mit einem Remis, ehe eine Woche später die Nordhessen im Pokal-Halbfinale von Köln die Nordlichter überraschten. Und schließlich gab es die Pleite vor drei Wochen.
Positiven Schwung soll der Auftritt gegen die Füchse Berlin bringen. "Das beste Rezept gegen Unsicherheit sind Siege", betont Kay Smits. Der Linkshänder trumpfte gegen den Tabellenzweiten auf wie lange nicht mehr. Als Ruhepol im Angriff erwies sich zudem Jim Gottfridsson. Der routinierte Schwede lächelte: "Es war gut, dass wir endlich mal ein enges Spiel gewonnen haben." In Kassel dürfte es wieder spannend werden.