Handballer Johannes Golla in Aktion bei der WM 2023. © IMAGO / Kessler-Sportfotografie

Handball-WM: DHB-Kapitän Golla - Führungsspieler und "Arbeitstier"

Stand: 18.01.2023 13:26 Uhr

Johannes Golla ist der Aufsteiger der vergangenen Jahre im deutschen Handball: Der Kreisläufer von der SG Flensburg-Handewitt bestritt erst vor knapp vier Jahren sein erstes Länderspiel - nun ist er bei der WM in Polen und Schweden Kapitän der DHB-Auswahl.

von Jan Kirschner

"Für mich und jeden anderen ist ein solches Ereignis ein Highlight", sagt der 25-Jährige. "Unser großes Ziel ist es, dichter an die Weltspitze heranzukommen." Das erste Zwischenziel auf dem Weg zur ersten Medaille seit 2016 ist erreicht: Die DHB-Auswahl zog verlustpunktfrei in die Hauptrunde ein und besitzt somit große Chancen, in der Sechser-Staffel als Tabellenerster oder -zweiter ins Viertelfinale vorzudringen.

Duell mit den Vereinskollegen Röd und Sögard

Zunächst geht es gegen die unorthodoxen Argentinier (Donnerstag, 18 Uhr) und die überraschend stark auftrumpfenden Niederländer (Sonnabend, 20.30 Uhr). Die Partie gegen den Mitfavoriten Norwegen (Montag, 20.30 Uhr) ist womöglich schon das Duell um den ersten Rang.

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Bei den Skandinaviern spielen auch die Flensburger Vereinskollegen Magnus Röd und Göran Sögard. "Wir haben uns mal geschrieben", erzählt Golla. "Aber da wir bisher mehr oder weniger parallel unsere Spiele hatten, habe ich von den Norwegern noch nicht viel mitbekommen." Immerhin: Am Dienstag beim Abendessen der deutschen Mannschaft lief schon mal die Partie zwischen den Niederlanden und Norwegen auf einem TV-Bildschirm.

Geboren in Rheinhessen, aber gefühlter Norddeutscher

Golla ist in Flensburg Führungsspieler, Kapitän, ein Gesicht des Vereins - und gefühlt ein richtiges Nordlicht. Dabei wurde er im rheinhessischen Eltville, rund 14 Kilometer westlich von Wiesbaden geboren und wechselte erst im Sommer 2018 an die deutsch-dänische Grenze. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er am Rhein. Die Familie ist vom Handball geprägt, die jüngere Schwester Paulina spielt beim Bundesligisten VfL Oldenburg.

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Bundestrainer Alfred Gislason (l.) klatscht mit Handball-Nationalspieler Johannes Golla ab. © IMAGO / Kessler-Sportfotografie

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Das große Talent von Golla deutete sich frühzeitig an. Es hagelte Berufungen in die DHB-Nachwuchsteams. Bundesligist MT Melsungen lockte mit einem ersten Profi-Vertrag, aber schon bald hatte Flensburgs Trainer Maik Machulla den 1,95 Meter großen Kreisläufer auf seiner Kandidatenliste. Als noch Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek die DHB-Auswahl am Kreis und in der Abwehr prägten, war sich der SG-Coach sicher, dass Golla ein wichtiger Protagonist der Nachfolge-Generation sein würde.

Golla: Hohe Konstanz in Angriff und Abwehr

Im hohen Norden erwischte der Neuzugang einen Traumstart: Mit der SG wurde er nicht nur auf Anhieb deutscher Meister, sondern imponierte gleichzeitig mit einer besonderen persönlichen Entwicklung. "Arbeitstier" Golla erreichte eine unheimlich hohe Konstanz in Angriff und Abwehr. Auch an freien Tagen geht er in den Kraftraum, um seinen 110 Kilogramm schweren Athletenkörper zu stählen. Seit dieser Saison ist er nicht nur Führungsspieler der Flensburger, sondern auch ihr Kapitän. In Kürze wird er zum zweiten Mal Vater.

Nachdem Golla im März 2019 sein Länderspiel-Debüt feierte, zählte er auch bei der Europameisterschaft 2020 zum deutschen Kader und wurde in Wien gegen Belarus erstmals auf das Spielfeld geschickt. Nach dem Trainerwechsel in der DHB-Auswahl wurde seine Rolle noch größer. "Er ist zu einem absoluten Weltklassespieler gereift und übernimmt viel Verantwortung", adelte ihn Bundestrainer Alfred Gislason. Kurz darauf ernannte er den Flensburger zum neuen Kapitän.

"Doppeltes Kapitänsamt"

Golla trägt aufgrund der intensiven Zweikämpfe am eigenen und gegnerischen Kreis keine Binde, hat sein "doppeltes Amt" inzwischen aber voll angenommen. Im Verein ist er auch in die organisatorischen Abläufe eingebunden, in der DHB-Auswahl ist der logistische Rahmen vorgegeben. Es geht hauptsächlich um die Teamstruktur. "Während wir bei der SG über Monate zusammen sind und immer mal wieder Gespräche geführt werden können, muss es bei der DHB-Auswahl immer schnell gehen, dass wir zusammenfinden", so Golla.

Daher war ihm auch das eigentlich bedeutungslose, letzte Vorrundenspiel gegen Algerien (37:21) wichtig. "Wir haben uns nicht gesagt, dass wir gegen Algerien spielen, sondern dass wir Vollgas geben wollen", erklärte der Kapitän. "Es ging um die Bereitschaft, der Mannschaft zu helfen - die muss bei allen vorhanden sein." Mit einem gereiften Team soll es nun weitergehen als vor zwei Jahren bei der letzten Weltmeisterschaft in Ägypten - mindestens ins Viertelfinale.

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 18.01.2023 | 15:17 Uhr

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