Handball-EM: Dänemark auf der Jagd nach dem "feinsten Metall"
Dänemark ist bei der gerade laufenden Handball-Europameisterschaft in Deutschland der Topfavorit - dabei fällt die jüngere EM-Bilanz mager aus. Das will der dreimalige Weltmeister ändern. Helfen sollen dabei viele aktuelle und ehemalige Spieler der SG Flensburg-Handewitt, des THW Kiel und der TSV Hannover-Burgdorf.
Eingerahmt von ganz vielen Dannebrog-Abbildungen stand auf einem Fan-Banner in Reimform eine Botschaft an Nationaltrainer Nikolaj Jacobsen und das dänische Team: "Nikolaj og alle mand, vis så verden hvad I kan". Jacobsen, früherer Linksaußen des deutschen Handball-Rekordmeisters THW Kiel, und seine Männer sollen der Welt zeigen, was sie können.
Genau das haben die Dänen in den vergangenen zwei Jahrzehnten so manches Mal getan, in der jüngeren Vergangenheit aber kurioserweise eher bei Welt- als bei Europameisterschaften.
Bislang letzter EM-Titel vor zwölf Jahren
Während das Team um Kapitän Mikkel Hansen (Aalborg Håndbold) zuletzt dreimal in Folge Weltmeister wurde, liegt der bislang letzte EM-Titel schon einige Zeit zurück: 2012 gelang in Serbien der Triumph durch einen Finalsieg gegen den Gastgeber. Seitdem bei Europameisterschaften: einmal Silber im eigenen Land (2014) und einmal Bronze vor zwei Jahren - für dänische Verhältnisse ist das recht mager.
"Wir wollen die Euro zu 100 Prozent gewinnen." Simon Pytlick, SG Flensburg-Handewitt
Und diese Bilanz soll nun in Deutschland aufpoliert werden, mindestens mit einer Medaille, besser noch mit dem EM-Titel. Es wäre dann der insgesamt dritte nach 2008 und eben 2012. Um ihr Turnierziel machen Jacobsens Schützlinge auch kein Geheimnis. "Wir wollen die Euro zu 100 Prozent gewinnen, daran besteht kein Zweifel", sagte Rückraumspieler Simon Pytlick vom Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt. "Wir sind uns jedoch bewusst, dass es ein langer Weg ist, bis wir mit dem feinsten Metall um den Hals dastehen können."
Der Auftakt konnte sich schon mal sehen lassen. Am Donnerstagabend gelang gegen Tschechien in München im ersten Vorrundenspiel ein 23:14. Griechenland am Samstagabend wird auch keine Hürde für die Dänen sein. Schwerer wird dann die Partie am Montagabend gegen Portugal sein, dann geht es vermutlich auch schon um Punkte, die in die Hauptrunde mitgenommen werden.
Dort - in Hamburg - stehen dann aller Voraussicht nach skandinavische Festspiele an. Auch Schweden und Norwegen sollten es in die zweite Turnierphase und damit in die Hansestadt schaffen.
Fünf Flensburger und ein Kieler im dänischen Kader
Die Zuschauer in Hamburg werden dann, vor allem im dänischen Team, zahlreiche Spieler zu sehen bekommen, die sie aus norddeutschen Clubs kennen. Vom dreimaligen deutschen Meister Flensburg-Handewitt sind gleich fünf Profis dabei: Neben Rückraumschütze Pytlick auch die Außen Emil Jakobsen (links) und Johan Hansen (rechts, zuvor auch TSV Hannover-Burgdorf) sowie Spielmacher Mads Mensah Larsen und Kreisläufer Lukas Jörgensen. Vom THW Kiel steht diesmal nur einer im 19er-Kader: Linksaußen Magnus Landin.
Niklas Landin und Nielsen bilden das Torwart-Duo
Dessen Bruder Niklas Landin ist weiterhin die Nummer eins im Tor. Der frühere THW-Keeper, der im vergangenen Sommer von Kiel nach Aalborg wechselte, bildet mit Emil Nielsen (FC Barcelona) das Gespann im Tor. Gerade auf dieser Position sind die Dänen herausragend stark besetzt - zum Leidwesen von Kevin Möller (Flensburg-Handewitt) und Simon Gade (TSV Hannover-Burgdorf), die es beide nicht in den 19er-Kader geschafft haben.
"Dänemark ist glasklarer Favorit." Norwegens Top-Star Sander Sagosen
Der schwächeren dänischen EM-Bilanz der vergangenen Jahre zum Trotz - die Dänen sind der erste Anwärter auf den Titel. Nicht nur für die Wettanbieter, auch für den norwegischen Starspieler Sander Sagosen. "Wenn du mich fragst, ist Dänemark glasklarer Favorit", sagte der ehemalige THW-Spieler. "Sie sollten die EM gewinnen. Etwas anderes wäre ein Fiasko für sie."
Es dürften den selbstbewussten Dänen auch nicht allzu viel ausmachen, dass da jemand versucht, ihnen auf ihrem angestrebten Weg noch ein bisschen mehr Druck aufzuladen.