Johannes Golla (l., SG Flensburg-Handewitt) und Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf) © IMAGO / eu-images

Handball-Bundesliga: Drei Nordtrümpfe im engsten Titelrennen aller Zeiten

Stand: 25.11.2024 14:21 Uhr

Gleich neun Teams dürfen aktuell vom Gewinn der deutschen Handball-Meisterschaft träumen, darunter die TSV Hannover-Burgdorf, die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel. Nächster Stopp im packenden Titelrennen: das Spitzenspiel Melsungen - Flensburg am Freitagabend.

von Christian Görtzen

Wenn Spieler, Trainer, Funktionäre oder Experten über die deutsche Handball-Bundesliga (HBL) sprechen, taucht häufig noch ein Superlativ auf: "die stärkste Liga der Welt." Es ist auch ein von gewissem Stolz getragener Gruß an die anderen großen Handball-Nationen, in erster Linie in Richtung Spanien mit ihrer Liga Plenitude, die bis Januar dieses Jahres noch Liga Asobal hieß. Aktuell lässt sich zugunsten der HBL dieser Superlativ sogar noch erweitern - in: "die stärkste Liga der Welt mit dem engsten Titelrennen aller Zeiten!"

Vier Punkte zwischen Rang eins und neun

Denn so dicht wie derzeit lagen seit der Liga-Aufstockung auf 18 Clubs (1999/2000) die ersten neun Teams nach rund einem Drittel der Saison noch nie beisammen. Zwischen dem überraschenden Spitzenreiter MT Melsungen (18:4 Punkte) und dem Neunten TBV Lemgo Lippe (14:8) sind es nach elf Spieltagen ganze vier Zähler.

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Ein Handball liegt im Tornetz. © picture-alliance Foto: Frank Hoermann / Sven Simon

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Mittendrin drei Nordteams, die noch dazu in einer spannenden Reihenfolge angeordnet sind: Die aktuelle Nummer eins im Norden ist die von Christian Prokop trainierte TSV Hannover-Burgdorf (18:4) auf Rang zwei. Die zuletzt so stark auftrumpfende SG Flensburg Handewitt (17:5) ist Dritter, und Rekordmeister THW Kiel steht mit 14:8 Punkten auf Platz sieben.

In der Saison 2006/2007 ähnlich eng

Ähnlich eng wie in dieser Spielzeit war es lediglich in der Saison 2006/2007, als es zwischen dem damaligen Ersten Kiel und dem Neunten TV Großwallstadt nach elf Spieltagen fünf Punkte waren. Oftmals war das Feld der Titelkandidaten hingegen schon zu diesem Saison-Zeitpunkt auf einige wenige Vereine zusammengeschrumpft: In der Serie 2018/2019 hatte der spätere Meister Flensburg-Handewitt bei einem makellosen Start von 22:0 Punkten satte zwölf Zähler Vorsprung auf den Neunten Hannover-Burgdorf (10:12).

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Heute, sechs Jahre später, sind die "Recken" unter dem ehemaligen Bundestrainer Prokop zu einem echten Kandidaten auf den Gewinn der deutschen Meisterschaft avanciert. Unterstrichen haben die Niedersachsen dies am vergangenen Sonnabend, als zu Hause durch einen 5:0-Lauf in den letzten Minuten ein 28:27 gegen den Titelverteidiger SC Magdeburg gelang. Nur aufgrund einer um sieben Treffer schlechteren Tordifferenz liegt die TSV in der Tabelle hinter dem punktgleichen Spitzenreiter Melsungen auf Rang zwei.

...doch TSV-Trainer Prokop warnt vor Träumereien

Prokop ist aber schon darum bemüht, die Euphorie etwas zu dämpfen. "Es ist immer wieder mental sehr wichtig für uns, dass wir von Grund auf bereit sind, uns alles für jeden Spieltag zu erarbeiten", sagte der Coach dem NDR. "Bei Träumereien werden wir in dieser Liga ganz schnell auf den Boden der Tatsachen geholt." Richtig ist aber auch: Für die "Recken" könnte es am kommenden Wochenende, wenn Spieltag Nummer zwölf auf dem Programm steht, sogar noch etwas weiter nach oben gehen. Der Sprung auf Platz eins erscheint möglich.

Dritter Flensburg-Handewitt nun zu Spitzenreiter Melsungen

Schließlich ist der zuletzt so starken SG Flensburg-Handewitt am Freitag (20 Uhr) auch im Spitzenspiel beim Tabellenführer Melsungen ein Punktgewinn zuzutrauen. Käme es dazu, könnten die "Recken" am Sonntag (16.30 Uhr) mit einem Sieg beim TBV Lemgo Lippe vorbeiziehen. Leicht ist die Aufgabe beim Tabellenneunten allerdings auch wiederum nicht, haben die Ostwestfalen doch von ihren bislang sechs Heimspielen fünf gewinnen können.

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Enttäuschung bei den Handballern des THW Kiel © picture alliance/dpa Foto: Axel Heimken

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In Flensburg sehen sich derweil gewappnet für das Bundesliga-Topspiel bei den Nordhessen. Darauf liegt eindeutig schon der Fokus - das letzte Gruppenspiel in der European League am Dienstagabend (20.45 Uhr) zu Hause gegen den tschechischen Club HCB OKD Karvina ist sportlich ohne Bedeutung, da die Schleswig-Holsteiner sicher als Gruppenerster in die nächste Runde einziehen werden. SG-Trainer Nicolej Krickau nannte den souveränen Heimerfolg gegen Lemgo Lippe, den wettbewerbsübergreifend achten Sieg in Serie, "eine bestandene Prüfung. Zwei Punkte sind immer gut in der stärksten Liga der Welt."

"Den aktuellen Flow wollen wir mitnehmen." SG-Spieler Lasse Möller

Und SG-Rückraumspieler Lasse Möller, der vorzeitig seinen Vertrag bis 30. Juni 2028 verlängerte, blickte schon voraus auf das Spitzenspiel bei der MT, die am vergangenen Sonnabend überraschend mit 31:32 beim ThSV Eisenach unterlag. "Bei uns sind alle dabei, alle sind frisch und können gut weiterarbeiten. Den aktuellen Flow wollen wir mitnehmen", sagte der Däne.

THW Kiel durch acht Minuspunkte unter Erfolgsdruck

Weit weg von einem Flow ist dagegen Rekordmeister THW Kiel. Normalerweise sind acht Minuspunkte nach elf Spieltagen schon zu viel, um angesichts weiterer schwerer Herausforderungen noch eine realistische Chance auf den Gewinn der Meisterschaft zu haben. Da die Topteams in dieser Saison aber so eng beieinanderliegen und es keine Übermannschaft gibt, ist für die "Zebras" noch nicht alles vorbei. Allerdings, und das wissen sie beim THW natürlich, dürften dafür in den restlichen sechs Bundesligaspielen des Kalenderjahres eigentlich keine weiteren Punktverluste mehr hinzukommen.

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Nach dem sportlich ebenfalls unbedeutenden European-League-Spiel gegen den serbischen Club Novi Sad (Dienstag, 18.45 Uhr) ist am Sonnabend (19 Uhr) die HSG Wetzlar im Spiel um Bundesligapunkte zu Gast. Am vergangenen Freitag richtete THW-Trainer Filip Jicha nach dem 30:24 beim VfL Gummersbach "ein großes Lob an meine Mannschaft. Ich freue mich auch über die Energie, mit der wir uns die zwei Punkte verdient haben", sagte der Tscheche.

Ausgeschlossen erscheint es in dieser Saison nicht, dass am Ende doch die "Zebras" ganz oben stehen könnten - im engsten Titelrennen aller Zeiten.

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 29.11.2024 | 22:17 Uhr

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