Stand: 22.08.2013 15:59 Uhr

Schatzschneider: "Wir haben auch gedopt"

Dieter Schatzschneider © picture alliance / dpa Foto: Jens Wolf
Nimmt in Sachen Doping kein Blatt vor den Mund: Dieter Schatzschneider.

Erst Franz Beckenbauer, dann Bernd Schuster und Paul Breitner sowie jüngst Klaus Allofs und Rudi Völler - immer mehr Fußball-Stars von einst plaudern über leistungssteigernde Mittel während ihrer aktiven Zeit. Während die meisten jedoch allgemein von "irgendwelchen Sachen" (Schuster) sprechen oder behaupten, nichts davon mitbekommen zu haben (Allofs, Völler), ist in Dieter Schatzschneider nun ein weiterer Bundesliga-Star der 80er-Jahre konkreter geworden: "Ich weiß das noch ganz genau. Mir soll keiner erzählen, dass das nicht bekannt war mit dem Captagon. Da müssten ja alle im Westen völlig verblödet sein!", sagte der Zweitliga-Rekordtorschütze (154 Treffer) und heutige Berater von Hannover-96-Präsident Martin Kind in einem Exklusivinterview mit NDR Info.

"Die Präparate wurden im Bus herumgeschmissen"

"Da muss man nicht rumheucheln oder alles auf den Osten schieben. Wir waren genauso dran, wir haben hier genauso gedopt im Westen. Früher gab's das so, da wurden die im Bus rumgeschmissen die Präparate, da brauchte man nur zugreifen. Captagon - das ist ein Aufputschmittel. Das haben Fußballer halt früher genommen. Die flogen manchmal durch den Bus, die flogen manchmal unter der Toilette durch, wenn du da gesessen hast, die waren überall die Viecher", sagte Schatzschneider. Captagon stand als klassisches Aufputschmittel schon ab 1972 auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf der Liste der verbotenen Präparate.

"Nimm doch mal dies, nimm doch mal das"

Er selbst habe nie zugegriffen, sagte Schatzschneider NDR Info, aber er sei Augenzeuge gewesen, wie andere Spieler sich gedopt hätten. Namen wollte er nicht nennen. "Die Spieler sind nicht doof gewesen, die wussten schon, was das ist. Die haben sich davon versprochen, länger laufen zu können. Da hat einer damit angefangen und dann geht das wie so ein Lauffeuer - nimm doch mal dies, nimm doch mal das." Die von der Dopingstudie der Humboldt-Universität ausgelöste Debatte ist in Schatzschneiders Augen "völlig sinnlos, absolut hirnrissig". Es müsse nun ein Schlusstrich gezogen werden: "Das ist doch Vergangenheit, die Tabletten sind doch genommen. Viel wichtiger wäre es doch zu sagen, wir gucken jetzt mal zu, dass das für die Zukunft nicht passiert. Dass unsere Kinder nicht mit dem Zeug in Verbindung gebracht werden."

Allofs: "Es wurde nicht gedopt"

Allofs kritisierte Schatzschneider für dessen Aussagen und widersprach entschieden. "Ich bleibe lieber bei der Wahrheit und die lautet: Es wurde nicht gedopt", sagte der heutige Geschäftsführer des VfL Wolfsburg am Donnerstag. Der frühere deutsche Nationalspieler hatte zuvor bereits beteuert, von Doping während seiner aktiven Zeit nichts mitbekommen zu haben.

Dieses Thema im Programm:

Aktuell | 22.08.2013 | 09:00 Uhr

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