Hansa Rostock gegen Wehen Wiesbaden: Wer entfacht den Sturm?
Zwischen Hoffen und Bangen: Hansa Rostock stellt vor dem Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden die schwächste Offensive der Liga. Im Kampf gegen den Zweitliga-Abstieg brauchen die Mecklenburger dringend Tore und Punkte.
Diesen Fehler schien Sveinn Aron Gudjohnsen geahnt zu haben. Viel zu kurz geriet der Rückpass von HSV-Angreifer Ransford-Yeboah Königsdörffer. Hansas isländischer Neuzugang spritzte dazwischen, umkurvte Keeper Matheo Raab und schob den Ball zum 2:1 ins leere Tor. Die Rostocker hatten dank ihrer Stürmer - den ersten Treffer hatte Juan José Perea erzielt - das Nordduell acht Minuten vor Schluss gedreht und das ausverkaufte Ostseestadion damit in ein Tollhaus verwandelt.
"Wir brauchen wieder mal ein Stürmertor. Aber die Jungs brauchen Vertrauen. Ich bin zuversichtlich, dass der Knoten bald platzt." Hansa-Coach Mersad Selimbegovic
Doch die Freude hielt nur kurz: Die Hamburger glichen wenig später zum 2:2-Endstand aus. Und auch die tolle Offensivleistung blieb nur eine schöne Erinnerung. Das erste Saisontor von Gudjohnsen am 17. Februar ist das bisher letzte Stürmer-Tor der Besatzung der "Kogge". Mit 24 Toren in 27 Spielen stellt Hansa mittlerweile die schlechteste Offensive der Liga.
Und so ist es kein Wunder, dass Mersad Selimbegovic vor dem Heimspiel heute gegen den SV Wehen Wiesbaden (18.30 Uhr, im NDR Livecenter) erklärte: "Wir brauchen wieder mal ein Stürmertor." Und wie das klappen soll, verriet der Bosnier auch: "Die Jungs brauchen Vertrauen. Ich bin zuversichtlich, dass der Knoten bald platzt."
2023 und 2024: Hansa tritt auf der Stelle - wenn überhaupt
Die Rostocker Saison ist ein stetes Auf und Ab. Und wie das 2:2 gegen den großen HSV nichts für schwache Nerven. Das war schon unter Selimbegovic-Vorgänger Alois Schwartz so. Den 2:1-Erfolg bei der SV Elversberg holten die Mecklenburger beispielsweise durch zwei Perea-Treffer tief in der Nachspielzeit (90.+10 und 90.+13). Durch den Dreier grüßte Hansa gar nach dem zweiten Spieltag von der Tabellenspitze.
Am 16. Spieltag rutschten die Norddeutschen auf den Abstiegsrelegationsrang. Nach dem 0:3 zum Rückrundenauftakt in Nürnberg - da hatte Selimbegovic gerade Schwartz ersetzt - erstmals auf einen direkten Abstiegsplatz. Dort stand Hansa auch vor einem Jahr, als Schwartz Patrick Glöckner ersetzte und das Team noch sensationell zum Klassenerhalt führte. Selimgebovics Bilanz hingegen macht bisher nicht sonderlich viel Mut: Aus seinen ersten zehn Spielen holte Rostock elf Punkte. Das bedeutet auch in der Rückrunden-Tabelle nur Platz 16.
Für Wehen Wiesbaden soll es "nicht so angenehm" werden
In Aufsteiger Wehen Wiesbaden erwartet der Coach "einen sehr kompakten, geduldigen und konterstarken Gegner". Seine Mannschaft solle das Spiel bestimmen, müsste aber gleichtzeitig "höllisch aufpassen". Der 41-Jährige prophezeit "ein Geduldsspiel". Ohnehin keine schöne Aussicht. Aber für die "Kogge", bei der auch unter Selimbegovic hartes Schuften statt leichtfüßigem Offensivfußball angesagt ist, eine Herkules-Aufgabe.
Gleichzeitig ist klar, dass Hansa liefern muss. Mit einem Sieg könnte der Club mit den Hessen nach Punkten gleichziehen und ein weiteres Team in den Abstiegsstrudel reißen. "Es ist kein Endspiel, aber enorm wichtig. Wir sind in der Pflicht", weiß Selimbegovic, der personell aus dem Vollen schöpfen kann.
Gegen den Aufsteiger soll es im Ostseestadion wieder Grund zum Jubeln geben - wie gegen den HSV. "Freitagabend, Flutlicht, Heimspiel - das ist immer etwas Besonderes", betonte der Fußball-Lehrer und fügte hinzu: "Wir freuen uns auf diese Energie. Für den Gegner wird es vielleicht nicht so angenehm."
Mögliche Aufstellungen:
Hansa Rostock: Kolke - David, Roßbach, Stafylidis - Neidhart, Dressel, Vasiliadis, Rossipal - Pröger, Ingelsson - Junior Brumado
Wehen Wiesbaden: Stritzel - Mockenhaupt, Mathisen, Vukotic, Carstens - Heußer, Taffertshofer - Goppel, Bätzner, Lee - Prtajin