Holstein Kiel: Sieg in Wiesbaden - Aufstiegsmatchball gegen Düsseldorf
Neuer Spitzenreiter der 2. Liga und nur noch einen kleinen Schritt vom historischen Bundesliga-Aufstieg entfernt: Holstein Kiel hat mit seinem nicht schönen, aber wichtigen 1:0 (0:0)-Auswärtssieg am Sonntag beim SV Wehen Wiesbaden die Tür zur 1. Liga weit aufgestoßen.
Die Feier mit den Fans nach dem Schlusspfiff in Wiesbaden hatte bereits etwas Aufstiegsparty-Feeling. "Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey", skandierte der "Störche"-Anhang und die Mannschaft hüpfte und feierte vor der Kurve ausgelassen mit.
Dank des Treffers von Timo Becker (65.) haben die Schleswig-Holsteiner ihren 20. Saisonsieg eingefahren, zwei Spieltage vor Schluss mit 64 Punkten die Tabellenführung übernommen und könnten nun am kommenden Sonnabend (20.30 Uhr, im NDR Livecenter), wenn Verfolger Fortuna Düsseldorf zu Gast im Holstein-Stadion ist, auf eigenem Rasen eine richtige Aufstiegsparty feiern.
"Wir haben Lust auf mehr und das werden wir nächste Woche zeigen." Holstein-Trainer Marcel Rapp
"Ich weiß nicht, wie weit die Tür aufgestoßen ist, wir wollen unser Ding machen", sagte Rapp, der das böse Wort mit "A" immer noch vermied, aber zumindest eine kleine Aufstiegs-Kampfansage machte: "Wir haben Lust auf mehr und das werden wir nächste Woche zeigen."
Holtby: "Hoffe, dass wir es vollenden und uns belohnen"
Lewis Holtby wagte sich etwas weiter vor. "Ich hoffe, dass wir es vollenden und uns alle belohnen", sagte der Mittelfeld-Routinier. "Ich würde mich für jeden einzelnen, der dieses Jahr so demütig und fleißig gearbeitet hat, so unglaublich freuen."
Siegtorschütze Becker setzt dabei voll auf das Team. "Die Mannschaft ist übertrieben geil, wir haben seinen super Spirit", sagte der Matchwinner, der die Düsseldorf-Partie kaum abwarten kann: "Wir haben jetzt ein richtig geiles Spiel vor der Brust. Wir werden alles reinhauen, damit es klappt."
Remis gegen Düsseldorf reicht zum Aufstieg
Mit einem Sieg und selbst bei einem Remis gegen Düsseldorf wären die "Störche" vorzeitig aufgestiegen und würden als erster Bundesligist aus Schleswig-Holstein Geschichte schreiben. Verliert die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp, fällt die Entscheidung erst am letzten Spieltag bei Hannover 96 (19. Mai, 15.30 Uhr). Den Relegationsrang haben die Kieler nach dem Erfolg bei Wehen Wiesbaden bereits sicher.
Intensive erste Hälfte - VAR rettet Kiel das 0:0
In der hessischen Landeshauptstadt begann es zäh für die Kieler. Die Gäste hatten etwas mehr vom Spiel, aber gegen die gut verteidigenden Wiesbadener brachten sie nichts Zählbares zustande. Auf der anderen Seite hatten die "Störche" in der Nachspielzeit der ersten Hälfte Glück - und ihren Torwart Timon Weiner. Der lenkte zunächst einen herrlichen Seitfallzieher von Ivan Prtajin von der Strafraumgrenze in letzter Sekunde über die Latte (45.+1).
Ecke im Aus - Mathisen-Tor aberkannt
Die anschließende Ecke köpfte Marcus Mathisen zum vermeintlichen 1:0 für die Gastgeber in die Kieler Maschen (45.+2). Doch der VAR im Kölner Keller rettete den Schleswig-Holsteinern das 0:0 zur Pause, da die von Robin Heußer mit viel Effet getretene Hereingabe bereits in der Luft die Auslinie überquert hatte. "Manchmal sind diese Dreckstore viel schöner als Traumtore. Das war der Wendepunkt des Spiels", sagte Becker nach dem Schlusspfiff zu der Szene.
"Fair-Play-Spieler" Becker
Wenige Minuten vor seinem siebten Saisontor war er durch faires Verhalten aufgefallen. Becker war nach einem Zuspiel bei einem Zweikampf im Strafraum zu Fall gekommen, machte aber sofort deutlich, dass er mit dem Fuß im Rasen hängen geblieben war. "Ich falle in der Aktion blöd hin. Es sieht vielleicht so aus, dass er mich noch trifft. Ich bin aber kein Elfmeterschinder", meinte der Kieler. Man solle im Sport fair bleiben. "Am Ende kriegt man noch Karma, wenn man es nicht macht. Dann lieber ein Fair-Play-Spieler."
"Kacktor" lässt Kiel jubeln
Die Kieler präsentierten sich nach dem Seitenwechsel recht einfallslos in der Offensive. Das konnte ihnen am Ende aber egal sein. Sie nahmen das 1:0 unter der Rubrik "Kacktor des Monats" (Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs lässt grüßen) gerne mit: In der 65. Minute kam Becker nach einer Ecke zum Kopfball, brachte den Ball eigentlich wenig gefährlich auf das Tor der Gastgeber. Doch Keanan Bennetts bugsierte das Spielgerät unglücklich mit der Hüfte vorbei an seinem Keeper Florian Stritzel ins lange Eck - Riesenjubel bei Holstein Kiel, konsternierte Gesichter bei den Gastgebern.
Jetzt ging es für die "Störche" nur noch darum, diesen wichtigen Dreier über die Zeit zu bringen. Spielerisch war es weiter keine Offenbahrung der Rapp-Elf, aber mit viel Kampf und dem großen Ziel vor Augen ließen sie nichts mehr zu.