St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler (vorne) und HSV-Coach Tim Walter © Witters

Datenanalyse: St. Pauli schön und erfolgreich, HSV Aufstiegsfavorit

Stand: 11.10.2023 09:50 Uhr

Die 2. Liga ist nach einem Viertel der Saison in Hamburger Hand. Die Daten zeigen, was Spitzenreiter FC St. Pauli derzeit so stark macht und warum der erste Verfolger HSV wohl trotzdem den längeren Atem haben wird.

von Matthias Heidrich

Fußball-Verklärung ist nicht die Sache von Fabian Hürzeler. Da hatte sein St.-Pauli-Team gerade den 1. FC Nürnberg mit 5:1 abgefertigt und ein Spiel auf den Millerntor-Rasen gezaubert, das in die Kategorie "einfach nur schön" fiel, als der Trainer des Zweitliga-Spitzenreiters kräftig auf die Euphoriebremse trat.

Hürzeler: "Demut und Bescheidenheit vorleben"

"St. Pauli ist immer noch ein Arbeiterverein, wir werden weiter Fußball arbeiten und Demut und Bescheidenheit vorleben", sagte der 30-Jährige dem NDR, ließ sich aber immerhin zu einer kleinen Kampfansage verleiten: "Trotzdem habe ich auch immer betont, dass wir sportliche Ambitionen haben."

Die dürfen gemessen an den Leistungsdaten der Braun-Weißen nach den ersten neun Saisonspielen ambitioniert ausfallen. 2,11 Punkte holt der Kiezclub aktuell pro Partie bei einem Expected-Points-Wert von 1,86. Mit fast schon mickrigen sechs Gegentoren stellt das Hürzeler-Team die beste Defensive der Liga.

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Von den Spielern wird immer wieder der Plan des jüngsten Coaches der Liga gelobt. Hürzeler hält mit besagter Demut dagegen: "Wenn ich nicht die Spieler habe, die das auf dem Platz umsetzen, hilft mir auch ein noch so guter Plan nichts. Fußball ist ein 'Players-Game'."

Seinen Profis hat er auf jeden Fall einen Spielstil verpasst, der nicht nach Arbeit aussieht, aber in dem viel Arbeit steckt. Und der die noch ungeschlagenen Braun-Weißen nicht von ungefähr die Liga anführen lässt.

In der Vermessung des schönen und erfolgreichen St.-Pauli-Spiels lohnt ein kleiner Passspiel-Exkurs: 18,47 Meter beträgt die durchschnittliche Passlänge der Hürzeler-Mannschaft. Damit spielen Marcel Hartel und Co. im Schnitt die kürzesten Pässe der Liga. Ein Qualitätsmerkmal, denn je kürzer die Pässe, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch ankommen und der Spielfluss nicht unterbrochen wird.

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Das greift natürlich zu kurz. Hätte Laszlo Benes den Last-Minute-Elfmeter in Wiesbaden unter anstatt an die Querlatte gesetzt, der HSV hätte nun ebenso wie St. Pauli 19 Punkte und wäre nur noch durch die Tordifferenz von Platz eins getrennt.

Auch hier eine Zentimeter-Entscheidung, die aber kaum messbar ist, weil der Druck vom Punkt für Benes mit Zahlen nicht zu greifen ist.

HSV liefert verlässlich ab

Sehr wohl aber die Gesamtleistung des HSV nach einem Viertel der Saison, die trotz der dürftigen Ausbeute gegen die drei Aufsteiger sehr solide ausfällt. Mit 1,89 Punkten pro Begegnung bei einem Expected-Points-Wert von 1,74 liefert die Mannschaft von Trainer Tim Walter immer noch verlässlich ab.

Auf den Rest der Saison hochgerechnet, landet der "große" HSV sogar klar vor dem FC St. Pauli. 61 Prozent spuckt die GSN-Datenanalyse bei der Aufstiegswahrscheinlichkeit für die Walter-Mannschaft aus, 48 Prozent sind es bei den Kiezkickern.

Wie das? St. Pauli überperformt aktuell sowohl defensiv als auch offensiv. Dass Hürzelers Himmelsstürmer ihre Siegesserie von zuletzt vier Dreiern in Folge ins Unendliche ausbauen, ist (mathematisch) unwahrscheinlich. Der HSV dagegen zeigt vor allem offensiv noch nicht das, was der Kader hergibt, liegt aber trotzdem nur zwei Punkte hinter den Braun-Weißen.

Sprich: Qualität setzt sich am Ende eigentlich durch, egal, wie schön das Spiel aussieht. Das würde sicher auch Fabian Hürzeler unterschreiben, der aber auch betont: "So wie unser Kader aufgestellt ist, müssen wir uns nicht verstecken."

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