Bayerns Eric Maxim Choupo-Moting (M.) setzt sich gegen die Bremer Felix Agu (r.) und Milos Veljkovic durch. © Witters

Werder beim FC Bayern: Eigentlich chancenlos - oder doch nicht?

Stand: 08.11.2022 08:18 Uhr

FC Bayern - Werder Bremen: ein Bundesliga-Klassiker. Die Clubs trennen mittlerweile aber Welten. Kann der Aufsteiger trotzdem - und ohne Niclas Füllkrug - für eine Überraschung sorgen? Und wie sehr fehlt den Bayern eigentlich Robert Lewandowski?

von Sebastian Ragoß

Dass Werder vor der heutigen Partie (20.30 Uhr/im NDR Livecenter) lediglich sieben Zähler Rückstand auf den Dauer-Meister und Bundesliga-Tabellenführer hat, ist eine Überraschung – und das Resultat der starken Auftritte des Aufsteigers. Doch niemand an der Weser ist so vermessen, auch einen Sieg beim FC Bayern zu erwarten.

"München ist auf dem Papier das schwierigste Auswärtsspiel", betonte Werder-Trainer Ole Werner. "Wir wissen, dass die Bayern die Bayern sind und speziell zu Hause unfassbar stark. Aber die Mannschaft und ich haben richtig Bock auf das Spiel", sagte Marco Friedl, der bis 2018 selbst beim FCB unter Vertrag stand.

Die Bayern-Tormaschine läuft auch ohne Lewandowski

Die Münchner haben nach einer Schwächephase seit einigen Wochen die Tormaschine wieder angeworfen und lenken damit zwangsläufig den Blick auf einen, der gar nicht mehr da ist: Robert Lewandowski. Der Pole, nun beim FC Barcelona unter Vertrag, stieß beim FC Bayern in den vergangenen Jahren in Sphären von Gerd Müller vor. Und jeder Fußball-Fan weiß, was das bedeutet.

Doch sind die Bayern ohne ihn tatsächlich schlechter? Obwohl sich endgültige Aussagen erst zu einem späteren Zeitpunkt der Saison formulieren lassen, ist bereits jetzt klar: Der Abgang von Lewandowski hat die Bayern viel weniger hart getroffen, als dies viele erwartet hatten.

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Im Vergleich zur Vorsaison hat der Meister sogar mehr Treffer erzielt (aktuell 3,2 pro Partie/vergangene Spielzeit 2,9). Der Spielstil hat sich nur marginal verändert, die Effizienz der Angriffe hat sich sogar verbessert, wie die GSN-Daten zeigen.

Choupo-Moting spielt sich ins Rampenlicht

Lewandowskis Position als echter Mittelstürmer hat mittlerweile ein Profi übernommen, der während seiner Karriere eigentlich noch nie im Mittelpunkt stand: Eric Maxim Choupo-Moting. Der 33-Jährige hat in den jüngsten sieben Pflichtspiele neun Treffer markiert. "Wenn er fit ist, wissen wir, dass er eine außergewöhnliche Qualität hat und die zeigt er jetzt", lobte Bayern-Coach Julian Nagelsmann.

"Man braucht in München einen perfekten Tag und ein bisschen Glück." Werder-Coach Ole Werner

Bei aller Wertschätzung für den gebürtigen Hamburger: Lewandowskis Fähigkeiten hat er bei weitem nicht. Die GSN-Daten zeigen für die vergangenen Spiele eine klare Überperformance. Heißt: Choupo-Moting traf sehr viel besser, als es zu erwarten war.

Werders Herkulesaufgabe: Bayerns Offensive stoppen

Nichtsdestotrotz wird es für Werder auch darum gehen, Choupo-Moting zu neutralisieren. Ohnehin ist eine überdurchschnittliche Abwehrleistung notwendig, wollen die Bremer überhaupt eine Chance haben.

Vor allem gilt: Das Zentrum dichtmachen. Die Bayern spielen die meisten ihrer Angriffe durch die Mitte (28 pro Partie) und sind hier auch am effizientesten, was den Abschluss angeht. 25 Prozent der Angriffe enden mit einem Torschuss.

Angetrieben wird das Spiel vom famosen Jamal Musiala, unterstützt in der offensiven Dreierreihe von Serge Gnabry und Sadio Mané. Werders Innenverteidiger und Mittelfeldspieler müssen extrem fokussiert sein, um dieses Trio halbwegs in den Griff zu bekommen.

Vor allem Musiala (schon acht Saisontore und vier Vorlagen) ist sehr schwer im Raum zu verteidigen, sodass Werder-Coach Werner sogar über eine Art Manndeckung für den Nationalspieler nachdenken könnte.

"Der Platz für Fehler mit und gegen den Ball ist sehr klein. Man muss alles im höchsten Tempo und in der höchsten Qualität hinbekommen", weiß auch Werner.

Abwehrstärke und Effizienz sind gefragt

Was die Bremer auf jeden Fall besser machen müssen als bisher: Torschüsse verhindern. Der Aufsteiger lässt bislang 13 Abschlüsse pro Spiel zu. Auch schwächere Teams kommen verhältnismäßig oft gegen Werder zum Schuss. Gegen die Bayern muss diese Quote deutlich sinken, sonst werden die Bremer keine Chance haben.

Eine außergewöhnliche Abwehrleistung ist der eine Schlüssel, um eine Überraschung zu schaffen. Der zweite ist eine hohe Effizienz in der Offensive. Obwohl die Bayern ihre Spiele meist klar dominieren, gibt es immer wieder Phasen, in denen sie dem Gegner Möglichkeiten gestatten, zuletzt deutlich zu erkennen beim 3:2-Sieg in Berlin.

Füllkrug fehlt, auf Weiser kommt es an

Und Werder hat durchaus das Personal, um Schwächen der Münchner zu nutzen. Allerdings fällt Stürmer Niclas Füllkrug mit einer Rückenverletzung aus - eine erhebliche Schwächung für den Außenseiter. Am kommenden Wochenende gegen Leipzig soll der Angreifer jedoch wieder einsatzbereit sein.

Ein Schlüsselspieler am Dienstag ist Mitchell Weiser. Er ist derzeit in herausragender Form (Performance Score von 63,34) und hat zudem den Vorteil, dass die Bayern auf der linken Abwehrseite nicht optimal besetzt sind. Alphonso Davies fällt verletzt aus, sein Vertreter Lucas Hernandez hat wenig Spielpraxis.

Die meisten Angriffe spielt Werder jedoch doch die Mitte, und in diesem Bereich lassen die Bayern auch am meisten zu. Das könnte also passen für den Aufsteiger, auch wenn Füllkrug nicht dabei ist. Gefordert sind dann Marvin Ducksch und wahrscheinlich Oliver Burke.

Am Dienstag müssen also andere als Füllkrug für den ersten Bremer Sieg in München seit dem legendären 5:2 im September 2008 sorgen. Hört sich unrealistisch an? Mag sein, doch auch wenn die großen Überraschungen im Fußball immer seltener werden: Hin und wieder gelingen sie doch.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 08.11.2022 | 23:03 Uhr

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