BVB siegt in HSV-Arena - Für den Höhepunkt aber sorgt Lübecks Iloka
Fußball-Regionalligist 1. FC Phönix Lübeck hat Bundesligist Borussia Dortmund im Hamburger Volksparkstadion in der 1. Runde des DFB-Pokals trotz der 1:4 (0:3)-Niederlage einen tollen Kampf geliefert. Mann des Spiels bei den Schleswig-Holsteinern gegen den BVB war Obinna Iloka, dem ein Traumtor gelang.
In der 55. Minute setzte der Phönix-Innenverteidiger tief in der Dortmunder Hälfte gegen Julian Brandt energisch nach, stibitzte ihm den Ball, zog in Richtung des Tors des Bundesligisten und versenkte den Ball mit einem schönen Schlenzer zum zwischenzeitlichen 1:3 im linken Winkel.
Es war das emotionale Highlight der vorher von den Lübeckern als "Jahrhundertspiel" ausgerufenen Partie vor knapp 51.000 Zuschauern in der Arena von Fußball-Zweitligist HSV. "Das Erlebnis ist natürlich außergewöhnlich", sagte Phönix-Torhüter Carl Leonhard nach der Partie. Er habe alles aufgesaugt, "die Atmosphäre, die Interaktion mit den Spielern auf dem Platz, das war einfach unbeschreiblich". Das Tor von Iloka, nach dem Leonhard zu einem 80-Meter-Jubelsprint angesetzt hatte, nannte der Keeper "eines für die Geschichtsbücher".
BVB hat gegen Phönix Lübeck (fast) alles im Griff
Bei aller berechtigter Lübecker Euphorie und dem Stolz auf die gezeigte Leistung: Insgesamt hatte der BVB - unterstützt von knapp 40.000 schwarz-gelben Fans - fast alles im Griff und bereits in der ersten Hälfte schnell für klare Verhältnisse gesorgt. Neuzugang Waldemar Anton (3.), Kapitän Emre Can per Strafstoß (31.) und Julian Brandt (45.+1) trafen vor der Pause, Julien Duranville sorgte nach Ilokas Treffer für den Endstand (62.).
Anton bestraft Leonhards Fehler
Vor der Partie im Volksparkstadion hatte Phönix-Trainer Christian Adigo seine Spieler in der Kabine noch mal richtig "heiß" gemacht: "Unseren Fußball bekommen wir immer durchgeboxt." Und das hieß vom Start weg: hohes Anlaufen vorne und mutiges Kombinationsspiel von hinten raus. Die große Bühne schien seine Spieler nicht zu hemmen.
Was Adigo in Anlehnung an das Vereinswappen-Tier beim Einheizen vor der Partie auch gesagt hatte: "Adler fliegen und fliegen und fliegen!" Torwart Carl Leonhard hob in der 3. Minute bei einer Ecke aber nicht so recht ab. Stattdessen flog der Ball an ihm vorbei. Anton lief am langen Pfosten durch und traf zum frühen 1:0 für den haushohen Favoriten.
Mutiger Auftritt von Phönix - BVB eiskalt
Ärgerlich für den Regionalligisten, der aus dem Spiel heraus in den ersten 30 Minuten keine Chancen der Westfalen zuließ. Immer wieder eroberten die Schleswig-Holsteiner - bei aller optischer Überlegenheit des Champions-League-Finalisten - mit ihrem hohen Pressing Bälle im Mittelfeld. Kapitän Johann Berger verbuchte mit einem frechen Freistoß aus rund 35 Metern halbrechter Position sogar eine Halbchance (24.).
Sieben Minuten später aber das 0:2 - Can verwandelte einen Foulelfmeter. Innenverteidiger Kevin Ntika hatte Karim Adeyemi nach der bis dahin besten BVB-Kombination im Strafraum gefoult. Kurz vor dem Pausenpfiff erhöhte Brandt nach einem Traumpass von Pascal Groß technisch stark: Nach einer sehenswerten Ballannahme schloss er direkt ab - keine Chance für Leonhard (45.+1).
Ilokas Traumtor - und dreimal Aluminium-Pech
Das Spiel war praktisch entschieden. Der Regionalligist nutzte diesen Umstand und wurde nach der Pause nochmals besser. Erst belohnte Iloka die Adigo-Schützlinge mit seinem Traumtor (55.), wenig später setzte Flügelstürmer Emanuel Adou - in der Jugend beim HSV - den Ball nach einem tollen Solo an den Pfosten (60.).
Dass Duranville nach schönem Pass von Yan Couto das 4:1 aus Dortmunder Sicht erzielte? Interessierte die Schleswig-Holsteiner nur am Rande. Sie spielten weiter mutig nach vorne - und hatten nach zwei Ecken noch zweimal Alu-Pech. Erst scheiterte Iloka am Innenpfosten (81.), dann klatschte ein irrlichternder Kopfball von BVB-Innenverteidiger Nico Schlotterbeck an die Latte (84.).
Für das Adigo-Team geht es nach dem Highlight-Heimspiel in Hamburg gegen den BVB mit dem nächsten "richtigen" Heimspiel bereits am Mittwoch gegen den SV Todesfelde in der Regionalliga Nord weiter (19 Uhr). Auch das aber hat Pokal-Flair, schließlich ist es die Neu-Auflage des schleswig-holsteinischen Pokalfinals der Vorsaison.