Werder-Torwart Zetterer: Endlich im "Schaufenster", sofort in der Kritik
Gegen den VfB Stuttgart stand Torwart Michael Zetterer in seinem zweiten Spiel als Werder Bremens neue Nummer eins bei beiden Gegentreffern im Blickpunkt. Verunsichern lassen will sich der 28-Jährige, der lange auf seine Chance in der Fußball-Bundesliga gewartet hat, aber nicht.
"Jetzt wackelt Zetterer" oder "Das Torwartthema brodelt weiter": Viele Schlagzeilen nach Werders 0:2 am Samstagabend beim VfB Stuttgart hatten trotz einer über 75 Minuten erschreckend schwachen Leistung des gesamten Teams vor allem einen Tenor: Die Grün-Weißen haben ein Torhüterproblem.
Zetterer seit zwei Partien Werders Nummer eins
Im Fokus: der 28-Jährige, der erst in der Vorwoche mit der Heimpartie gegen Leverkusen (0:3) Werders jahrelangen Stammkeeper Jiri Pavlenka als Nummer eins abgelöst hatte. Der Anlass: die Tatsache, dass Zetterer an beiden Gegentreffern in Stuttgart zumindest eine Teilschuld trug. Beim 0:1 ließ er einen Schuss zur Seite klatschen, den der ehemalige Bremer Deniz Undav per Abstauber verwertete. Die Situation, die zum spielentscheidenden Elfmeter führte, leitete er mit einem Fehlpass ein.
Nun, in Spiel zwei nach der Ernennung zur Nummer eins, also diese Welle der Kritik. Er sei verwundert, "wie stark berichtet wird", ja, aber nicht verunsichert, sagte der gebürtige Münchener, der seit 2015 an der Weser ist, dem NDR. "Ich habe in den letzten Wochen gezeigt, dass Werder kein Torwartproblem hat." Anhand "von einem Spiel oder einer Szene sollte sich da nichts dran ändern".
"Bleibt die Nummer eins" - Werner stärkt Zetterer
Zetterers Selbstbewusstsein rührt einerseits daher, dass er die Rückendeckung von Ole Werner hat: "Die Gespräche mit dem Trainer waren gut", erklärte der Keeper. Und sein Coach sagte direkt nach dem Abpfiff: "Er bleibt die Nummer eins. Wenn ein Torhüter in der ersten Halbzeit 13 Schüsse halten muss, kommt man auch in Situationen, die schwierig sind." Es gehe vielmehr darum, "dass man als Mannschaft besser verteidigt. Das ist viel spielentscheidender als diese eine Szene", betonte er mit Blick auf das 0:1.
Und andererseits hat Zetterer über die Jahre gelernt, mit Rückschlägen umzugehen - und sich in Geduld zu üben. Kurz nach seiner Ankunft 2015 in Bremen verletzte er sich an der Hand, Anfang 2016 an selber Stelle nochmal. Zudem musste er sich jahrelang hinten anstellen: Raphael Wolf, Felix Wiedwald, Stefanos Kapino und Pavlenka - die Liste der Keeper, die ihm vorgezogen wurden, ist lang.
"Ich wollte meinen Weg bei Werder machen." Werder-Torhüter Michael Zetterer
"Geduld ist schwierig zu trainieren", er sei aber wie seine Großmutter, sein Vater und sein Bruder ein "Kämpfer", sagte Zetterer. Es sei immer "Plan A" gewesen, sich in der Hansestadt durchzusetzen. Man beschäftige sich zwar "immer wieder mal mit verschiedenen Varianten" und "es wäre einfacher gewesen, dich auszuleihen oder zu wechseln", für ihn sei aber klar gewesen, "dass ich bei Werder meinen Weg machen wollte".
Auch nach den schweren Handverletzungen zu Beginn seiner Zeit an der Weser habe er "die Hoffnung nie aufgegeben", Bundesliga-Torhüter zu werden. Die Frage, "ob der Körper dafür gemacht ist, im Profifußball zu bestehen", habe er sich aber durchaus gestellt. "In dieser Phase hat mich die Familie sehr gestützt."
Besonderes Verhältnis zu Torwarttrainer Vander
Ein weiterer Faktor für Zetterers Resilienz und Durchhaltevermögen: Torwart-Trainer Christian Vander. Die Arbeit und der Austausch mit dem ehemaligen Keeper der Grün-Weißen ist für den 28-Jährigen "wichtig". Er sei immer überzeugt gewesen, dass sie ihn "auf das nächste Level bringen" können.
"Wir haben zwei Torhüter mit ganz unterschiedlichen Profilen. Zetterer hat Stärken im Offensivspiel und seiner Beidfüßigkeit, löst Dinge auch schon mal vertikal auf. Pavlenka hat eher Stärken im Raum und in der Torverteidigung. Zetterer hatte in den letzten Wochen einfach gute Zahlen", hatte Vander im Interview mit buten un binnen die Entscheidung zugunsten des langjährigen Ersatzkeepers begründet.
Und so hat der 28-Jährige nun die Chance, auf die er so lange gewartet hat. Die Möglichkeit, sich als Bundesliga-Torhüter zu beweisen und zu etablieren. Rückschläge wie am Sonnabend scheint er eingepreist zu haben, er kennt das.
"Ich habe sechs Spiele gemacht und abgesehen von einem waren sie ganz gut, daher mache ich mir keine Gedanken." Werder-Torhüter Michael Zetterer
Eine solche Überzeugung wird die gesamte Mannschaft in den kommenden Wochen und für den Rest der Saison brauchen. Denn mit der teilweise überfordert wirkenden Darbietung gegen die Schwaben sind die Bremer endgültig im Bundesliga-Abstiegskampf angekommen. "Uns ist allen klar, dass wir uns so eine Leistung nicht erlauben können."
Am kommenden Sonnabend empfängt Werder den FC Augsburg im Weserstadion (15.30 Uhr, im NDR Livecenter), da wolle man "ein anderes Gesicht zeigen". Auch Zetterer persönlich, um die nächsten Schritte auf seinem Weg in der Bundesliga zu gehen - einem "Weg, von dem man träumt als kleiner Junge, in dem Schaufenster stehen zu dürfen".