Werder Bremen gewinnt wildes Spiel bei der TSG Hoffenheim
Fußball-Bundesligist Werder Bremen hat ein wildes Spiel bei der TSG Hoffenheim gewonnen. Nach einer völlig indisponierten Leistung in der Anfangs-Viertelstunde profitierten die Hanseaten von einem Platzverweis und setzten sich nach 0:3-Rückstand noch mit 4:3 (3:3) durch.
Die Partie erinnerte vom Spektakel her an das allererste Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften - fast auf den Tag genau vor 16 Jahren: Werder gab damals im Weserstadion eine 4:1-Führung aus den Händen, um dann doch noch 5:4 zu gewinnen. Etwas Zählbares nach einem 0:3 holten die Bremer zuletzt 1984, bei einem 3:3 in Bochum.
Werder nach zwölf Minuten 0:3 hinten
Am Sonntag in Sinsheim lag die Mannschaft von Trainer Ole Werner bereits nach zwölf Minuten scheinbar aussichtslos mit 0:3 zurück, ehe der Platzverweis für Hoffenheims Stanley Nsoki (18.) das Spiel kippen ließ. Binnen 17 Minuten glichen die Hanseaten wieder aus und hätten noch vor der Pause in Führung gehen können. Das taten sie dann nach Wiederanpfiff und durften - gegen Ende mit etwas Glück - den zweiten Saisonsieg feiern.
Kurios: Auswärts sind die Grün-Weißen nun in vier Pflichtspielen (inklusive Pokal) in vier Partien ungeschlagen und haben elf Tore erzielt. Im heimischen Weserstadion gab es hingegen in zwei Partien keinen Werder-Treffer. Jüngst beim 0:5 gegen Bayern München gelang den Bremern nicht einmal ein Torschuss. Kommenden Sonnabend (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) können die Hanseaten ihre dürftige Heimbilanz gegen den SC Freiburg aufpolieren.
Werder-Abwehr im Tiefschlaf - Bülter nicht zu halten
Die Hausherren erwischten einen perfekten Start gegen eine Bremer Defensive, die diesen Namen in der Anfangsphase nicht verdiente: Mergim Berisha steckte aus dem Zentrum gut für Marius Bülter durch und der Angreifer überlupfte den herauseilenden Michael Zetterer zum 1:0 (5.). Nur drei Minuten später drang Bülter nach einem Bremer Ballverlust von rechts in den Strafraum ein, ließ seinen Gegenspieler Anthony Jung schlecht aussehen, zog ab und traf zum 2:0 (8.). Kurz darauf glänzte der zweifache Torschütze als Vorbereiter: Bülters Hereingabe flipperte im Werder-Strafraum hin und her, Adam Hlozek schaltete am schnellsten - 3:0 (12.).
"Das war brutal für uns, jeder Angriff ein Tor. Aber dann haben wir uns angeguckt und gesagt: Fokus aufs erste Tor und dann kommen wir zurück. Die Rote Karte hat dann natürlich geholfen. Nach dem 1:3 war der Flow da, auch bei unseren Fans - und wir wussten: Weiter geht's", sagte Bremens Dreierpacker Jens Stage. Danach sei es ein "perfektes Spiel Elf gegen Zehn" gewesen - bis auf die letzten zehn Minuten, fügte der Däne hinzu.
Rot für für Hoffenheims Nsoki ...,
Von Werders Offensive war bis zum 0:3 wenig bis gar nichts zu sehen. Das änderte sich ab der 18. Minute: Mitchell Weiser schickte Felix Agu auf die Reise. Gegenspieler Nsoki brachte ihn zu Fall und sah für die Notbremse die Rote Karte. Das Aufbruchsignal für die Hanseaten, die nun in Überzahl agierten?
Ja, denn zunächst wehrte TSG-Keeper Oliver Baumann einen Volleyschuss von Weiser stark zur Ecke ab, die führte dann aber zum Bremer Torerfolg: Weiser leitete einen Pass von Marvin Ducksch per Hacke in Richtung Elfmeterpunkt, dort stocherte Julian Malatini den Ball ins Netz (21.). Kurz darauf scheiterte Weiser erneut an Baumann (25.). Zwei Minuten später aber war Hoffenheims Torhüter zum zweiten Mal geschlagen: Stage nickte eine Hereingabe von Ducksch zum Anschlusstreffer ein (27.).
... und auch Werder macht drei Tore
Auch danach hielt Werder den Druck hoch und kam folgerichtig zum Ausgleich. Nach einem Fehlpass von Alexander Prass leitete Stage den Konter über Agu ein. Dessen Hereingabe landete leicht abgefälscht wieder beim mitgelaufenen Stage, der den Ball zum 3:3 über die Linie drückte (39.). Dass das Spiel vor der Pause nicht komplett drehte, war Hoffenheims Baumann zu verdanken, der gegen Romano Schmid das vierte Bremer Tor verhinderte (45.+5).
Stage schnürt den Dreierpack
Mit Werder-Vollgas-Fußball ging es nach Wiederanpfiff weiter. Derrick Köhns wuchtiger Schuss wurde noch zur Ecke abgefälscht. Aber auch die nutzten die Bremer eiskalt: Stage traf per Kopf zum dritten Mal - 4:3 für die Gäste (49.). Das vermeintliche 5:3 von Köhn wurde zu Recht wegen einer Abseitsposition nicht anerkannt (53.).
Die Hoffenheimer kamen lange überhaupt nicht zum Durchatmen, geschweige denn gefährlich vor das Bremer Tor. Auf der Gegenseite sah das ganz anders aus: Kevin Akpoguma grätschte einen Schuss von Ducksch in höchster Not ans Außennetz (59.). Erst in der 67. Minute gab es am Bremer Strafraum Aufregung: Valentin Gendrey war von Malatini zu Fall gebracht worden, Schiedsrichter Tobias Reichel sah zum Unmut der Hoffenheimer dabei kein Foulspiel.
Zittern in der Schlussphase
Aber die TSG witterte noch einmal Morgenluft und zeigte Moral: Jacob Bruun Larsens Schuss flutschte Zetterer durch die Beine, aber Malatini klärte den Ball auf der Linie. Der Nachschuss von Max Moerstedt aus der zweiten Reihe ging knapp drüber (81.). Werder gelang kaum noch ein vernünftiger Spielaufbau. Marco Grüll hatte in der Nachspielzeit bei einem der wenigen gelungenen Konter das 5:3 auf dem Fuß, scheiterte aber an Baumann (90.+6). So mussten die Grün-Weißen völlig unnötig noch um den Sieg bangen.