VfL Wolfsburg zum siebten Mal in Folge Pokalsieger der Frauen
Wolfsburgs Fußballerinnen sind zum siebten Mal in Folge Pokalsieger geworden. Am Sonntag setzte sich das Team von Trainer Stephan Lerch in Köln mit 1:0 nach Verlängerung gegen Eintracht Frankfurt durch.
Almuth Schult weinte nach ihrem Platzverweis hemmungslose Tränen der Enttäuschung, bei der Pokalübergabe stemmte sie aber wieder lachend gemeinsam mit der verletzten Alexandra Popp die silberne Lieblingstrophäe des VfL Wolfsburg in den goldenen Konfettiregen. Ewa Pajor hatte nach einem Konter in der 118. Minute die Partie zugunsten der "Wölfinnen" entschieden, die nach der Roten Karte für Schult (96.) nur noch zu zehnt spielten. "Pokalfinale geht nicht in nicht-spannend. Wir sind glücklich, dass wir es kurz vor Schluss noch geschafft haben", jubelte Nationalspielerin Svenja Huth, die Pajors Treffer vorbereitet hatte.
"Es war eine absolute Willensleistung. Wir haben die Mentalität. Sieben Pokalsiege, das bedeutet pure Freude." VfL-Spielerin Svenja Huth
"Das ist natürlich sehr emotional, so kurz vor Schluss noch den entscheidenden Treffer zu machen", sagte VfL-Coach Lerch, der seinem Team ein "Riesenkompliment" aussprach: "Nach der Roten Karte ging noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft. Diese Mentalität ist einmalig. Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft, dass sie nochmal alles rausgeholt hat, was im Tank war."
Folgt jetzt auch noch das Double?
Die erste Trophäe ist damit gesichert. In einer Woche könnte sogar noch eine zweite folgen: Wenn Finalgegner Frankfurt am letzten Bundesliga-Spieltag Tabellenführer FC Bayern München schlägt und die "Wölfinnen" (zwei Punkte Rückstand auf den FCB) gleichzeitig Werder Bremen bezwingen. Dann hätte der VfL zum fünften Mal in Folge das Double geholt. "Wir müssen erst einmal unsere Hausaufgaben machen", mahnte Lerch, gab aber zu: "Wir drücken Frankfurt alle Daumen, dass sie gegen die Bayern eine ähnliche Leistung wie heute auf den Platz bringen."
VfL dominant, aber ohne Erfolg
Nach forschem Beginn der Eintracht übernahmen die VfL-Frauen mehr und mehr die Spielkontrolle. Pajor (8.) und Fridolina Rolfö (13.) kamen zu ersten guten Gelegenheiten. Aber die Frankfurterinnen hielten gut dagegen und konnten sich nach gut 20 Minuten vom Wolfsburger Dauerdruck befreien. Sjoeke Nüsken war für den ersten Abschluss der Hessinnen verantwortlich, ihr Schuss ging aber über das Tor (32.). Auch die Verletzung von Tanja Pawollek - die weinende Kapitänin wurde mit bandagiertem Knie vom Platz getragen - steckte Frankfurt weg. Lediglich einen weiteren Torschuss (Lena Oberdorf traf nur das Außennetz) ließ der Außenseiter noch zu (42.).
Schult gegen Johannsdotir auf dem Posten
Auch im zweiten Durchgang war der Favorit aus Wolfsburg das spielbestimmende Team. Oberdorfs Kopfball wurde auf der Linie von Abwehrspielerin Sophia Kleinherne geklärt (52.). Die "Wölfinnen" schnürten ihre Gegnerinnen ein, Frankfurt kam minutenlang nicht über die Mittellinie. Und doch war die bis dahin nahezu beschäftigungslose VfL-Keeperin Schult urplötzlich gefordert: Einen Konter schloss Alexandra Johannsdotir aus knapp 16 Metern ab, Schult riss die Fäuste hoch und klärte zur Ecke (58.).
Ein Treffer der Frankfurterinnen hätte den Spielverlauf auf den Kopf gestellt, denn ansonsten stürmte nur Wolfsburg. Aber die Offensivaktionen waren zu einfallslos, sodass die Frankfurterinnen immer wieder ein Bein dazwischen bekamen. Zwei Torschüsse von Pajor (70.) und Rolfö (83.) waren neben Oberdorfs Gelegenheit lange die einzigen VfL-Chancen.
Wilde Torraumszenen in den Schlussminuten
Die letzten Minuten der regulären Spielzeit wurden dann spektakulär. Plötzlich waren es die Eintracht-Frauen, die ihr Heil in der Offensive suchten und durch Camilla Küver (87.) und Laura Feiersinger (89.) hätten in Führung gehen können. Auf der Gegenseite faustete Frankfurts Keeperin Merle Frohms eine Hereingabe von Pajor beinahe ins eigene Tor - der Pfosten bewahrte die Ex-Wolfsburgerin davor, zur Unglücksfigur des Spiels zu werden (90.+2).
Rot für VfL-Keeperin Schult, Pajor trifft
Das hätte dann Torhüterin Schult für den VfL sein können: Nach einem langen Ball auf Lara Prasnikar stürzte die 30-Jährige aus dem Strafraum und brachte die Frankfurter Angreiferin plump zu Fall. Schiedsrichterin Mirka Derlin aus Bad Schwartau hatte keine andere Möglichkeit, als die Rote Karte zu zeigen (96.). Trotz Unterzahl hatte der VfL aber durch Pajor (104., 113.) und Felicitas Rauch (105.) weitere Torchancen. Ersatzkeeperin Friederike Abt, die für Rolfö eingewechselt worden war, hatte kaum Gelegenheit, sich auszuzeichnen.
"Das war die erste Rote Karte meiner Karriere. Wenn ich drüber nachdenke, werde ich immer noch emotional." VfL-Torhüterin Almuth Schult
Als trotzdem alles auf ein Elfmeterschießen hinzudeuten schien, setzte Huth zu einem Sololauf an, zog drei Frankfurterinnen auf sich und legte quer in die Strafraummitte - die mitgelaufene Pajor schoss den Ball flach an Frohms vorbei ins linke untere Eck (118.). Der Rest war Jubel.