Verpasste Chance, verärgerte Fans: Holstein Kiel muss sich neu sammeln
Absturz auf Rang 18 statt Sprung auf den Relegationsplatz: Fußball-Bundesligist Holstein Kiel geht durch die Niederlage im Kellerduell beim 1. FC Heidenheim mit einem schlechten Gefühl in die Länderspielpause. Trainer Marcel Rapp beschwört den Zusammenhalt.
Sie hatten Redebedarf. Was aber auch kein Wunder war. Da waren die Holstein-Fans gut 750 Kilometer weit von der Kieler Förde auf die Schwäbische Alb nach Heidenheim an der Brenz gefahren, hatten mehr als acht Stunden in Autos, Bussen oder Bahnen verbracht, und dann das. Ein klägliche Leistung in einer Partie, deren Wichtigkeit zuvor immer wieder aufs Neue hervorgehoben worden war.
Mit einem Sieg beim Schlusslicht 1. FC Heidenheim, so das Kalkül der "Störche", sollte am 26. Spieltag der Sprung auf den Relegationsrang gelingen. Wunschdenken! Die Realität: Rückkehr auf Rang 18.
"Die Fans haben jeglichen Grund, verärgert zu sein." Holstein-Profi Steven Skrzybski
Und so standen Holstein-Kapitän Timo Becker und seine Teamkollegen nach dem Schlusspfiff mit betretenen Mienen vor der Gästekurve und durften sich anhören, dass die Anhänger bitter enttäuscht von der Vorstellung ihres Teams waren und sicherlich auch davon, dass ihnen nach der 1:3-Niederlage nun eine alles andere als spaßige Rückfahrt durch die Nacht nach Kiel bevorstand.
"Die Fans haben jeglichen Grund, verärgert zu sein. Wir müssen es jetzt einfach in positive Energie und Emotionen umwandeln", sagte Holstein-Profi Steven Skrzybski dem NDR.
Aus Sicht der "Störche" war es ein Spiel der verpassten großen Chance. Eben jene positive Energie hätte sich durch einen Sieg beim Konkurrenten um den Klassenerhalt von ganz allein gehörig entladen. Die Schleswig-Holsteiner ließen die günstige Gelegenheit aus, mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause zu gehen.
Kiel verpasst beste Platzierung seit zweitem Spieltag
Es hätte ein schönes Dreierpaket werden können nach dem 2:0 bei Union Berlin, dem ersten Auswärtssieg in der Bundesliga-Historie, und dem 2:2 gegen den VfB Stuttgart. Mit einem Sieg in Heidenheim wäre der Aufsteiger erstmals seit dem zweiten Spieltag nicht auf einem direkten Abstiegsplatz positioniert gewesen.
Hätte. Wäre. Die Realität sieht dagegen so aus, dass die KSV Holstein vor sehr herausfordernden Wochen steht. Trainer Marcel Rapp verströmte trotz des schwachen Auftritts in Heidenheim aber Zuversicht. "Ich habe die Hoffnung, dass wir so weitermachen wie bisher: dass wir ruhig bleiben, dass wir arbeiten, dass wir es aufarbeiten und dass wir ehrlich zueinander sind. Und ich glaube, zum Relegationsrang hat sich für uns nicht viel geändert", sagte Rapp.
Punktemäßig trifft dies zu. Wie zuvor sind es drei Zähler Rückstand auf den VfL Bochum (20). Der Unterschied: Heidenheim hat sich mit jetzt 19 Zählern dazwischengeschoben. Für Kiel stehen nach der Pause zwei enorm wichtige Heimspiele auf dem Programm: am 29. März gegen Werder Bremen und am 12. April gegen Mitaufsteiger FC St. Pauli, der auf Platz 15 steht. Zwischen diesen Partien geht es noch am 5. April zum 1. FSV Mainz 05, dem Überraschungsteam der Saison, das aktuell Dritter ist.
"Wir tun gut daran, die Pause so zu nutzen, dass wir danach stärker zurückkommen. Denn es sind noch ein paar Spiele. Und trotzdem wissen wir, wie wichtig das Spiel in Heidenheim war", sagte Skrzybski.
Seine Teamkollegen sehen das genauso: "Die Hoffnung lebt so lange, bis es vorbei, rechnerisch durch oder der letzte Spieltag gespielt ist. Wir glauben alle dran, das Spiel hemmt meinen Glauben nicht", erklärte Torwart Timon Weiner. "Wir haben jetzt zwei Wochen Zeit, um uns auf Bremen vorzubereiten. Das ist ein kleines Nord-Derby. Da haben wir alle Bock drauf."
