Thomas Brdaric © IMAGO / Karina Hessland

Trainer Thomas Brdaric: Die Bundesliga ist weit weg

Stand: 16.07.2023 11:08 Uhr

Für Hannover 96 und den VfL Wolfsburg stürmte er einst in der Bundesliga, als Fußball-Trainer hat sich Thomas Brdaric zum Exoten entwickelt. Nach Stationen in Indien, Albanien und Mazedonien hat es den 48-Jährigen nun nach Kuwait zum Al-Arabi SC verschlagen.

Zudem stehen auch Sportdirektor-Posten in Minsk und Taschkent in seiner Vita. Als "Paradiesvogel" versteht sich Brdaric dennoch nicht, das bevorstehende Wüsten-Engagement auch nicht als Abenteuer: "Das ist, wenn ich nicht weiß, was auf mich zukommt. Aber ich hatte ja diverse Gespräche mit den Clubverantwortlichen und weiß es sogar ziemlich genau - auch wenn ich noch nie in diesem Land war", sagte der Ex-Profi dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland".

Kuwait sei "im Prinzip wie die Schweiz in Fußball-Europa. Man ist noch nicht in Deutschland, Frankreich oder Italien, aber schon im Bereich der größeren Ligen wie in Dubai oder Saudi-Arabien".

Von der Regionalliga ins Ausland

Seit 14 Jahren ist der gebürtige Nürtinger nun schon Trainer, begann bei Union Solingen (wo er auch Sportchef war) und coachte später unter anderem die Regionalligisten TSG Neustrelitz, VfL Wolfsburg II und TSV Steinbach. Alles mit mäßigem Erfolg - lediglich mit Neustrelitz wurde er Meister, verpasste aber den Drittliga-Aufstieg.

Besser lief es dann im Ausland: Mit dem mazedonischen Erstligisten KF Shkendija wurde er hinter Rekordchampion Vardar Skopje Vizemeister und führte den Club ins Pokalfinale. In Albanien feierte er mit KF Vllaznia Shkodra den Pokalsieg und wurde ebenfalls Vizemeister, wofür er als "Trainer des Jahres" geehrt wurde. Im vergangenen Jahr coachte er den indischen Erstligisten Chennaiyin FC.

Querkopf als Spieler

Nun also Kuwait - das Engagement habe er seiner Tätigkeit in Albanien zu verdanken, verriet Brdaric: "Es klingt etwas verrückt, aber ein Spieler von mir aus Albanien wurde bei Al-Arabi angeboten und hat sich gezeigt. Aufgrund seiner Spielweise, die ihnen offenbar gefallen hat, haben sie ihn gefragt, wer denn sein Trainer war - und den wollten sie unbedingt haben."

Mangelndes Selbstbewusstsein war noch nie das Problem von Brdaric, weshalb er in seiner aktiven Zeit oft aneckte, als Egomane galt: Der einstige Torhüter Frank Rost nannte ihn einst den unbeliebtesten Spieler der Liga. Vielleicht wegen Brdarics CD-Single "Die wilde 13", in der er Oliver Kahn, Jens Lehmann und eben Rost verspottete. In einem Interview verriet der Stürmer einmal, dass er sich über ein 4:4 mit vier eigenen Toren mehr freuen würde als über einen 1:0-Sieg, ohne selbst getroffen zu haben.

"Dort arbeiten, wo man mich als Mensch wertschätzt"

Man kann das als ehrlich bezeichnen, so wie er auch jetzt seine Trainertätigkeit bewertet: Wenn er die Möglichkeit bekäme, "gutes Geld zu verdienen, in einem professionellen Umfeld, mit einer Aufgabe, die mich reizt, dann mache ich das", erklärte der einstige Nationalspieler (acht Einsätze). "Und jeder würde es machen, alles andere ist Blablabla und entspricht nicht der Realität. Das merke ich allein schon daran, wie viele mich bei den letzten Aufgaben angeschrieben haben und auf den fahrenden Zug aufspringen wollten."

Lange Zeit strebte Brdaric ein Profi-Engagement in Deutschland an. Doch das sei aktuell weit weg: "Ich bin jetzt ein paar Jahre Trainer von Erstligisten und nach wie vor sehr ambitioniert, aber die Zielsetzung hat sich verschoben. Ich möchte dort Trainer sein, wo meine Arbeit gebraucht wird. Wo man mich als Mensch, aber vor allem meine Arbeit wertschätzt und wo ich genau aus diesem Grund auch gelandet bin, ohne Vorurteile", so der der 48-Jährige. "Das heißt: aufgrund meiner Qualitäten und nicht aufgrund irgendwelcher Mauscheleien."

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 16.07.2023 | 23:03 Uhr

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