Supercup: Wolfsburg und Bayern wollen ersten Titel, Ärger um Terminierung
Heute wird zum ersten Mal seit 27 Jahren der Supercup der Fußballerinnen ausgetragen: In Dresden treffen die Meisterinnen aus München auf die Pokalsiegerinnen des VfL Wolfsburg. Dass die Partie der Männerteams beider Clubs am selben Tag terminiert wurde, sorgt für Ärger.
In dieser Woche endete ein internes Testspiel des VfL Wolfsburg im Trainingslager mit 1:1. Daraufhin schickte Trainer Tommy Stroot die Fußballerinnen ins Elfmeterschießen. Zwar ging es vorrangig darum, nach dem Trainingskick die Siegerinnen zu ermitteln, aber ein bisschen Übung kann ja nicht schaden: Im Supercup gibt es keine Verlängerung, bei einem Remis nach 90 Minuten würde die Entscheidung vom Punkt aus getroffen - im ersten Highlight-Spiel der Saison, das möglicherweise nicht ganz so viel Beachtung finden wird wie erhofft.
Unverständnis über Terminierung der DFL
Um 15:30 empfängt der VfL Wolfsburg in der Männer-Bundesliga den Rekordmeister aus München, um 18:15 wird der Supercup der Frauen angepfiffen. Dies stößt auf Unverständnis bei den beteiligten Clubs. "Ich würde es mal ganz diplomatisch als maximal unpassend beschreiben", sagte VfL-Stürmerin Alexandra Popp. Von den Club-Verantwortlichen wird Wolfsburgs Direktor Frauenfußball Ralf Kellermann am deutlichsten: "Der Supercup war zuerst terminiert. Beide Vereine haben gebeten, das Spiel der Männer nicht auf den Sonntag zu legen. Es geschah trotzdem."
"Man nimmt dem Supercup ein Stück weit die Strahlkraft." Ralf Kellermann, Wolfsburgs Direktor Frauenfußball
Vermutet wird, dass die Partie der Männer auf Wunsch der TV-Partner der DFL ebenfalls auf den Sonntag gelegt wurde. "Mir ist bewusst, dass es aufgrund der Fernsehverträge Zwänge gibt", so Kellermann weiter. "Mehr Flexibilität wäre aber schön. Man nimmt dem Supercup ein Stück weit die Strahlkraft. Dazu tun mir die Fans leid, die gern beide Spiele vor Ort schauen würden."
Supercup soll den Frauenfußball pushen
Für die Partie in Dresden sind mehr als 15.000 Tickets verkauft, den Spielort hat der DFB ganz bewusst ausgewählt. Der wiedereingeführte Supercup soll jährlich in wechselnden Stadien stattfinden; in Städten, in denen sonst kein Bundesligafußball zu sehen ist. Eine gute Idee, findet Wolfsburgs Mittelfeldspielerin Lena Lattwein: "Das kann ein Riesenfaktor sein, um die Popularität des Frauenfußballs gerade an diesen Standorten noch einmal wachsen zu lassen."
Bayern gegen Wolfsburg - im Fußball der Frauen DAS Duell. In der vergangenen Saison konnten die Münchnerinnen beide Bundesligapartien gewinnen und holten die Meisterschale, im Pokalfinale aber unterlagen sie dem VfL, der sich den Titel zum zehnten Mal in Folge sicherte und somit ein wichtiges Zeichen setzte: eine Wachablösung im deutschen Frauenfußball ist keinesfalls so manifestiert, wie manche Experten sie zum Ende der vergangenen Saison beschrieben hatten.
Kaum Regenerationszeit nach Olympia
Bei einem Spiel der beiden Topteams geht es immer auch ums Prestige, wobei Einigkeit darüber besteht, dass der Termin für das Aufeinandertreffen kurz nach der Rückkehr der zwölf deutschen Olympionikinnen (vier bei Bayern, acht bei Wolfsburg) nicht optimal ist. "Es war sehr wenig Zeit für die Spielerinnen, zu regenerieren und sich mental wieder auf ein frisches Level zu bringen", merkt die für Olympia nicht nominierte Lattwein an, Münchens Linda Dallmann pflichtet ihr bei: "Eigentlich sollte im Supercup jede Spielerin zu hundert Prozent da sein. So ist es in diesem Fall aber nicht."
Zumal die Nationalspielerinnen in den vergangenen drei Jahren in jedem Sommer ein Turnier gespielt haben, wie Popp anmerkt. "Wenn man in die Runden von vielen Top-Spielerinnen schaut, die sich zum Teil auch schwer verletzt haben, kann man das schon auch mit einem Fragezeichen betrachten."
Sowohl Bayern-Coach Alexander Straus als auch VfL-Trainer Tommy Stroot ließen die Bronzemedaillengewinnerinnen in dieser Woche noch eingeschränkt trainieren, die jeweiligen Startelf-Einsätze sind offen. "Wir wissen, dass wir so früh definitiv noch nicht unser bestes Saisonspiel zeigen können", sagt Stroot. "Aber die Voraussetzungen sind für beide Clubs gleich. Und es geht um einen Titel. Wenn beide Mannschaften auf dem Platz stehen, geht es immer darum, natürlich das Maximale rauszuholen, sich auch immer wieder gegenseitig ans Limit zu pushen."
Für Bayerns Neuzugang Lena Oberdorf hätte es das sofortige Wiedersehen mit ihrem Ex-Club sein können, die Mittelfeldspielerin fällt mit ihrer Kreuzbandverletzung aber noch monatelang aus.
Tagesform könnte entscheidend sein
Linda Dallmann freut sich auf die Partie: "Wir können gleich im ersten Pflichtspiel der Saison einen Titel gewinnen! Dazu ist es nach der Vorbereitung natürlich auch ein Gradmesser dafür, wo man steht." Ihre Mitspielerin Sarah Zadrazil ergänzt: "Das Spiel an sich ist noch nicht so wegweisend. Es kommen alle aus der Vorbereitung, es wird darauf ankommen, wer den besseren Tag erwischt."