Stadion-Gewalt: Hamburgs Innensenator Grote kritisiert Clubs und Fan-Vertreter
Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote hat die jüngsten gewalttätigen Ausschreitungen bei Fußballspielen scharf verurteilt. Der SPD-Politiker übte deutliche Kritik an den Clubs sowie Fan-Vertretern und fordert Konsequenzen. Beim Thema Polizeikosten-Beteiligung setzt er auf eine bundesweite Lösung.
"Ich bin es ein bisschen leid, dass wir nach so vielen Spielen immer über Gewalt und Auseinandersetzungen hinterher diskutieren müssen", sagte Grote am Dienstag in Hamburg. Bei mehreren Fußballspielen - darunter in Hannover und Hamburg - war es in den vergangenen Wochen zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen.
"Gästefans mit Einschränkungen versehen"
Grote brachte daher ins Spiel, dass man möglicherweise den Bereich der "Gästefans mit Einschränkungen versehen" müsse, wenn das nicht von Vereinsseite selber herbeigeführt werden kann. "Ich halte das für eine Situation, die wir so nicht weiterlaufen lassen können", betonte er. Der Innensenator übte auch deutliche Kritik an den Fußball-Clubs: "Ich habe nicht den Eindruck, dass von Vereinsseite zum Beispiel beim Thema Stadionverbote gegen die bekannten Hooligan-Gewalttäter entsprechend vorgegangen wird. Das wäre aber erforderlich."
Polizeikosten: Grote plädiert für bundesweite Lösung
In der Diskussion um die Beteiligung von Clubs an Polizeikosten zeigt sich Grote "offen", plädiert aber für eine bundesweite Lösung. Sonst würden Hamburger Vereine benachteiligt - besonders, wenn die Gewalt von Gästefans ausgehe.
Nach den Ausschreitungen beim Niedersachsenderby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweigs hatte auch Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens das Thema aufgegriffen. Sie will das Gespräch mit den Vereinen suchen "und dabei deutlich machen, dass ich eine Kostenbeteiligung für Hochrisikospiele zukünftig nicht mehr kategorisch ausschließen kann".
Bremen kämpft seit Jahren vor Gericht
Aktuell stellt nur Bremen der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Kosten bei sogenannten Hochrisikospielen in Rechnung. Die DFL reicht die Gebührenbescheide dann an Werder Bremen weiter. Mit dem langjährigen Rechtsstreit zwischen dem Land Bremen und der DFL um die Polizeikosten bei Hochrisikospielen befasst sich mittlerweile bereits das Bundesverfassungsgericht. Einen Termin für eine Entscheidung gibt es noch nicht.
Ausschreitungen bei St. Pauli gegen Hannover 96
Bei der Begegnung zwischen dem FC St. Pauli gegen Hannover 96 am Freitagabend war es zu einer Auseinandersetzung im Gästeblock gekommen. Nachdem ein Anhänger attackiert worden sein soll, betraten Einsatzkräfte der Polizei die Gästetribüne und wurden anschließend von 96-Fans angegriffen.
Fan-Vertreter kritisierten die Polizei später für den Einsatz von Pfefferspray. Nach der Partie in Hamburg kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Heimfans und der Polizei. Bei den Krawallen wurden mindestens 15 Fans und 17 Polizisten verletzt.
"Höre von keinem Fan-Vertreter irgendeine Selbstkritik"
"Ich habe mehrere Kollegen, die Schläge und Tritte gegen den Kopf abbekommen haben, weil sie am Boden lagen und darf mir dann hinterher von Fan-Vertretern anhören, dass man den Polizeieinsatz so oder so hätte machen können", kritisierte Grote. "Ich höre von keinem Fan-Vertreter irgendeine Selbstkritik." Den viel kritisierten Pfefferspray-Einsatz der Polizei im St.-Pauli-Stadion "werde man sich anschauen, inwiefern der hier oder da auch hätte anders gemacht oder nicht gemacht werden müssen".
Steuerzahler-Bund kritisiert Innensenator
Der Bund der Steuerzahler kritisierte wiederum Grote für seine Aussage. "Wir fordern von Innensenator Andy Grote, für Transparenz und Lösungen zu sorgen, statt Schuldzuweisungen auszusprechen", wurde die Landesvorsitzende Petra Ackmann in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung zitiert.
Auch in der Frage um die Beteiligung von Fußballclubs an Polizeikosten kritisierten die Steuerzahler-Vertreter Grote: "Wenn es keine bundeseinheitliche Lösung gibt, muss der Senator selbst für eine eigene gesetzliche Grundlage sorgen." Der hanseatische Verband setzt sich für einen bundesweiten "Polizeikosten-Fonds" ein. In diesen sollen laut Bund Proficlubs Geld für erhöhte Kosten bei Hochrisikospielen einzahlen.