St. Pauli und Hannover trennen sich 0:0 - Randale im 96-Block
Der FC St. Pauli hat sich im Zweitliga-Topspiel am Millerntor torlos von Hannover 96 getrennt. Mit dem Unentschieden verpassten die Hamburger den fünften Heimsieg in Folge. Überschattet wurde das Nordduell von einem Tumult im Gästeblock.
In einem hochintensiven Duell war der Spitzenreiter das bessere Team, verpasste es aber trotz teilweise drückender Dominanz, den entscheidenden Treffer zu erzielen. Immerhin: Die Mannschaft von Trainer Fabian Hürzeler ist weiterhin ungeschlagen und hat mit Hannover einen direkten Kontrahenten um den Aufstieg auf Abstand gehalten. Die Niedersachsen verteidigten zwar diszipliniert, brachten über die gesamte Spieldauer hinweg aber keinen Schuss auf das Tor der Gastgeber zustande.
"Es sind Szenen, die nicht in ein Fußballstadion gehören." Hannover-Trainer Stefan Leitl
Überschattet wurde die Partie am Millerntor von einer minutenlangen Unterbrechung zehn Minuten vor dem Ende, als es Tumulte im Gästeblock gab und Einsatzkräfte mit Gegenständen beworfen wurden. Teils waren heftige Prügeleien, Becher- und Stangenwürfe zu sehen. Der Polizei Hamburg zufolge soll es sich um eine "Auseinandersetzung unter den Gästefans" gehandelt haben. Die 96-Anhänger hängten nach der Auseinandersetzung ihre Banner ab und stellten die Unterstützung ein.
96-Keeper Zieler zufrieden, St. Paulis Hartel hadert
Hannovers Kapitän Ron-Robert Zieler zeigte sich sportlich mit dem Punkt zufrieden: "St. Pauli spielt echt einen guten Ball. Wir haben aber gut dagegengehalten und uns das 0:0 erkämpft." St. Paulis Mittelfeldspieler Marcel Hartel hingegen war nach der Partie enttäuscht, weil "wir uns mehr vorgenommen haben". Zwar sei sein Team "sehr dominant" gewesen, "Hannover hat sich aber nicht so locken lassen, wie wir das gerne gehabt hätten". Zudem bemängelte er im Vergleich zu den jüngsten Partien im Angriff mangelnde Konsequenz.
Mannschaften neutralisieren sich zu Beginn
Beide Teams starteten äußerst konzentriert in die Partie: Hannover versuchte, sein hohes Pressing durchzusetzen und hohe Ballgewinne zu forcieren, St. Pauli probierte, sich über sein Positions- und Passspiel zu befreien und Chancen zu kreieren. Mit ihrer intensiven Zweikampfführung neutralisierten sich beide Mannschaften aber zunächst, Strafraumszenen blieben in der ersten Viertelstunde Mangelware.
In der 16. Minute aber gingen die Gastgeber beinahe in Führung: Philipp Treu und Elias Saad kombinierten sich über die linke Seite stark durch, Saad bediente in der Mitte Johannes Eggestein, der sich blitzschnell drehte und abschloss. 96-Torhüter Zieler parierte stark.
St. Pauli jubelt - aber nur kurz
St. Pauli war jetzt dominant, ließ Ball und Gegner laufen und erzielte das vermeintliche 1:0. Saads strammem Treffer aber ging eine Abseitsposition von Flankengeber Oladapo Afolayan voraus (23.). Die Niedersachsen stellten zwar weiter konsequent die Räume zu, kamen in dieser Phase aber kaum aus der eigenen Hälfte - auch weil sich im eigenen Spiel immer wieder kleine Ungenauigkeiten einschlichen, die einen geordneten Spielaufbau ins letzte Drittel verhinderten.
Und gelang es einmal, konterten die Braun-Weißen blitzgefährlich: Saad brach auf links durch, zog nach innen und verfehlte mit seinem Rechtsschuss das Tor nur knapp (36.). Zwei Minuten später verpasste Manolis Saliakas die mittlerweile überfällige Führung nach einer scharfen Saad-Hereingabe. Torlos ging es in die Kabinen.
Intensive Duelle im Mittelfeld
Die erste Viertelstunde nach Wiederanpfiff war dann wieder ein Abbild der ersten 15 Minuten der Partie: ein hochintensives Duell zweier taktisch sehr disziplinierter Mannschaften, die fleißig verschoben und Räume verdichteten und sich ansonsten in Zweikämpfen im Mittelfeld verstrickten. Strafraumszenen geschweige denn Torchancen? Fehlanzeige.
So bedurfte es einer Standardsituation, dass mal wieder ein Hauch von Torgefahr aufkam: Phil Neumann aber blockte Eggesteins Kopfball nach einer Ecke (65.). Und Hannover? Konzentrierte sich aufs Verteidigen und brachte nach vorne weiterhin nichts zustande. Auch nach 75 Minuten hatten die "Roten" nicht eine einzige Torannäherung zu verzeichnen.
Unterbrechung nach Tumulten im Gästeblock
Das änderte sich in der 78. Minute, als ein abgefälschter Schuss von Stürmer Havard Nielsen knapp neben das Tor des bis dahin beschäftigungslosen Nikola Vasilj fiel. Kurz zuvor hatte Eggestein per Kopf auf der Gegenseite die beste St.-Pauli-Chance des zweiten Durchgangs gehabt (77.).
Gerade als die Partie wieder an Fahrt aufgenommen hatte und alle sich auf eine spannende Schlussphase einstellten, eskalierte die Situation im Gästeblock. Das Spitzenspiel war aufgrund der Ausschreitungen faktisch beendet, denn nach Wiederanpfiff und trotz achtminütiger Nachspielzeit kamen beide Teams nicht mehr in Gang.