Fabian Hürzeler © Witters Foto: Witters

St. Paulis Trainer Hürzeler will kein "HSV-Jäger" sein

Stand: 03.04.2023 13:27 Uhr

Nur noch sechs Punkte Abstand hat der im Januar noch abstiegsbedrohte Fußball-Zweitligist FC St. Pauli auf den Aufstiegs-Relegationsplatz - und den Stadtrivalen HSV. Trainer Fabian Hürzeler sieht sein Team trotz der Rekord-Siegesserie noch im Lernprozess.

von Johannes Freytag

So mag der 30-Jährige den Begriff "HSV-Jäger" nicht, "weil wir genug in den eigenen Reihen zu tun haben", erklärte er im NDR Sportclub und verwies lieber darauf, dass die Entwicklung seiner Mannschaft noch lange nicht abgeschlossen sei: "Wir sind in einem Prozess und es gibt immer noch Details, die wir verbessern können", sagte Hürzeler und ordnete entsprechend auch das mühsame 1:0 am Sonnabend gegen Jahn Regensburg ein: "Da haben wir nicht wie ein HSV-Jäger gespielt."

Kein rein defensiv denkender Trainer

Demut und Bescheidenheit seien gefordert, so Hürzeler weiter, der als jüngster Trainer in den oberen drei Profiligen die Branche aufmischt. Aus einem verunsicherten Team formte er binnen drei Monaten eine Mannschaft, die vor allem defensiv wenig zulässt - lediglich drei Gegentore kassierten die Hamburger in den neun siegreichen Spielen unter Hürzeler.

Er sei aber nicht nur ein rein defensiv denkender Trainer, sagte der 30-Jährige. Im Gegenteil: "Ich habe lange bei den Bayern gespielt und tief in meiner DNA ist es so, dass ich gerne den Ball haben will." Das vermittele er auch den Kiezkickern: "Wir trainieren viel mit dem Ball und versuchen, sehr dominant aufzutreten." Prinzipiell wolle er "mit dem Ball Lösungen finden, lieber agieren statt zu reagieren".

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Bayern-Gen und großer Ehrgeiz

St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann ging ins Risiko, als er nach der Entlassung von Trainer Timo Schultz einen Tag vor Weihnachten dessen Assistenten offiziell zum Chefcoach beförderte. Die kritischen Stimmen sind mittlerweile verstummt und Bornemann sieht sein "sehr gutes Gefühl" von vor drei Monaten bestätigt: "Er ist sehr bedacht, indem was er tut. Er hat eine hohe innere Überzeugung und Klarheit, wie er Fußball spielen will, wie er über den Sport denkt und wie er es vermitteln will. Das gibt ihm eine große Sicherheit."

"Ich hoffe, dass er bis 2025 jedes Spiel gewinnt und dann auch die Champions League holt - mit St. Pauli." Nationalspieler Emre Can über Fabian Hürzeler

Dieses Selbstbewusstsein bekam der in den USA geborene Sohn eines Schweizers und einer Deutschen schon in der Jugend beim FC Bayern eingeimpft: "Da ging es nie darum, ob du gewinnen sollst, darfst oder kannst - sondern es hieß immer: 'Du musst gewinnen'. Und dieser Ehrgeiz prägt mich noch heute", sagte Hürzeler, der beispielsweise im Gegensatz zu seinem damaligen Mitspieler Emre Can (heute BVB) seinen eigenen Traum von einer Profikarriere früh aufgeben musste.

Regionalliga-Aufstieg als Spielertrainer

Denn den Sprung zu den Profis schaffte der zentrale Mittelfeldspieler nicht. Nach den Bayern-Junioren folgten Stationen beim FC Bayern II, der TSG Hoffenheim II und 1860 München II. "Der letzte Punch hat gefehlt", sagt sein einstiger Mitbewohner Roman Plesche. Er lotste seinen Freund in die fünftklassige Bayernliga zum FC Pipinsried.

Den Dorfclub führte der 24 Jahre alte Hürzeler als Spielertrainer 2017 sogleich in die Regionalliga. Trotz des schnellen Erfolges lief nicht immer alles glatt: Mit 46 Gelben Karten und sechs Platzverweisen in knapp vier Jahren galt er auch als Hitzkopf. Er habe viele "schmerzhafte Erfahrungen" gemacht und "nicht immer gut ausgesehen", räumte Hürzeler ein: "Dadurch bin ich aber auch zu dem gereift, der ich heute bin."

Aufstieg? "Wir denken von Spiel zu Spiel"

Beim FC St. Pauli sieht sich Hürzeler, dessen Motto "Lernen hat keine Ziellinie" lautet, schon durch sein Alter auf Augenhöhe mit den Spielern. Er will sie durch "Ideen" überzeugen. Widerspruch ist ausdrücklich erlaubt. "Er weiß, was in uns Spielern vorgeht und bringt unglaublich viel taktisches Verständnis mit", lobte Kapitän Leart Paqarada. Der Coach gab die Komplimente aber gleich zurück: "Mir ist es wichtig, dass es keine Hürzeler-Show ist, sondern es letztendlich die Spieler sind, die das umsetzen auf dem Platz."

Nur beim Thema Aufstieg geht Hürzeler (noch) nicht mit. Noch acht Spieltage sind zu absolvieren, die Braun-Weißen müssen unter anderem noch bei den Top Drei Heidenheim (8. April), HSV (21. April) und Darmstadt (6. Mai) antreten. "Wir denken von Spiel zu Spiel", sagte St. Paulis Coach lediglich und mahnte an, "uns weiterhin auf unsere Entwicklung zu konzentrieren".

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Sportclub | 02.04.2023 | 22:50 Uhr

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