Marcel Hartel im Trikot vom St. Louis CITY SC © IMAGO / USA TODAY Network

St. Paulis Aufstiegsheld Marcel Hartel auch in den USA gefeiert

Stand: 04.09.2024 13:55 Uhr

Marcel Hartel knüpft nach seinem Abgang vom FC St. Pauli zum St. Louis City SC in den USA nahtlos an seine überragenden Leistungen im Trikot des Kiezclubs an. Nach sechs Pflichtspielen schlagen bereits sechs Torbeteiligungen für den 28-Jährigen zu Buche, der auch abseits des Platzes eine gute Figur abgibt.

von Hanno Bode

Erschöpft sieht Hartel am frühen Sonntagabend aus, als er im Presseraum des Cityparks auf dem Podium Platz nimmt, um sich den Fragen der Medienvertreter zu stellen. Vermutlich wäre der Offensivmann in diesen Augenblicken viel lieber in der berühmt-berüchtigten Eistonne - oder in einer klimatisierten Eisdiele. Schließlich hatte er zuvor mit seinem neuen Team bei Temperaturen weit über 30 Grad ein Fußballspiel bestritten. Weil der gebürtige Kölner gegen die Los Angeles Galaxy den 2:1-Siegtreffer erzielte, muss er sich nun aber im Bauch des Stadions den Fragen der Journalisten stellen.

"Es war sehr, sehr heiß", gibt Hartel zu Protoll und seufzt dabei lächelnd. Er sitzt mit einem schwarzen Tanktop auf dem Podium. Mit seinen tätowierten Armen, der etwas wilden Frisur und dem gestutzten Rauschebart sieht er ein wenig aus wie ein Rocker. Typen wie ihn, die etwas aus der Rolle fallen, lieben die Fans im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten. Und im Falle von Hartel auch nach wenigen Wochen bereits aus sportlichen Gründen. Denn "Cello", wie der Rap-Fan gerufen wird, rockt die Major League Soccer.

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Nachdem der Aufstiegheld des FC St. Pauli (17 Treffer und 13 Vorlagen in der vergangenen Saison) bereits im Leagues Cup in vier Partien zwei Tore für St. Louis erzielt hatte, gelang dem 28-Jährigen nun in seinem zweiten MLS-Einsatz auch sein erster Treffer in der US-Profiliga. Gegen Western-Conference-Tabellenführer LA Galaxy um den früheren deutschen Nationalspieler Marco Reus war er in der 68. Minute nach feiner Vorlage von Jayden Reid mit einem präszisen Rechtsschuss zum 2:1 erfolgreich.

"Das war ein wunderbarer Abschluss", lobte Coach John Hackworth den Schützen. Hartel selbst befand etwas nüchterner: "Es war eine gute Vorlage und ein guter Abschluss."

"Mit sehr viel positiver Energie hergekommen"

Der 28-Jährige hat rasch Fuß gefasst in seiner neuen Heimat. Nachdem seine Ausreise in die USA aus Visa-Gründen und wegen einer Erkrankung seiner Tochter noch etwas holprig verlaufen war, hat sich Hartel inzwischen gut eingelebt in der rund 300.000 Einwohner zählenden Stadt im US-Bundesstaat Missouri. "Ich bin hier mit viel positiver Energie hergekommen", erklärt der Fußball-Profi mit Blick auf seine überragende Saison im St.-Pauli-Trikot.

Alles, was ihm der deutsche Sportdirektor des Clubs, Lutz Pfannenstiel, im Vorwege von der Stadt und dem Verein erzählt und per Video gezeigt hatte, habe sich bewahrheitet, so Hartel. Mehr noch: Nach seinem ersten Auftritt vor heimischer Kulisse im Citypark ist er regelrecht euphorisiert von der Unterstützung der Fans. "Ich habe die Atmosphäre sehr genossen. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung. Sie hat uns die Energie gegeben, das Spiel zu gewinnen", lobt der Offensivakteur den Anhang.

Wechsel in die USA auch aus finanziellen Gründen

St. Louis soll für Hartel kein Zwischenstopp sein. Er hat einen Kontrakt über vier Jahre beim erst 2019 gegründeten Club unterzeichnet. Der Wechsel in die im Vergleich zu europäischen Top-Ligen sportlich eher schwache MLS sorgte in Deutschland vielerorts für Verwunderung. Zumal der 28-Jährige zuvor unter anderem bei Borussia Mönchengladbach im Gespräch gewesen war. Das für Hartel lukrativste Gesamtpaket schnürte jedoch St. Louis.

"Ich mache kein Geheimnis daraus, dass auch finanzielle Gründe eine Rolle bei meiner Entscheidung gespielt haben. Es war relativ klar, dass es mein letzter großer Vertrag sein würde, und es war nicht so, dass ich durch die vergangenen Jahre schon für mich und meine Familie ausgesorgt hätte", erklärte er jüngst dem "Hamburger Abendblatt".

Hartel muss wohl auf Duelle mit Messi noch warten

Hartel ist nicht der einzige Deutsche im Kader von St. Louis. Auch der gebürtige Braunschweiger Jannes Horn (kam vom 1. FC Nürnberg), der von Hannover 96 verpflichtete Cedric Teuchert sowie Eduard Löwen (früher unter anderem Hertha BSC) wagten den Sprung über den großen Teich. Insgesamt stehen aktuell 19 deutsche Profis bei MLS-Vereinen unter Vertrag. Der bekannteste Legionär kommt allerdings aus Argentinien: Lionel Messi schnürt seit 2023 seine Fußballschuhe für Inter Miami, dem Spitzenreiter der Eastern Conference.

Auf Duelle mit dem Weltmeister wird Hartel aber wohl noch warten müssen. Denn St. Louis belegt aktuell den vorletzten Platz in der Western Conference. Um sich für die Play-offs zu qualifizieren, müsste das Team mindestens Neunter werden. Das erscheint bei momentan neun Zählern Rückstand auf den begehrten Platz und nur noch sieben ausstehenden Partien eher unwahrscheinlich.

"Ich mag es, der Mannschaft mit Toren zu helfen"

Aber Träumen ist ja erlaubt. Und so sagt Hartel nach dem überraschenden Erfolg gegen die LA Galaxy mit überzeugter Stimme: "Wir sehen, dass wir die besten Mannschaften in der Western Conference schlagen können. Mit diesem Mindset müssen wir in die nächsten Wochen gehen." Er selbst könnte mit weiteren Treffern maßgeblich dazu beitragen, dass die Play-off-Qualifikation noch irgendwie gelingt.

"Ich mag es, der Mannschaft mit Toren und Vorlagen zu helfen. Aber am Ende ist es nicht wichtig, wer die Tore macht, sondern dass wir Spiele gewinnen", erklärte der 28-Jährige. Bald darauf übergibt er seinen Platz auf dem Podium im Presseraum an Landsmann Teuchert - und darf endlich in die Eistonne oder Eisdiele...

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