St. Paulis Karol Mets (l.) im Duell mit Hannovers Sebastian Ernst © WITTERS/LeonieHorky

St. Pauli in Hannover: "Charakter zeigen" und Mini-Krise überwinden

Stand: 21.04.2024 10:02 Uhr

Heute tritt der FC St. Pauli zum Nordduell bei Hannover 96 an. Während sich die Niedersachsen zumindest verbal aus dem Aufstiegsrennen der 2. Liga verabschiedet haben, benötigt der Tabellenzweite aus Hamburg einen Sieg, um die erste Mini-Krise der Saison zu überwinden.

von Tobias Knaack

Wenn es darum geht, schwierige Situationen zu überstehen, werden Sportler gerne zu Forstwissenschaftlern. Klarzumachen, "aus welchem Holz wir geschnitzt sind", ist eine dann gängige Sprachformel. In diese "Forst-Falle" ist Karol Mets, Verteidiger des FC St. Pauli, vor dem Nordduell in Hannover heute (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) zwar nicht getappt.

Dennoch ging es dem Esten nach zuletzt zwei Niederlagen am Stück und der ersten Mini-Krise der Saison zur Unzeit unter der Woche durchaus darum, dass die Partie bei den Niedersachsen "ein Test" sei, um "zu zeigen, woraus wir gemacht sind". Zumal Fortuna Düsseldorf am Sonnabend mit dem 1:0-Sieg gegen Fürth den Druck erhöhte und nur noch zwei Punkte hinter St. Pauli liegt.

"Verlieren ist die beste Möglichkeit, den Charakter zu zeigen." St.-Pauli-Verteidiger Karol Mets

Auch wenn er die Material-Frage umschiffte, war eindeutig, worum es ihm nach dem wilden Auftritt beim 3:4 gegen Elversberg ging: um Mental- und Mentalitätsfragen. Um die Widerstandsfähigkeit, die sein Team über weite Strecken der Spielzeit so stark gemacht hat. Darum, nach dem vielleicht schlechtesten Saisonspiel zurückzukommen.

Wahl rückt bei St. Pauli ins Abwehrzentrum

"Verlieren ist die beste Möglichkeit, den Charakter zu zeigen", sagte der 30-Jährige in einem Interview auf der Vereinshomepage. Nach den jüngsten Ergebnissen sowie personellen Rückschlägen durch die Verletzungen von Philipp Treu (Wadenbeinbruch) und Eric Smith (muskuläre Probleme) sei "die Motivation groß, wieder erfolgreich zu sein".

Damit das gelingt - und die heranstürmende Fortuna aus Düsseldorf mit einem Sieg in der Tabelle auf Abstand gehalten werden kann - wird es durch den wahrscheinlichen Ausfall von Smith vor allem auch auf Mets und Hauke Wahl ankommen. Letzterer werde - wie schon bei den Siegen in Nürnberg und gegen Hertha BSC - ins Abwehrzentrum rücken, sagte Trainer Fabian Hürzeler am Freitag. Adam Dzwigala dürfte Wahls freiwerdende Position übernehmen.

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Hürzeler fordert in Hannover mehr defensive Stabilität

Das klare Ziel: "Wir wollen hervorheben, was uns stark gemacht hat." Bedeutet nach den zuletzt sechs Gegentoren in zwei Partien: die Rückkehr zu defensiver Stabilität und Ordnung. Kurzum: zu mehr Disziplin im Verteidigen, der Basis im Hürzeler'schen System. Die war den Hamburgern gegen die Saarländer angesichts von zwölf Elversberger Großchancen nahezu vollkommen abgegangen.

Gegen die "Top-Mannschaft" Hannover mit ihrer "enormen Wucht" und ihrem "sehr intensiven Pressing" werde es umso mehr darauf ankommen, sagte der 31-Jährige und ergänzte, dass er "total überzeugt von meiner Mannschaft" sei und "großes Vertrauen in den ganzen Verein" habe.

"Wir sind nach wie vor die einzige Mannschaft in der Liga, die in der Rückrunde nur einmal verloren hat." 96-Coach Stefan Leitl

Das hat auch Hürzelers 96-Pendant Stefan Leitl. Nach zuletzt zwei Remis gegen Schalke (1:1) und im Niedersachsen-Derby in Braunschweig (0:0) hatte er zu Beginn der Woche allerdings das Aufstiegsrennen für sein Team zumindest verbal für beendet erklärt: "Es fehlt einfach noch der letzte Tick an Erfahrung und Überzeugung, um tatsächlich in Richtung Platz drei angreifen zu können", hatte der 46-Jährige gesagt.

Bei Leitls Verpflichtung im Sommer 2022 hatte sich 96 einen Dreijahresplan zur Rückkehr in die Erste Liga gegeben. Aufgrund der Weiterentwicklung in dieser Saison sieht der Trainer sein Team im Soll. "Wir sind schwer zu schlagen. Wir sind nach wie vor die einzige Mannschaft in der Liga, die in der Rückrunde nur einmal verloren hat."

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Leitl will mit 96 das "Maximale rausholen"

Für sein Team gelte es - beginnend mit der Partie gegen den Tabellenzweiten - "das Maximale aus der Saison herauszuholen", sagte der Coach und frohlockte auf der Homepage des Clubs: "Wir haben am Sonntag den Tabellenzweiten vor ausverkauftem Haus zu Gast. Dieses Spiel wollen wir unbedingt gewinnen."

Erschwert wird dieses Vorhaben dadurch, dass den "Roten" vor dem Saisonendspurt die Stürmer ausgehen. Nach Andreas Voglsammer (Oberschenkel) droht nun auch Havard Nielsen wegen einer Achillessehnen-Verletzung für die letzten fünf Spiele auszufallen. Mit Cedric Teuchert ist zudem ein dritter Angreifer erkrankt. Einzige Option im Angriff ist demnach Nicolo Tresoldi.

Dass es für 96 kurz vor Ende der Spielzeit wahrscheinlich nicht zum Sprung nach oben reichen wird, ist für Leitl indes "nicht schlimm. Weil es auch ein Teil unserer Entwicklung und unseres Prozesses ist."

Mets ist zuversichtlich, "dass wir wieder aufstehen"

Insofern haben beide Nordrivalen am Sonntag ihre ganz eigenen Prozesse zu verarbeiten, denn auch Hürzeler sagte: "Du musst das Schwere auf dem Weg akzeptieren, um den Erfolg auch wertschätzen zu können."

Mets ist sich sicher, dass sich der für seine Mannschaft am Sonntag wieder einstellen wird: "Wir haben die ganze Saison über sehr solide gespielt und wir haben eins der besten Teams der Liga. Das gibt mir auch die Zuversicht, dass wir wieder aufstehen werden". Und dass die St.-Pauli-Profis zeigen, woraus sie gemacht sind.

Mögliche Aufstellungen:

Hannover 96: Zieler - Neumann, Halstenberg, Arrey-Mbi - Muroya, Kunze, Christiansen, Dehm - Leopold - Tresoldi, Schaub
FC St. Pauli: Vasilj - Dzwigala, Wahl, Mets - Saliakas, Irvine, Hartel, Ritzka - Metcalfe, Eggestein, Afolayan

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 21.04.2024 | 16:17 Uhr

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