Flattern die Nerven? FC St. Pauli mit erster Heimniederlage
Der FC St. Pauli zeigt im Aufstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga Nerven. Die Hamburger kassierten am Sonntag beim 3:4 (1:0) gegen die SV Elversberg nicht nur ihre erste Heimniederlage, sondern rutschten auch auf den zweiten Tabellenplatz ab.
Die zweite Pleite hintereinander war völlig verdient: Die Gäste aus dem Saarland agierten am Millerntor frech und offensiv, düpierten die Defensive der Kiezkicker ein ums andere Mal. Schon die Pausenführung für St. Pauli war schmeichelhaft, Keeper Nikola Vasilj hatte zuvor mehrfach den Rückstand verhindert.
Auch die Treffer von Johannes Eggestein und Marcel Hartel zur zweimaligen Führung gaben dem Team von Trainer Fabian Hürzeler keine Sicherheit: Elversberg konterte weiter ungeniert und fuhr trotz des späten Anschlusstreffers von Jackson Irvine einen verdienten Auswärtssieg ein.
Das sei der schlechteste Auftritt vor eigenem Publikum gewesen, kritisierte Kapiän Irvine im Anschluss. Hürzeler fand den Auftritt seiner Mannschaft "enttäuschend" - vor allem in der Defensive.
St. Pauli vor lauter Nordduellen
"Wir haben es einfach nicht geschafft, unsere Leistung auf den Platz zu bringen", haderte Hartel. Von Nervenflattern im Aufstiegsrennen will der 28-Jährige aber nichts hören: "Ich weiß, was für eine Qualität wir haben. Wir müssen das Spiel jetzt positiv analysieren und schnellstmöglich abhaken."
Für die Hamburger beginnen nun die "Nordwochen". Am kommenden Sonntag (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) gastieren sie bei Hannover 96, anschließend (26. April) kommt Hansa Rostock ans Millerntor. Danach (3. Mai) steht das Stadtderby beim HSV an, ehe die Kiezkicker am vorletzten Spieltag (12. Mai) den VfL Osnabrück empfangen.
Treu früh verletzt raus
Hürzeler, der sein Team nach dem KSC-Spiel (1:2) ohnehin auf drei Positionen verändert hatte, musste nach nur neun Minuten erneut umbauen: Philipp Treu zog sich ohne gegnerische Einwirkung eine Verletzung zu - für ihn kam Lars Ritzka in die Partie.
St. Pauli war die spielbestimmende Mannschaft in der Anfangsphase, die erste dicke Torgelegenheit hatten jedoch die Gäste aus dem Saarland: Luca Schnellbachers scharfen Schuss konnte Vasilj nicht festhalten, den Abpraller bekam Jannik Rochelt aber nicht unter Kontrolle (11.).
Elversberg fahrlässig, St. Pauli effizient
Die Gastgeber hatten ihre liebe Müh' mit dem konterstarken Aufsteiger, Vasilj klärte zweimal in höchster Not gegen Paul Wanner (21.). Dann ließ sich Adam Dźwigała an der Strafraumlinie von Manuel Feil den Ball abjagen. Wieder war es Vasilj zu verdanken, dass es kein Gegentor gab - St. Paulis Keeper wehrte den Schuss des frei vor ihm abschließenden Elversbergers zur Ecke ab (25.).
Auch dass Elias Saad und Eggestein an einer scharfen Hereingabe von Connor Metcalfe vorbeistolperten (35.), passte ins Bild - die Kiezkicker hatten bis dahin einen gebrauchten Nachmittag erwischt. Doch vier Minuten später herrschte wieder eitel Sonnenschein am Millerntor: Eric Smith schoss eine Ecke scharf und flach an den kurzen Pfosten, dort rauschte Eggestein heran und drückte den Ball über die Linie (39.). Wenig später gab es zu Recht keinen Elfmeter, als Saad im Strafraum zu Fall kam (45.+2).
Hartel trifft zur Führung
Was immer St. Paulis Trainer seiner Mannschaft in der Pause erzählt haben mochte, am merkwürdigen Auftritt der Kiezkicker änderte sich zunächst nichts. Zwar hatten die Hamburger viel Ballbesitz, kreativ gingen sie damit allerdings nicht um. Ganz anders Elversberg: Nach einem Ballverlust von Irvine im Mittelfeld kombinierten sich die Gäste blitzschnell in den Strafraum, wo Maurice Neubauer zum 1:1 abschloss (52.).
Der Treffer war ein Weckruf für die Hausherren, die nun endlich mehr Tempo im Spiel hatten und Elversberg unter Druck setzten. Saad vergab zwei gute Möglichkeiten (55., 59.). Zehn Minuten später durfte die Hürzeler-Elf dann jubeln: Irvine scheiterte zunächst an Kristof, der Ball landete bei Metcalfe, der von der Grundlinie klug in den Strafraum zurücklegte, wo Hartel wuchtig zum 2:1 einschoss (69.).
Gäste kontern Kiezkicker eiskalt aus
Doch die Freude über die erneute Führung währte kaum länger als eine Minute. Der gerade erst eingewechselte Joseph Boyamba nahm einen weiten Ball gut mit und vollendete ins rechte untere Eck - St. Paulis Abwehrkette, die auf Abseits spekuliert hatte, sah dabei ganz schlecht aus (70.).
Und auch bei den nächsten Gegentreffern ließ sich die Hamburger Defensive viel zu einfach ausspielen: Nach einem langen Abschlag von Kristof entwischte Dominik Martinovic seinem Gegenspieler Saliakas, steckte dann brillant durch auf Wanner, der zum 3:2 für die Gäste einschob (82.). Zwei Minuten später war es wieder ein Konter: Nach einem Hartel-Freistoß landete der Ball über Martinovic und Robin Fellhauer bei Hugo Vandermersch, der zum 4:2 für die Saarländer vollendete (84.).
Der Anschlusstreffer von Irvine (90.+3) kam zu spät - St. Paulis erste Heimniederlage in dieser Saison war besiegelt.