St. Pauli beendet Zusammenarbeit mit Beratern im Nachwuchsbereich
Der FC St. Pauli schiebt Spielerberatern an seinem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) einen Riegel vor. Wie der Fußball-Zweitligist am Dienstag mitteilte, beendet der Club bei minderjährigen Spielern die Zusammenarbeit mit Beratern und Agenturen.
Der Verein möchte sich damit "gegen die Kapitalisierung des Jugendfußballs" positionieren. St. Pauli wird Verpflichtungs- und Vertragsgespräche bei minderjährigen Talenten künftig nur noch mit dem Spieler oder dessen engstem Umfeld führen. Zuerst hatte die Süddeutsche Zeitung berichtet.
"Dies ist keine Entscheidung gegen Berater im Fußball generell", sagte NLZ-Leiter Benjamin Liedtke, "sondern es geht vielmehr darum, im Jugendfußball den Fokus auf das persönliche Umfeld der Spieler zu legen, nicht auf Agenturen und den Markt." Darüber hinaus will der Club auch kein "externes, kommerzielles Individualtraining im NLZ" zulassen.
Bornemann: "Hoffen, dass andere unserem Beispiel folgen"
"Das Thema wird in sämtlichen Fußballgremien kritisch diskutiert, und auch die meisten Vereine haben das Problem erkannt", sagte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann der "SZ": "Wir wollen jetzt den ersten Schritt machen und hoffen, dass andere unserem Beispiel folgen werden."
Der Wettbewerb auf dem Talente-Markt ist groß. Bereits im Teenager-Alter sind bei den jungen Kickern Berater eher die Regel als die Ausnahme. An Ablösesummen und Gehältern dürfen die Manager zwar erst mitverdienen, wenn die aufstrebenden Fußballer volljährig sind, doch Honorare fließen zum Teil schon vorher. Und auch die Clubs werben sich untereinander mit zum Teil viel Geld die besten Talente ab.
"Es gibt total gute Berater. Aber im Jugendbereich erschließt sich mir der Sinn nicht." St. Paulis NLZ-Leiter Benjamin Liedtke
"Es gehört ein Stück weit zum guten Ton, einen Berater zu haben, weil man glaubt, man könnte dann besser durchdringen. Meines Erachtens ist das ein Trugschluss, zumindest im Jugendbereich", sagte Liedtke dem NDR, der Beratern aber keinesfalls die "Daseinsberechtigung" absprechen will. "Es gibt total gute Berater. Aber im Jugendbereich erschließt sich mir der Sinn nicht."
Ist ein anderer Jugendfußball möglich?
St. Pauli, das im Wettbieten ohnehin kaum mithalten könnte, will den direkten Kontakt zur Familie und den Spielern haben. "Wenn es um die sportliche Entwicklung geht, dann muss man mit den Familien und Spielern direkt sprechen. Da sollte keiner dazwischen sein."
Der Kiezclub verfolgt im Nachwuchsbereich ein Konzept mit dem Titel "Rebellution - ein anderer Jugendfußball ist möglich". Dazu gehört auch ein laut Clubangaben "umfassendes pädagogisches Konzept", um die Spieler ganzheitlich zu fördern. "Wir erarbeiten mit ihnen die Kompetenzen, um im Leistungssport bestehen zu können und verstehen uns als Ausbildungsinstitut", so Liedtke.