St. Pauli gegen Schalke: Mit dem nächsten starken Auftritt oben angekommen
Mit dem 3:1 über Schalke 04 hat sich der FC St. Pauli in die Spitzengruppe der 2. Liga geschossen. Doppeltorschütze Marcel Hartel und Trainer Fabian Hürzeler richteten den Blick bei aller Freude über die starke Leistung aber auf die weitere Entwicklung des Teams.
Elias Saad musste kurz überlegen, wie er auf die Frage reagieren soll, ob sein Team mit dem letztlich dominanten Erfolg über den Bundesliga-Absteiger dort angekommen sei, wo es hingehört. Auf einem direkten Aufstiegsplatz. Zumindest über Nacht. "Ja, schon", lautete die etwas verlegene Antwort des Flügelstürmers im NDR Interview, um dann bestimmter nachzuschieben: "Wir wollen oben mitspielen und das zeigen wir jedes Spiel."
St. Pauli mit Sieg über Schalke in der Spitzengruppe
Saads Antwort, sie steht stellvertretend für die abermalige Entwicklung des FC St. Pauli, das gewachsene Selbstvertrauen - und die Untermauerung der eigenen Ambitionen. Nach sieben Spielen als einziges Team der Liga ungeschlagen, die Ladehemmungen zu Saisonbeginn mit acht Toren in den vergangenen zwei Partien eindrucksvoll vergessen gemacht, und mit mittlerweile 13 Punkten angekommen in der Spitzengruppe der 2. Liga. Mit den Siegen gegen Kiel (5:1) und S04 (3:1) haben sich die Hamburger dorthin geschossen, wo sie sich - bei aller nach außen getragenen Bescheidenheit - selbst sehen.
Gegen die "Königsblauen" bestätigten sie über weite Phasen den starken Auftritt gegen Holstein. Mit griffigem Pressing, einer exzellenten Raumaufteilung und Spielfreude dominierten sie den individuell sehr gut besetzten Bundesliga-Absteiger. Trainer Fabian Hürzeler freute sich insbesondere über den Auftritt in Durchgang eins: "Da hatten wir viel Kontrolle über das Spiel, viele Torchancen und haben so gut wie nichts zugelassen."
Schwächste Phasen nach eigenen Treffern
Und dennoch kamen die Schalker bei aller Dominanz der Gastgeber zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Sebastian Polters Treffer in der 29. Minute ging ein Missverständnis auf der rechten Abwehrseite voraus. Hürzeler bemängelte in der Phase nach der 1:0-Führung durch Marcel Hartels Strafstoß, sein Team hätte "noch konsequenter dranbleiben" müssen.
Eine Analyse, die sich 1:1 auch auf die Phase nach der zweiten Führung durch Hartel (57.) übertragen ließe: Der umtriebige Flügelstürmer Yusuf Kadabayi (61.) und erneut Polter (64.) ließen beste Chancen zum erneuten Ausgleich liegen. "Es kann nicht sein, dass Schalke bei uns zweimal aufs Tor läuft", kritisierte der Coach. "Da hatten wir eine kurze Phase, in der wir gewackelt haben."
St. Pauli verteidigt aktiv nach vorne
Wie schon gegen Kiel fingen sich seine Schützlinge aber schnell wieder. Und sie taten es erneut mit aktivem Verteidigen nach vorne. "Die Reaktion war gut", lobte der 30-Jährige: "Wir haben weiter Fußball gespielt und unsere defensive Stabilität wiedergefunden."
S04 - auch am siebten Spieltag noch immer eine Mannschaft in der Findung - hatte nichts mehr zuzusetzen. Das vor allem aber auch, weil St. Pauli sie nicht mehr zurück ins Spiel ließ. "Es ist gut, dass die Mannschaft sich für den Aufwand belohnt", sagte der Coach.
In der Tabelle vorbei am HSV
Die Belohnung fiel dank des Treffers von Carlo Boukhalfa in der Nachspielzeit doppelt süß aus, da man sich durch das Tor am Stadtrivalen HSV vorbeischob, der sich mit zwei Auswärtspleiten gegen die zwei Aufsteiger Elversberg und Osnabrück gerade einen gepflegten Herbstblues gönnt.
Platz zwei zumindest über Nacht ließ die Beteiligten am Millerntor nach dem Abpfiff strahlen, auch wenn Doppeltorschütze Hartel den Blick umgehend nach vorne richtete: "Gerade in der zweiten Halbzeit hatten wir Verbesserungspotenzial, um da, wie in der ersten Halbzeit, das Spiel dominant zu Ende zu bringen." Es sei gut, "dass wir was zu verbessern haben, woran wir arbeiten können, um diese Leistung Woche für Woche auf den Platz zu bringen."
Sagte es und klang damit wie sein Trainer, der sagte, dass "wir mit dem Potenzial und mit der Entwicklung noch nicht am Ende sind". Klingt für die Konkurrenz angesichts der zuletzt sehr dominanten Auftritte wie eine Drohung. Der nächste Gegner ist am kommenden Sonnabend (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) mit Hertha BSC ein weiterer Bundesliga-Absteiger, der wie Schalke auch noch in der Findung ist.