Kraft- und ideenlos: Herbstblues beim HSV
Nach zwei Niederlagen gegen die Aufsteiger SV Elversberg und VfL Osnabrück steckt der HSV in seiner ersten Krise der Saison. Der Druck vor der anstehenden Partie gegen Fortuna Düsseldorf steigt.
Waren die beiden Niederlagen gegen die Außenseiter nun zwei nicht zu erwartende Ausrutscher? Oder hat sich der HSV (und sein Umfeld) zuvor besser gesehen, als er tatsächlich ist? Mit letzter Sicherheit kann man zu diesem Zeitpunkt der Saison beide Fragen nicht beantworten.
Keinen Zweifel gab es allerdings, wie die 1:2-Pleite in Osnabrück einzustufen war - bei einer Mannschaft, die zuvor mit 0:7 in Hannover verloren und erst einen Punkte geholt hatte.
"Wir haben einen Anspruch an uns selbst und dem sind wir heute nicht gerecht geworden. Das muss man ganz klar so sagen", formulierte Torwart Daniel Heuer Fernandes, der mit einigen starken Paraden als einziger Hamburger überzeugte.
HSV-Trainer Walter: "Bodenlos schlecht"
Trainer Tim Walter stufte den Auftritt seines Teams als "bodenlos schlecht" ein: "Wir haben nicht stattgefunden. Wir haben uns in den Zweikämpfen düpieren lassen", ärgerte sich Walter:
"Du musst dich hinterfragen. Das tun wir im Trainerstab und das erwarte ich auch von den Spielern", sagte der Hamburger Coach.
Immer wieder die gleichen Fehler
Doch tut Walter das wirklich? Einstellung und Widerstandsfähigkeit der HSV-Profis zu hinterfragen, ist nach dem Auftritt in Osnabrück durchaus angebracht. Die typisch deutsche Mentalitätsdebatte verhindert aber häufig eine tiefergehende Analyse, die sich zwangsläufig auch mit dem Trainer beschäftigen müsste.
Auch im dritten Jahr unter Walter zeigt der HSV mitunter groteske Schwächen in der Organisation, Raumaufteilung und im Positionsspiel. So hatte Osnabrück in der Viertelstunde nach der Pause derart viel Platz zum Kontern, wie es sonst nur Mannschaften haben, die gegen einen Gegner verteidigen, der in den Schlussminuten im Alles-oder-nichts-Modus mit allen Spielern wild anstürmt.
Gegner wird zum Toreschießen eingeladen
Dies darf einem Spitzenteam eigentlich nie passieren – bei den Hamburgern sind ähnliche Sequenzen in fast jeder Partie zu beobachten. Ebenso wie schlechtes taktisches Verhalten in der Defensivarbeit: Spieler verlassen ihre Positionen, stimmen sich nicht ab und ermöglichen so dem Gegner Chancen und Tore.
Auch offensiv präsentierte sich der HSV zuletzt nicht so, wie man es von einem Aufstiegskandidaten erwarten würde. Nominell ist der Angriff für Zweitliga-Verhältnisse sehr gut besetzt. Doch gegen Elversberg und Osnabrück fehlten Tempo und Ideen, um diese Stärken auch zur Geltung zu bringen.
Doch die defensive Anfälligkeit bleibt das größte Problem der Hamburger, das auch die die zahlreichen Neuzugänge in der Abwehr noch immer nicht gelöst ist.
Gegen Düsseldorf unter Druck
Deswegen stimmt es auch nur bedingt, wenn Walter sagt: "Wir waren nicht die Mannschaft, die ich kenne." Richtig hingegen ist die Aussage: "Wir müssen nächste Woche alles besser machen."
Am Freitag (18.30 Uhr) kommt Fortuna Düsseldorf ins Volksparkstadion. Sollte es dann die dritte HSV-Niederlage in Folge geben, dürfte sich die Debatte nicht nur um die Einstellung der HSV-Profis drehen, sondern auch um die Zukunft von Walter.