Niederlage, Pyro, Rot für Kolke - Ein desaströser Abend für Hansa Rostock
Hansa Rostock hat sein letztes Hinrundenspiel in der 2. Fußball-Bundesliga mit 0:3 (0:1) beim SC Paderborn verloren, Kapitän Markus Kolke sah Rot. Zudem sorgten die Hansa-Fans zweimal für eine lange Spielunterbrechung.
Zwei Tage nach der Trennung von Trainer Alois Schwartz erlebte Hansa am Freitag einen Abend zum Vergessen. Es lief fast alles schief, was schieflaufen kann. Und neben den sportlichen Sorgen standen erneut die eigenen Fans im Blickpunkt. Sie schossen Feuerwerksraketen auf den Rasen und zündeten reichlich Pyrotechnik. Ihr Fehlverhalten dürfte den Club nicht zum ersten Mal teuer zu stehen kommen.
"Raketenbeschuss muss wirklich nicht sein. Da kann so viel passieren", sagte Kolke: "Ich bin glücklich, dass davon niemand getroffen wurde." Auch Hansa-Sportdirektor Kristian Walter distanzierte sich im Namen des Vereins "komplett" von den Ausschreitungen.
Polizei und SC Paderborn: "Hohe kriminelle Energie"
Der SC Paderborn erhob schwere Vorwürfe: "Mit hoher krimineller Energie haben wenige Gästefans Grenzen überschritten, Verletzungen unbeteiligter Stadion-Besucher sowie massive Sachbeschädigungen und einen Spielabbruch in Kauf genommen", teilte der Club in einem gemeinsamen Statement mit der Polizei Paderborn am Freitagabend mit. Die Ermittlungen zu den Tatverdächtigen seien im Gange.
Bei Ausschreitungen und Sachbeschädigungen im Umfeld des Hansa-Blocks habe es verletzte Rostocker Anhänger und Polizisten gegeben. SCP-Geschäftsführer Martin Hornberger schätzte die Höhe der entstandenen Schäden wenige Stunden nach der Partie auf rund 100.000 Euro.
Zuschauer schwer am Kopf verletzt
Kurz vor Ende der Begegnung sei ein Gästefan über einen Zaun in den Sitzplatz-Bereich geklettert und habe dort einen neutralen Zuschauer schwer am Kopf verletzt. Der Mann musste demnach per Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Während des Spiels hätten sich zudem "etwa 150 gewaltbereite Gästefans" vor dem Ausgang des Blocks versammelt und dort die Einsatzkräfte mit diversen Gegenständen beworfen. "Acht Ordnungsdienst-Mitarbeiter und zwölf Polizeibeamte erlitten Verletzungen, eine Polizistin musste mit einer Schnittverletzung in einem Paderborner Krankenhaus behandelt werden", hieß es in der Mitteilung.
Hansa überwintert auf Relegationsrang 16
Auch sportlich stehen die Dinge schlecht für Hansa: Bereits vor den verbleibenden Partien des 17. Spieltags steht fest, dass der Club auf Abstiegsrelegationsplatz 16 in die Rückrunde starten wird. Diese beginnt für die Rostocker mit einem Spiel beim 1. FC Nürnberg (20. Januar). "Wir müssen erstmal durchatmen und dann neu angreifen", sagte Interimscoach Uwe Speidel, der nur für dieses Spiel als Chefcoach fungierte.
Speidel konnte allerdings den Abwärtstrend der vergangenen Wochen nicht stoppen. Erneut wurde deutlich: Hansa braucht vor allem neue Offensivspieler oder ein besseres Offensivkonzept (oder am besten beides), um nicht bis zum Saisonende im Tabellenkeller hängenzubleiben.
Erste Unterbrechung nach 13 Minuten
Während der Anfangsphase erinnerte die "Stimmung" ein wenig an Corona-Zeiten. Aus Protest gegen den Investoren-Deal der DFL wollen die organisierten Fans vieler Clubs an diesem Wochenende jeweils die ersten zwölf Minuten schweigen.
Das taten sie weitgehend in Paderborn. Zu bejubeln gab es allerdings auch nichts. Es sei denn, man erfreut sich an Fehlpässen.
Als dann Minute 13 erreicht war, wurden wieder einmal die Hansa-Fans negativ auffällig: Sie schossen Feuerwerksraketen auf das Spielfeld, Schiedsrichter Wolfgang Haslberger schickte die Spieler in die Kabine. Nach knapp zehn Minuten Pause ging es weiter.
Hansa ohne echte Torchance
Und nun wurde die Partie besser, was vor allem an den Paderbornern lag, die mehr Sicherheit in ihr Spiel bekamen. Kai Klefisch hatte Pech, dass sein Volleyschuss aus 17 Metern gegen die Latte klatschte (20.). Wenig später lag der Ball aber im Hansa-Tor. Nach einer Ecke kam Adriano Grimaldi aus acht Metern zum Abschluss, Keeper Kolke war chancenlos (23.).
Die Ostwestfalen bestimmten das Geschehen anschließend recht deutlich. Immer wieder wurde es gefährlich im Rostocker Strafraum. Kolke verhinderte mit einer starken Parade gegen Grimaldi den zweiten Treffer des SCP (37.). Und Hansa? Hatte hin und wieder einen guten Ansatz, aber Torgefahr strahlte niemand bei den Gästen aus.
Personelle Alternativen blieben Speidel allerdings kaum, um die Offensive zu beleben. Junior Brumado war am Freitag für vier Partien gesperrt worden, die verbliebenen Ersatzspieler kamen zusammen auf genau einen Saisontreffer.
Doch das Sportliche war in Halbzeit zwei zunächst wiederum nebensächlich. Nach erneutem Zünden von Pyrotechnik im Hansa-Block unterbrach Schiedsrichter Haslberger die Begegnung zum zweiten Mal.
Rot nach Notbremse für Kolke
Obwohl sich die Lage schnell wieder beruhigte, dauerte es dieses Mal mehr als eine Viertelstunde, ehe es weiterging. Konnte es noch schlimmer werden für Hansa? Ja, denn Kolke sah kurz nach Wiederbeginn nach einer Notbremse die Rote Karte (63.). Ersatztorwart Nils-Jonathan Körber kam auf den Platz und musste wenige Sekunden später den Ball aus dem Netz holen.
Den fälligen Freistoß schoss Florent Muslija flach aufs Tor, Körber ließ prallen und Raphael Obermair schob entspannt zum 2:0 ein (67.). Das war die Entscheidung. Hansa musste nun aufpassen, nicht komplett auseinanderzufallen. Paderborn stürmte weiter und traf durch einen Klefisch-Kopfball zum 3:0 (75.).
Weitere Rückschläge mussten die Gäste nicht mehr einstecken, obwohl der SCP noch reihenweise gute Chancen hatte. Doch auch so blieb die Partie ein Jahresabschluss, der schlechter kaum hätte verlaufen können.