Spätes Tor bewahrt Hannover 96 gegen Karlsruher SC vor Pleite
Ein spätes Tor des Japaners Sei Muroya hat Fußball-Zweitligist Hannover 96 am Freitagabend ein verdientes 2:2 (0:1)-Remis gegen den Karlsruher SC beschert. Die Mannschaft von Coach Stefan Leitl wartet nun zwar bereits seit vier Partien auf einen Sieg, sollte aus der Energieleistung gegen die Badener jedoch viel Kraft und Mut schöpfen können.
Zunächst war nämlich alles gegen die "Roten" gelaufen. Ein Eigentor von Marcel Halstenberg (11.) sowie ein Treffer des Ex-Hannoveraners Lars Stindl (53.) hatten zu einem 0:2-Rückstand geführt. Trotz des unglücklichen Spielverlaufs ließen die Hausherren nicht die Köpfe hängen. Der eingewechselte Andreas Voglsammer verkürzte in der 72. Minute auf 1:2, Muroya belohnte das Powerplay der Norddeutschen in der Schlussphase dann mit dem Ausgleich (90.+1).
"Es war ein guter Endspurt. Aber ich hätte mir gewünscht, dass wir diesen Mut und diese Überzeugung schon früher an den Tag gelegt hätten", sagte 96-Kapitän Ron-Robert Zieler dem NDR. Auch Voglsammer fand kritische Worte: "Ich muss der Mannschaft ein überragendes Kompliment für ihre Mentalität machen, aber wir dürfen einfach nicht 0:2 hinten sein. Wir wollten das Spiel gewinnen, haben es dann aber nicht so auf die Platte bekommen, wie wir uns es vorgestellt haben."
Viel Aufwand, wenig Ertrag - 96 zu harmlos
Ein paar Minuten waren noch bis zum Halbzeitpfiff zu absolvieren, da hallte es plötzlich "Steht auf, wenn ihr Rote seid, steht auf, wenn ihr Rote seid", durch das Weltmeisterschaftsstadion am Maschsee. Die 96-Fans bewiesen damit ein feines Gespür für die Situation. Denn obwohl ihre Team zu diesem Zeitpunkt mit 0:1 in Rückstand lag und offensiv nur wenig Konstruktives zustande brachte, wäre es unangebracht gewesen, die Unterstützung einzustellen - oder gar die Leitl-Elf auszupfeifen. An Engagement, Einsatzwillen und Leidenschaft mangelte es den Hausherren nämlich keineswegs. Hannover mühte sich nach Kräften, bestimmte das Geschehen über weite Phasen der ersten Hälfte, vermochte es aber viel zu selten, Torgefahr zu erzeugen.
Ein Schuss von Havard Nielsen aus der Nahdistanz, den Keeper Patrick Drewes parierte (31.), war die einizige nennenswerte Chance der Niedersachsen vor der Pause. Viel Aufwand, wenig Ertrag - so lautete das bittere 96-Zwischenfazit nach 45 Minuten.
Halstenberg patzt, Zieler verhindert höhen Rückstand
Die Gäste machten insgesamt weniger - aber mehr richtig. Zudem hatten sie Fortune, als Halstenberg gleich doppelt patzte. Zunächst konnte der Abwehrchef eine Hereingabe von Leon Jensen noch klären - allerdings genau vor die Füße des Karlsruhers. Der passte den Ball erneut in die Mitte - abermals war Halstenberg zur Stelle. Diesmal aber bugsierte der Routinier das Spielgerät unglücklich in die eigenen Maschen. Hernach zogen sich die Badener zurück, lauerten auf Konter und waren bei ihren wenigen Entlastungsangriffen tatsächlich fast immer gefährlich.
Philip Heise (29.) und Paul Nebel (39.) prüften Zieler mit strammen Schüssen auf Herz und Nieren. Auf den Weltmeister von 2014 war jeweils Verlass.
Stindl erhöht an alter Wirkungsstätte auf 2:0
Hannovers Kapitän stand auch nach dem Seitenwechsel - sehr zu seinem Leidwesen - wieder im Mittelpunkt. Gleich zweimal binnen fünf Minuten lief ein Karlsruher allein auf ihn zu und bezwang der 34-Jährigen. Beim Treffer von Igor Matanovic (48.) hatten Zieler und seine Teamkameraden noch Fortune, dass der Angreifer im Abseits stand. Beim Zustandekommen von Stindls Tor zum 2:0 hatte Schiedsrichter Florian Lechner dann aber nichts zu beanstanden.
Matanovic hatte sich den Ball gegen Phil Neumann erkämpft und den früheren Hannoveraner (von 2010 bis 2015 bei den "Roten" unter Vertrag) mit einem perfekten Steilpass auf die Reise geschickt - der Rest war für den Ex-Nationalspieler Formsache.
Im Anschluss scheiterte Jérôme Gondorf an Zieler (57.) und Budu Zivzivadze stand bei seinem Treffer im Abseits (64.), sodass die Hausherren sich sogar glücklich schätzen mussten, nicht höher zurückzuliegen.
Voglsammer verkürzt, Muroya gleicht aus
Immerhin: Die Moral stimmte bei den Norddeutschen. Als der eingewechselte Voglsammer nach Vorarbeit von Startelf-Debütant Kolja Oudenne auf 1:2 verkürzte, war zumindest ein Punktgewinn wieder in greifbarer Nähe. Und acht Minuten später fehlten beim Schuss von Christopher Scott, den Drewes an die Latte lenkte, tatsächlich nur Zentimeter zum Ausgleich. Bitter und irgendwie auch bezeichnend für die momentane Situation bei den "Roten", dass sowohl Nielsen als auch Oudenne die anschließenden Nachschüsse vergaben.
Aber auch von diesen vergebenen Torgelegenheiten ließen sich die Gastgeber nicht unterkriegen. Sie liefen unentwegt an und wurden schließlich durch Muroya belohnt. Der Japaner war zur Stelle, nachdem Drewes einen Voglsammer-Kopfball gerade noch hatte abwehren können.