Jubel bei den Spielern des Hamburger SV © Witters

Sieg gegen Wehen Wiesbaden - HSV gelingt Befreiungsschlag

Stand: 18.03.2024 20:37 Uhr

Der HSV hat die Talsohle nach dem Trainerwechsel von Tim Walter zu Steffen Baumgart offenbar überwunden. Die Hamburger feierten nach zuvor zwei Niederlagen am Sonntag in der 2. Liga einen 3:0 (1:0)-Erfolg gegen den SV Wehen Wiesbaden und zeigten dabei ihre beste Leistung unter ihrem neuen Coach.

von Hanno Bode

Miro Muheim (33.), László Bénes (51.) und Ransford Königsdörffer (85.) erzielten die Tore zum verdienten Heimerfolg, mit dem der HSV am 26. Spieltag Relegationsplatz drei verteidigte. Nach den Pleiten gegen Tabellenschlusslicht VfL Osnabrück (1:2) und bei Fortuna Düsseldorf (0:2) präsentierten sich die Hanseaten im vierten Spiel von Trainer Baumgart insbesondere im ersten Durchgang stark formverbessert.

Der gebürtige Rostocker scheint der Mannschaft seine Idee vom Fußball inzwischen vermittelt zu haben - auch wenn beim in den Vorjahren launischen HSV mit solchen Prognosen Vorsicht geboten ist.

Muheim über Baumgart: "Sind überzeugt von seiner Spielweise"

"Wie wir jetzt Anpassungen gemacht haben und wie wir eingestellt worden sind vom Trainer-Team, das war wirklich top. Deshalb sind wir überzeugt von seiner Spielweise und wir wollen die komplett umsetzen, wie er es will", sagte Muheim im NDR Interview: "Ich bin mir sicher, dass wir jetzt angekommen sind und weiter positiv arbeiten können." Bénes fand ebenfalls lobende Worte für Baumgart. "Er macht das sehr gut. Er hat eine klare Idee und einen klaren Plan. Das ganze Trainer-Team mach einen guten Job", sagte der Mittelfeldmann.

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Der Coach selbst wollte den zweiten Erfolg unter seiner Regie nicht überbewerten: "Ich glaube, dass viele Dinge heute gut waren, aber viele Dinge auch nicht. Trotzdem gehen wir mit 3:0 als Sieger vom Platz. Das nehmen wir doch gerne mit."

Bemerkenswerte Szenen vor dem Anpfiff

Der Nachmittag im Volksparkstadion begann hochemotional. Knapp 20 Minuten vor dem Anpfiff stellten sich alle HSV-Spieler sowie Mitglieder des Trainer- und Betreuerstabs Arm in Arm vor der Nordkurve auf. Dort stand ein Anhänger mit einem Megaphon auf dem Zaun und beschwor mit eindringlichen Worten den Zusammenhalt zwischen Fans und dem Team. "Wir denken an Sandhausen, wir denken an Berlin, wir denken an Stuttgart. Aber all das ist jetzt vergessen. Wir stehen heute ab der ersten Minute hinter euch. Wir holen das Ding heute aus der Sch.... raus - gemeinsam", rief er.

"Das hat extrem gutgetan und uns noch einmal Vertrauen für das Spiel gegeben. Das war wirklich top." HSV-Verteidiger Miro Muheim über die Fanaktion vor dem Spiel

Als bald darauf beim Einlaufen der Mannschaften die Hymne "HSV Forever" erklang, sang nahezu das ganze Stadion besonders inbrünstig mit, als es im Mittelteil des Liedes hieß: "Wir sind Hamburg, wir sind immer da - an der Elbe werden Träume wahr."

Jatta trifft nach Sekunden den Pfosten...

Und die Baumgart-Elf schien die von den Rängen verbreitete Energie förmlich aufgesaugt zu haben. Ganz anders als beim blutleeren Auftritt am vergangenen Spieltag in Düsseldorf, nach dem es Unmutsbekundungen von den Fans gegeben hatte, legte der HSV von Beginn an viel Leidenschaft in die Waagschale. Bereits nach wenigen Sekunden besaß Bakery Jatta die Chance zum 1:0. Nach einem Eckstoß scheiterte der diesmal als Rechtsverteidiger für den verletzten Ignace Van der Brempt aufgebotene Publikumsliebling am Pfosten.

Damit hatten die Hamburger nach einer Minute bereits mehr Tormöglichkeiten gehabt als im gesamten Duell mit Düsseldorf.

...auch Hadzikadunic scheitert am Aluminium...

Dem verheißungsvollen Auftakt folgte allerdings bald darauf beinahe der Schock, als Robin Heußer in den Strafraum des HSV eindrang, dort aus wenigen Metern frei zum Abschluss kam, das Ziel aber knapp verfehlte (11.). Durchatmen bei den Hausherren, die sich von der Großchance des Aufsteigers aber nicht beeindrucken ließen. Das Baumgart-Team suchte weiter mutig und mit viel Elan den Weg nach vorn - und hatte abermals Pech. Denn auch Dennis Hadzikadunic scheiterte per Kopfball an der Latte (21.).

...dann erlöst Muheim den HSV

Viel Fortune also für Wehen Wiesbaden, das dann aber feststellen musste, dass das Glück eine launische Diva ist. Denn Muheims Schuss aus über 20 Metern wäre ziemlich sicher nicht im Tor des Aufsteigers eingeschlagen, hätte Kapitän Sascha Mockenhaupt diesen nicht entscheidend abgefälscht. Verdient war die Führung für den sehr bemühten und spielerisch stark verbesserten HSV jedoch allemal. Und sie hätte zur Halbzeit höher ausfallen können. Aber auch Immanuel Pherai traf nur den Pfosten (40.).

Dennoch gab es nach dem Pausenpfiff viel Applaus von den Rängen für die Baumgart-Schützlinge. Ihnen war zwar nicht alles gelungen, aber sie hatten wie vom Coach in den Vorwochen mehrfach gefordert, ihr Herz auf dem Platz gelassen.

"Es war okay, die Jungs haben eine gute Leistung gebracht und aus meiner Sicht auch verdient gewonnen." HSV-Coach Steffen Baumgart

Bénes erhöht per Freistoß zum 2:0

Mit derselben Intensität wie zuvor gingen die Norddeutschen auch nach dem Seitenwechsel zu Werke - und wurden dafür rasch belohnt. Nach einem Foul an Angreifer Robert Glatzel kurz vor dem Strafraum legte sich Bénes den Ball zum Freistoß hin und schon die Kugel unter der hochspringenden Mauer von Wehen Wiesbaden hindurch zur 2:0-Führung ins kurze Eck. Ausgerechnet Bénes, der gegen Düsseldorf noch auf der von ihm ungeliebten Linksaußen-Position hatte spielen müssen und sich darüber hernach auch beklagt hatte. Diesmal durfte der Slowake wieder im Zentrum ran.

Auf links rannte sich dafür Levin Öztunali die Lunge aus dem Hals. Ausgerechnet Öztunali. Der Enkel der verstorbenen HSV-Ikone Uwe Seeler feierte nach monatelanger Formkrise sein Startelf-Comeback und zeigte bis zu seiner Auswechslung (60.) eine ordentliche Leistung. Nachdem der Hamburger Jung' auf der Auswechselbank Platz genommen hatte, bewahrte Keeper Matheo Raab den HSV zweimal vor dem Anschlusstreffer. Ausgerechnet Raab, der bei seinen vorigen fünf Saisoneinsätzen nur bedingt zu überzeugen wusste und dennoch erneut den Vortritt vor Daniel Heuer Fernandes erhielt.

HSV wackelt kurz, dann trifft Königsdörffer

Dass aktuell noch viel "ausgerechnet" beim HSV im Spiel ist, es zeugt von den unruhigen vergangenen Wochen und ist ein Beleg dafür, dass auf Baumgart noch viel Arbeit wartet. Ein wichtiger Ansatzpunkt für den Trainer dürfte weiter die Arbeit gegen den Ball sein. Nach dem 2:0 war das Pressingverhalten seiner Elf jedenfalls nicht immer optimal, sodass sich die Gäste einige Mal gefährlich dem Hamburger Gehäuse nähern konnten.

Dank Raab und mit etwas Fortune verteidigten die Gastgeber ihren Zwei-Tore-Vorsprung. Der eingewechselte Königsdörffer sorgte auf Vorlage von Bénes mit dem 3:0 schließlich für die Entscheidung. Und schon hieß es im Volksparkstadion erneut "ausgerechnet". Denn unter Baumgart-Vorgänger Walter war der Angreifer oft nur ein Schatten seiner selbst. Nun gelang ihm im vierten Spiel nach dem Trainerwechsel bereits der zweite Treffer.

26.Spieltag, 17.03.2024 13:30 Uhr

Hamburger SV

3

Wehen Wiesb.

0

Tore:

  • 1:0 Muheim (33.)
  • 2:0 Benes (51.)
  • 3:0 Königsdörffer (85.)

Hamburger SV: Raab - L. Reis, Hadzikadunic, Schonlau, Muheim (60. Oliveira Kisilowski) - Meffert - Pherai (71. Poreba), Benes (88. Okugawa) - Jatta (71. Suhonen), Glatzel, Öztunali (60. Königsdörffer)
Wehen Wiesb.: Stritzel - Mockenhaupt, Mathisen, Vukotic - Fechner (66. B. Jacobsen) - Goppel (78. Froese), Heußer, Kade (46. Bätzner), La. Günther (70. Rieble) - Prtajin, Kovacevic (66. Agrafiotis)
Zuschauer: 55523

Weitere Daten zum Spiel

 

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 17.03.2024 | 22:50 Uhr

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