Rechtsform-Wechsel beim HSV? Mitglieder sollen abstimmen
Wird aus der "HSV Fußball AG" eine "HSV Fußball AG & Co. KGaA"? Die Arbeitsgruppe Rechtsform des Fußball-Zweitligisten empfiehlt der Profiabteilung einen Rechtsform-Wechsel. Entscheiden sollen darüber die e.V.-Mitglieder auf einer außerordentlichen Versammlung.
Das teilte der Hamburger SV am Mittwoch mit. Geplant ist die außerordentliche Mitgliederversammlung für den 23. März. Die Zustimmung zur Rechtsformänderung muss mit einer Dreiviertelmehrheit beschlossen werden.
Am Dienstagabend hatte die Arbeitsgruppe um HSV-Vizepräsident Michael Papenfuß bei einer Informationsveranstaltung im Haus des Sports den Mitgliedern den Modellvorschlag und die dazugehörigen Maßnahmen präsentiert.
"Möglichkeit, neues Kapital für den HSV einzuwerben"
"Unser Kernziel war es, die beste Rechtsform für unsere ausgegliederte Profisportabteilung zu finden", so Papenfuß, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der "HSV Fußball AG" ist: "Dabei ging es um die Stärkung der Mitgliederrechte, gleichzeitig aber auch um die Schaffung einer Möglichkeit, neues Kapital für den HSV einzuwerben und die Kapitalbasis zu stärken."
Aktuell liegen satzungsgemäß 75,1 Prozent der "HSV Fußball AG" beim e.V. Die größten Anteilseigner der übrigen 24,9 Prozent sind die Holding von Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne (13,53 Prozent) und die HanseMerkur Holding AG (6,76 Prozent). In der bisherigen Struktur können ohne Satzungsänderung keine weiteren Anteile verkauft werden, da die 24,9 als Höchstgrenze festgeschrieben sind.
Das wäre in der neuen Rechtsform anders, in der theoretisch alle Anteile verkauft werden könnten. Deswegen und weil die Gesellschafter dennoch keinen Einfluss auf die operative Führung ausüben können, ist eine Kommanditgesellschaft auf Aktien KGaA im deutschen Profi-Fußball eine weitverbreitete Rechtsform.
Fans könnten Anteile erwerben
Die HSV-Verantwortlichen planen derzeit, maximal 50 Prozent der Anteile herauszugeben. Das Investment eines einzelnen Gesellschafters soll auf maximal 25 Prozent begrenzt sein.
"Gemeinsam mit dem Antragssteller, dem Supporters Club, dem Beirat, dem Ehrenrat und der HSV Fußball AG sowie Gesellschaftsvertretern und externen Fachspezialisten haben wir diesen Vorschlag entwickelt", erklärte Papenfuß: "Jetzt gilt es, bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung die letzten Details festzulegen und alles so vorzubereiten und zu erklären, dass die Mitgliedschaft eine fundierte Entscheidung treffen kann."
Ein angedachter "Supporters Trust" soll zudem Fans die Möglichkeit einräumen, sich Anteile an ihrem Club zu sichern. "Die Idee kam aus Fankreisen, wir haben sie natürlich gerne aufgenommen", sagte Papenfuß. Anteilsverkäufe an die Anhängerschaft seien ein gutes Mittel, um finanzielle Interessen des HSV mit emotionaler Bindung zu verknüpfen.
HSV e.V. alleiniger Gesellschafter einer Kontroll-AG
Heben die Mitglieder den Daumen für den Rechtsform-Wechsel, würde eine neue "HSV Fußball Management AG" gegründet werden, die zu 100 Prozent im Besitz des HSV e.V. ist und wiederum die "HSV Fußball AG & Co. KGaA" der ausgegliederten Lizenspielerabteilung kontrolliert. Das ist besonders wichtig für die Einhaltung der 50+1-Regel, die den Einfluss externer Investoren begrenzen soll: Das letzte Wort hat immer der Mutterverein.
"Durch die Umwandlung wird ein entscheidender Schritt zur dauerhaften Sicherung der Mitgliederrechte vollzogen." HSV-Vizepräsident Michael Papenfuß
In der operativen Arbeit beim Fußball-Zweitligisten würde sich nichts ändern. Der aktuelle Aufsichtsrat bliebe identisch, würde weiterhin den Vorstand der künftigen "HSV Fußball Management AG" beraten und kontrollieren. Jonas Boldt (Vorstand Sport und Kommunikation) sowie Eric Huwer (Vorstand Finanzen und Organisation) wären weiter die handelnden Personen.
Kühne-Millionen würden in Anteile umgewandelt
Zudem würden das Kapital der bisherigen Gesellschafter und die Möglichkeit zur Beteiligung ebenfalls in die neue Rechtsform übergehen. "Inklusive des dank der Wandelschuldverschreibung umgewandelten Darlehens", wie der HSV mitteilte.
Der Club müsste somit die 30-Millionen-Euro-Finanzspritze von Investor Kühne vom Sommer nicht zurückzahlen, sondern das Geld würde sich stattdessen in weitere Anteile umwandeln. Kühne würde so etwa 21 Prozent halten, ohne jedoch an Einfluss zu gewinnen, der HSV e.V. noch etwa 70 Prozent. Die Entscheidungshoheit zur Verwendung des Kapitals liege bei der "HSV Fußball Management AG", heißt es in der Mitteilung des Vereins.