"One Love": VW hält an DFB-Sponsoring fest - Kritik an FIFA
Hauptsponsor VW will Partner des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bleiben, übte in der Debatte um die "One Love"-Kapitänsbinde aber Kritik am Weltverband FIFA.
"Wir beabsichtigen nicht, unser Sponsoring zu beenden", erklärte das Unternehmen mit Sitz in Wolfsburg am Dienstag auf NDR Anfrage. "Es gab beim DFB in den letzten Monaten viele gute Entwicklungen. Und wir wollen auch zukünftig mit dem DFB gemeinsam an positiven Veränderungen im Fußball insgesamt arbeiten."
Die Partnerschaft mit dem DFB umfasse neben der Nationalmannschaft der Männer auch die der Frauen sowie den Jugend- und Amateurfußball. Und: Man sei schließlich kein Partner der FIFA oder der WM.
FIFA-Verhalten "nicht akzeptabel"
Das Verhalten der FIFA, die angekündigt hatte, das Tragen der Binde bei der WM in Katar zu sanktionieren, sei allerdings "nicht akzeptabel", so der Autokonzern. Volkswagen hätte es begrüßt, "wenn die europäischen Verbände ein solches sichtbares Zeichen für Vielfalt bei diesem Turnier gesetzt hätten", hieß es in dem Statement: "Die Diskussionen und Reaktionen zeigen, dass sich im Weltfußball dringend etwas Grundsätzliches ändern muss."
Der zum Konzern gehörende Bundesligaverein VfL Wolfsburg sei der erste Proficlub in Deutschland gewesen, bei dem von 2017 an die Spielführerinnen und Spielführer mit Regenbogenbinden aufgelaufen sind. "'Wir leben Vielfalt!' ist einer der sieben Konzerngrundsätze von Volkswagen", so VW.
Katar ist Anteilseigner bei DFB-Sponsor VW
Das Emirat Katar, das auf der ganzen Welt in Unternehmen investiert, ist Anteilseigner bei VW. Die Qatar Holding LLC besaß im vergangenen Jahr bei der Volkswagen AG 10,5 Prozent der Stimmenanteile, wie aus dem VW-Geschäftsbericht hervorgeht (Stand 31. Dezember 2021). Der Business Insider geht inzwischen von 17 Prozent aus. Damit gehören Katar fast oder mehr Stimmenanteile an VW als das Land Niedersachsen Ende 2021 hielt (11,8 Prozent).
Rewe beendet Zusammenarbeit mit dem DFB sofort
Die Kölner Handelskette Rewe hatte am Dienstag als erster großer Sponsor die Zusammenarbeit mit dem DFB wegen der FIFA-Entscheidung zur "One Love"-Armbinde beendet. "Die skandalöse Haltung der FIFA ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel", sagte Firmenboss Lionel Souque in einer Mitteilung des Handelsriesen: "Wir stehen ein für Diversität - und auch Fußball ist Diversität. Diese Haltung leben wir und diese Haltung verteidigen wir - auch gegen mögliche Widerstände."
Rewe hatte dem DFB bereits im Oktober mitgeteilt, den langjährigen Partnerschaftsvertrag nicht weiterzuführen - damals noch ohne inhaltliche Verbindung zur Weltmeisterschaft. Nach den aktuellen Entscheidungen der FIFA stelle der Konzern den Vertrag mit dem DFB aber ab sofort ruhend und verzichte auf Werberechte, hieß es in Köln.
Adidas fordert liberale Haltung
Gleichzeitig forderte der Sportartikelriese adidas als FIFA- und DFB-Partner eine liberale Haltung. "Wir sind davon überzeugt, dass Sport offen für alle sein muss", so adidas-Sprecher Oliver Brüggen: "Wir unterstützen unsere Spieler*innen und Teams, wenn sie sich für positiven Wandel einsetzen. Sport bietet wichtigen Themen eine Bühne. Es ist unerlässlich, die Diskussion fortzuführen."