Nordduell am Millerntor: Hält St. Paulis Heimserie auch gegen Hansa?
Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli empfängt heute den Aufsteiger Hansa Rostock zum brisanten Nordduell. Der FCH kommt ohne eigene Fans, dafür aber mit einem "alten Bekannten": Stürmer John Verhoek.
Normalerweise wäre die Ausgangslage eindeutig. Schließlich empfängt der Spitzenreiter am elften Spieltag den Liga-Neuling, der sich im bisherigen Verlauf der Saison zwar insgesamt gut geschlagen hat, der aber auch schon hier und da etwas Lehrgeld zahlen mustste. Zudem hat sich der Tabellenführer durch seinen furiosen, offensiven Spielstil mit viel Entschlossenheit vor dem gegnerischen Tor großen Respekt bei der Konkurrenz erworben und selbst enorm an Vertrauen an die eigene Stärke gewonnen. Und dann ist da ja auch noch diese grandiose Heimbilanz mit fünf Siegen aus fünf Spielen.
Trotzdem sagte Timo Schultz, Trainer des FC St. Pauli, vor dem Nordduell mit Hansa Rostock (13.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de): "Spiele gegen Rostock sind besonders, da muss man nicht vorher auf die Tabelle schauen."
Respekt vor Hansa-Torjäger Verhoek
Der 44-Jährige warnte am Freitag in der virtuellen Pressekonferenz eindringlich davor, den FCH zu unterschätzen. Schultz verwies darauf, was die Kogge in dieser Serie bisher auf fremden Plätzen schon geleistet habe - und das sei einiges: "Sie sind gut gestartet und haben auswärts in Hannover und in Kiel richtige Ausrufezeichen gesetzt. Dazu haben sie unter anderem mit John Verhoek, den wir hier ja noch gut kennen, offensiv viel Torgefahr. John ist ein sehr wuchtiger Stürmer, der seine Stärken im Strafraum und einen guten Abschluss hat."
Der Respekt vor dem Niederländer, der von 2013 bis 2016 für die Braun-Weißen 74 Pflichtspiele (11 Tore) bestritt, ist auch berechtigt. Verhoek hat mehr als die Hälfte aller Hansa-Tore in dieser Saison erzielt, sechs von elf. In Kiel markierte der 32-Jährige in weniger als 180 Sekunden beide Tore zum 2:0-Sieg. Auch im vergangenen Heimspiel gegen Sandhausen (1:1), bei dem Hansa-Fans ein verunglimpfendes Banner hochreckten, war Verhoek Rostocks Torschütze.
"Ich bin mit mir ganz zufrieden", sagte der Angreifer der "Ostsee-Zeitung". "Im Vergleich zu der Zeit, als ich zu Hansa kam, bin ich ein komplett anderer John. Ich fühle mich fit und bin glücklich auf dem Platz."
St. Pauli und Hansa geben sich optimistisch
Schultz hofft darauf, dass dies heute nicht für seine ehemalige Wirkungsstätte - den Rasen des Millerntorstadions - gilt. "Entscheidend wird sein, dass wir ein gutes Spiel machen", so St. Paulis Coach. "Wenn wir die eigene Leistung bringen, bin ich guter Dinge."
Doch auch sein Gegenüber Jens Härtel zeigte sich optimistisch. "Es gibt auch Möglichkeiten, St. Pauli zu bespielen. Wir hoffen, dass wir diese aufzeigen können", sagte der Rostocker Coach.
Polizei stuft Partie als Hochrisikospiel ein
Hansa muss in dem von der Polizei als Hochrisikospiel eingestuften Derby ohne Fan-Unterstützung auskommen. Die Rostocker haben das Kontingent an Gästetickets nach einem Mitgliedervotum komplett zurückgegeben. Der Grund dafür ist die 2G-Regelung, nach der nur Genesene oder Geimpfte Zutritt zum Millerntor-Stadion erhalten. "Das gilt es zu respektieren und zu akzeptieren. Wir würden uns alle wünschen, dass es weder ein 2G noch ein 3G gibt, sondern dass ein Stück weit Normalität einkehrt. Das ist momentan leider noch nicht möglich", sagte Schultz.
Die beiden Vereine haben ihre Anhänger in einer gemeinsamen Erklärung bei aller Rivalität zu einem friedlichen Spiel aufgerufen. Trotzdem hat die Polizei in Hamburg Hundertschaften aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei angefordert. "Die Rostocker Fans haben angekündigt, trotzdem zu kommen. Und wir wissen, dass das kein Freundschaftsbesuch wird", sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote dem NDR.
Mögliche Aufstellungen:
FC St. Pauli: Vasilj - Zander, Ziereis, Medic, Paqarada - Aremu - Irvine, Hartel - Kyereh - Dittgen, Burgstaller
Hansa Rostock: Kolke - Neidhart, Meißner, Roßbach, Meier - Fröde, Rhein - Omladic, Behrens, Mamba - Verhoek