"Müssen niemanden fürchten" - Holstein Kiel lebt zwei Träume
Halbfinale im DFB-Pokal erreicht, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte, und den Bundesliga-Aufstieg vor Augen: Zweitligist Holstein Kiel ist das Team der Stunde im deutschen Profifußball. Abheben tun die "Störche" deswegen aber noch lange nicht.
Das hatte am Mittwochabend aber andere Gründe. "Wir wollten eigentlich nach Hause fliegen", sagte Erfolgscoach Ole Werner nach dem 3:0-Sieg im Viertelfinale bei Viertligist Rot-Weiss Essen. "Aber in Kiel ist mal wieder Nebel, da können wir nicht landen." Also hieß es: Ab in den Bus und rauf auf die Autobahn. Wirklich traurig war der Trainer und sicherlich auch der Rest der Kieler darüber nicht. "Das gibt uns Gelegenheit, das eine oder andere Bier zu trinken." Und sich im Geiste weiter einen KSV-Doppelschlag auszumalen.
Noch ein dicker Brocken auf dem Weg nach Berlin
"Wir haben ja zwei Träume, die wir aktuell leben", brachte es Routinier Fin Bartels auf den Punkt, um gleichzeitig zu warnen. "Da stehen noch einige dicken Brocken dazwischen." Den größten im DFB-Pokal hatten die "Störche" bereits in der zweiten Runde mit dem FC Bayern München aus dem Weg geräumt. Der letzte auf dem Weg ins Finale am 13. Mai in Berlin wird Borussia Dortmund, RB Leipzig oder der Sieger des Nachholspiels zwischen Jahn Regensburg und Werder Bremen sein.
Die Halbfinal-Auslosung am Sonntag (18.30 Uhr) in der Sportschau dürfte in den Terminkalendern aller Kieler fest verankert sein. Losfee ist Bärbel Wohlleben, die im September 1974 als erste Frau ein "Tor des Monats" erzielt hatte. Gespielt wird die Runde der letzten Vier am 1. und 2. Mai.
"Es sind noch vier Kugeln in der Trommel und wir sind noch dabei. Das hätten wir vor der Saison nicht erwartet. Für uns wird jedes Los ein gutes sein", sagte Werner, der aber selbstbewusst klarstellte: "Wir fürchten uns vor niemandem." Müssen die Kieler in dieser Saison auch nicht.
"Highlight-Spiel" beim HSV vor der Brust
Böse Zungen würden behaupten, schon gar nicht vor dem HSV in dessen aktueller Lage. Am Montag (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) tritt der Tabellenzweite aus Kiel beim Vierten aus Hamburg zum Zweitliga-Spitzenspiel an. Werner war trotz aller Pokal-Freude mit seinen Gedanken auch schon beim Duell mit dem strauchelnden Aufstiegsanwärter aus der Hansestadt.
"Ab Donnerstag werden wir uns mit dem HSV beschäftigen", sagte der Holstein-Trainer. "Das ist ein absolutes Highlight-Spiel für uns." Das nächste für Höhenflieger von Holstein Kiel, die auch gerne mal Bus fahren.