Halbfinale! Holstein Kiel siegt bei Favoritenschreck Essen
Holstein Kiel steht im Halbfinale des DFB-Pokals. Die "Störche" gewannen am Mittwoch ihr Viertelfinale bei Rot-Weiss Essen mit 3:0 (2:0).
"Wir sind stolz auf die Mannschaft. Wir können Werbung für uns, für unseren Fußball machen. Das ist ein Highlight, an das man sich wahrscheinlich noch lange erinnern wird", betonte KSV-Trainer Ole Werner: "Es ist großartig für die Jungs." Die "Störche" erreichten erstmals in ihrer Vereinsgeschichte das Semifinale des DFB-Pokals, im Vorgänger-Wettbewerb Tschammer-Pokal war ihnen dies 1941 gelungen.
"Ich bin im Moment komplett platt und ein bisschen leer, aber natürlich auch glücklich. Heute trinken wir ein, zwei Bier", freute sich Holstein-Routinier Fin Bartels. "Das fühlt sich einfach nur saugeil an", sagte Stürmer Finn Porath, der in dieser Partie eine Hauptrolle gespielt hatte.
Der Sieg beim Regionalligisten, der zuvor Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen aus dem Wettbewerb geworfen hatte, bescherte den Kielern eine Zusatzeinnahme in Höhe von rund zwei Millionen Euro, die in Corona-Zeiten besonders wertvoll ist. Nach einem etwas schleppenden Start sorgte ein Kieler Doppelschlag für die frühe Vorentscheidung.
Umstrittener Elfmeter bringt die Führung
Essen hatte zunächst mutig nach vorne gespielt und sich als Außenseiter keineswegs nur aufs Verteidigen verlegt. Doch dann ging Porath nach einer Drehung im Strafraum zu Boden und wurde dabei leicht von Dennis Grote berührt. Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart) entschied auf Elfmeter, den Alexander Mühling gewohnt sicher verwandelte (26.). Die Essener waren überhaupt nicht einverstanden mit Schmidts Entscheidung, die zumindest umstritten war.
"Für mich ist das ein Riesen-Skandal", echauffierte sich der RWE-Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig in der Halbzeit bei "Sky" und fügte mit Blick auf Schiedsrichter Schmidt hinzu: "Wir richten hier für 20.000 Euro alles für den Video-Schiedsrichter ein und dann schaut er sich das noch nicht einmal an." Porath sah die Szene - natürlich - etwas anders: "Man hört richtig laut, dass er mich trifft. Aber man kann den auch nicht geben, ganz klar. Ich wollte keinen Elfmeter schinden, für mich ist das eine 50:50-Entscheidung."
Serra legt zum 2:0 nach
Der Ärger war noch frisch bei den Gastgebern, da erhöhte die KSV Holstein bereits auf 2:0. Bartels legte per Kopf mit viel Übersicht für Janni Serra auf, der den Ball über die Linie drückte (28.). "Wir machen in der richtigen Phase die beiden Tore", fasste Mühling treffend zusammen.
War die Lage bereits aussichtslos für RWE? Zumindest schienen dies die eigenen Fans zu glauben. Sie zündeten nach dem zweiten Treffer ein großes Feuerwerk, das wohl nach einer weiteren Sensation ihres Teams abgebrannt werden sollte.
Kiel verteidigt Führung souverän
Die Essener Spieler von Meppens Ex-Coach Christian Neidhart hatten sich aber noch lange nicht aufgegeben. Sie versuchten, sich zurück in die Partie zu kämpfen. Spielerisch sah das mitunter gut aus, gefährlich in den Strafraum der Kieler kamen sie jedoch nur ganz selten.
Der Zweitliga-Zweite kontrollierte die Partie souverän, ohne dabei zu glänzen - musste er aber auch nicht. Denn eine erfolgreiche Aufholjagd der Rot-Weissen deutete sich wahrlich nicht an. Daniel Heber hatte per Kopf noch eine halbwegs gute Chance, der Ball ging aber doch deutlich vorbei (86.).
Die KSV Holstein setzte kurz vor dem Abpfiff den Schlusspunkt: Joshua Mees traf mit einem abgefälschten Schuss für die Kieler, die weiterhin die Chance auf den Doppeltriumph (Pokalsieg und Aufstieg in die Fußball-Bundesliga) haben. Da wegen Nebels in Kiel ein Rückflug nicht infrage kam, ging es per Bus zurück in die Landeshauptstadt. Doch die verlängerte Rückreise dürfte beim Halbfinalisten jeder gern in Kauf genommen haben.