"Maximum gegeben": Amateur-Schiri über Einsatz in Wolfsburg

Stand: 28.01.2024 19:00 Uhr

Damit hatte er nicht gerechnet: Tobias Krull ersetzte im Bundesliga-Spiel Wolfsburg-Köln als Zuschauer einen der Schiedsrichter. Dem NDR Niedersachsen erzählte er, warum er die Aufgabe gerne annahm.

von Svenja Estner

"Mach dir keinen Kopf, das geht auf jeden Fall gleich weiter", sagte Krull noch zum Spaß zu seiner Begleiterin. Und dann rief der Stadionsprecher tatsächlich aus, dass ein Ersatz für den Vierten Offiziellen gesucht wird. Der Sportliche Leiter und zugleich Torwart beim niedersächsischen Landesligisten MTV Gifhorn besitzt einen Schiri-Schein und hat sich freiwillig gemeldet. Denn so kam er den Spielern des VfL Wolfsburg noch näher als auf seinem Tribünenplatz. Er konnte das Spiel direkt an der Seitenlinie auf dem Platz verfolgen.

Krull springt als Vierter Offizieller ein

Grund für den überraschenden Einsatz: Bei einem Klärungsversuch des Kölners Max Finkgräfe in der 17. Minute wurde der Schiedsrichter-Assistent Thorben Siewer vom Ball hart am Kopf getroffen und musste zur Beobachtung ins Krankenhaus. Für ihn sprang Nicolas Winter ein, eigentlich als Vierter Offizieller vorgesehen. Diese Funktion sollte nun Krull übernehmen. Nachdem der Schiedsrichter Sören Storks sein "Okay" gab, ging es für Krull direkt in die Katakomben zum Umziehen. Zwei Minuten später stand er auf dem Platz.

Anfangs gab es leichte Startschwierigkeiten

"Ich hatte gar keine Zeit mehr zum Überlegen", sagte Krull dem NDR Niedersachsen. Schließlich sollte das Spiel ja nicht lange unterbrochen sein, erklärte der 32-Jährige. "Und dann ging es ohne große Einweisung los." Auf dem Rasen hätte es anfangs leichte Startschwierigkeiten gegeben, weil das Headset einen Wackelkontakt gehabt hatte, sagte Krull, "sodass ich manchmal weg war und die Jungs nicht mehr gehört habe". Für den Landesliga-Torwart war die Rolle des Vierten Offiziellen auch komplettes Neuland, "denn in dem Bereich, in dem ich spiele, da hast du keinen Vierten Offiziellen, das heißt diese Position gibt es nicht."

"Ich hatte keine Berührungsängste"

Nach der ersten Halbzeit stimmte das Schiedsrichter-Team in der Kabine ab und Krull durfte auch für die zweite Hälfte ran. Der fühlte sich unter den Profisportlern übrigens wohl: "Ich hatte keine Berührungsängste. Du machst dann deinen Job, das ist egal, ob du ein Kreisliga-Spiel pfeifst, ich versuche es immer, bestmöglich nach den Regeln auszuführen", sagte der Amateur-Schiri.

Krull spielte bis 2012 in VfL-Jugend

Zumal der Fußball-Fan selbst einmal bei dem VfL spielte. Bis 2012 trainierte er in der Wolfsburger Jugend. In seiner Zeit bei VfL Wolfsburg ist ihm der große Wurf zwar nicht gelungen, mit dem spontanen Einsatz habe er das nun aber wett gemacht.

"Ich habe das Maximum rausgeholt"

Der Erste Offizielle Storks war mit der Leistung von Krull sehr zufrieden: "Er hat es wirklich sehr, sehr gut gemacht, sehr ruhig, sehr gelassen. Das ist auch nicht so einfach, gerade wenn das Spiel ein bisschen hitziger wird." Auch Krull ist zufrieden: "Ich habe das Maximum rausgeholt. Wenn du für eine Arbeit nicht lernst und du trotzdem bestehst, dann hast du einiges richtig gemacht! Von daher ist es eine klare 1+!" Als Belohnung für seinen Einsatz bekam er vom Kölner Trainer das Trikot des Torschützen geschenkt.

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