Kurios: Zuschauer in Wolfsburg springt als Vierter Offizieller ein
Von der Tribüne auf die zumindest kleine Fußball-Bühne: Weil bei der Partie zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln der Schiedsrichter-Assistent von einem Ball getroffen wurde, übernahm ein Zuschauer die Rolle des Vierten Offiziellen.
Thorben Siewer wurde nach einer guten Viertelstunde bei einem Klärungsversuch des Kölners Max Finkgräfe hart am Kopf getroffen. Siewer fiel zu Boden und wurde einige Minuten lang behandelt. Anschließend konnte der 36-Jährige zwar allein in die Katakomben gehen, wo er weiter untersucht wurde. Im Anschluss ging es allerdings zur Beobachtung ins Krankenhaus.
Schiedsrichter Sören Storks gab nach der Partie und einem Kontakt zu seinem Assistenten zumindest teilweise Entwarnung: "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut." Am Sonntagnachmittag konnte Siewer das Krankenhaus in Wolfsburg wieder verlassen. Ein Fahrdienst des VfL brachte den 36-Jährigen anschließend nach Hause nach Nordrhein-Westfalen.
Amateur-Schiedsrichter Tobias Krull übernimmt
Für Siewer sprang Nicolas Winter ein, eigentlich als Vierter Offizieller vorgesehen. Der Stadionsprecher bat daher die "Amateur-Schiedsrichter" unter den Zuschauern in der Arena, sich zu melden, um als Vierter Offizieller einzuspringen.
"Er hat es wirklich sehr, sehr gut gemacht, sehr ruhig, sehr gelassen. Das ist auch nicht so einfach, gerade wenn das Spiel ein bisschen hitziger wird, aber es ist sehr gut gelaufen für ihn und für uns auch." Schiedsrichter Sören Storks über Aushilfe Tobias Krull
Den Job übernahm schließlich Tobias Krull, 32 Jahre alt, Sportlicher Leiter und zugleich Torwart beim niedersächsischen Landesligisten MTV Gifhorn. Er spielte in der Jugend für den VfL und besitzt einen Schiedsrichter-Schein. Die Partie konnte nach 15 Minuten Pause wieder angepfiffen werden.
Krull: "Klamotten haben ein bisschen gespannt"
Krull reagierte nach dem Spiel total gelassen auf sein unverhofftes Bundesliga-Debüt. "Ob du jetzt in der Kreisklasse pfeifst oder hier einen Job hast, du machst es neutral und versuchst, es bestmöglich zu machen und das Spiel zu leiten", sagte der 32-Jährige mehreren Medien. "Ich war nach fünf Minuten drin. Ich hatte ja eh keine Zeit zu überlegen. Umziehen - und dann ging es los."
Die geliehenen Klamotten hätten "ein bisschen gespannt", berichtete Krull. "Als Spieler habe ich es ja nicht geschafft, jetzt habe ich es zumindest mal 14 Jahre, nachdem ich mit Felix Magath den Berg hochgelaufen bin, als Schiedsrichter geschafft."
Schiedsrichter Storks lobt den Amateur von der Tribüne
Schiedsrichter Storks lobte den Aushilfs-Referee: "Ich bin froh, dass der Tobias relativ zeitnah und schnell eingesprungen ist. Und uns in der Situation als Vierter Mann geholfen hat." Für jemanden, "der eigentlich von der Tribüne aus zuschaut", sei es "eine besondere Situation" gewesen, sagte Storks: "Aber er hat es wirklich sehr, sehr gut gemacht, sehr ruhig, sehr gelassen. Das ist auch nicht so einfach, gerade wenn das Spiel ein bisschen hitziger wird, aber es ist sehr gut gelaufen für ihn und für uns auch."