Kommentar zur WM-Vergabe an Saudi-Arabien - Ein fatales Signal
Nun ist offiziell, was sich schon lange abgezeichnet hatte: Der Fußball-Weltverband FIFA hat die WM 2034 nach Saudi-Arabien vergeben. Das ist ein fatales Signal an die Autokraten dieser Welt und lässt Verbände wie den DFB, aber auch die Politik schlecht aussehen, meint Jörg Tegelhütter in seinem Kommentar.
"Wir sind zwölf Jahre zu spät", hatte Deutschlands Nationalspieler und heutiger Kapitän Joshua Kimmich 2022 gesagt, als er vor der Weltmeisterschaft auf einen möglichen deutschen WM-Boykott angesprochen wurde.
2010 hatte die FIFA die WM nach Katar vergeben. Doch eben erst zwölf Jahre später erregte sich dann ganz Deutschland über verletzte Menschenrechte und unzumutbare Bedingungen für die Arbeiter im arabischen Gastgeberland.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) versuchte daraufhin, während des Turniers zu retten, was nicht zu retten war - und scheiterte. Die vieldiskutierte One-Love-Binde wurde von der FIFA verboten, die Schweige-Geste vor dem ersten Spiel gegen Japan von der Konkurrenz erst belächelt und später sogar verspottet.
Wer genug zahlt, bekommt Spitzensport frei Haus
Dieses Mal hat sich der Verband klar positioniert. Leider! Denn der DFB stimmte für die WM in Saudi-Arabien. Man nehme die Kritik ernst und wolle zusammen mit der FIFA auf eine Verbesserung der Situation am Golf hinwirken, erklärte Bernd Neuendorf.
Der DFB-Präsident wollte auch keine Opposition spielen, die "zum Scheitern verurteilt" sei. Schließlich habe es außer Saudi-Arabien keinen weiteren Bewerber gegeben. Das stimmt zwar, allerdings hatte der sogenannte FIFA-Rat mit Neuendorf genau das erst durch mehrere Beschlüsse ermöglicht.
Die Vergabe der WM nach Saudi-Arabien ist falsch und wieder einmal ein fatales Signal an die Autokraten dieser Welt. Wer genug zahlt, bekommt den Spitzensport frei Haus. Egal, was sich in dem jeweiligen Land gerade abspielt.
Laute Kritik hätte es früher geben müssen
Im saudischen Königreich gibt es laut Amnesty International nach wie vor keine Meinungsfreiheit, dafür aber die Todesstrafe. Und die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der Großprojekte sollen ähnlich schlecht sein wie in Katar.
Trotzdem hielt sich die Kritik an den Entscheidern hierzulande in Grenzen. Ein Teil der Fan-Szene protestierte zwar, aber der große Aufschrei der Entrüstung in Politik oder Medien blieb aus. Vor diesem Hintergrund bleibt uns ein ähnliches Theater wie in Katar mit irgendwelchen Binden oder Gesten 2034 hoffentlich erspart.
Laute Kritik und Konsequenzen hätte es in den vergangenen Monaten geben müssen. Dafür ist es nun mal wieder "zu spät". Und erst recht in zehn Jahren.