Kommentar zum HSV und Mario Vuskovic - Ein schmaler Grat
Trotz Dopingsperre bis 2026 hält der HSV an Mario Vuskovic fest. Gemessen am bisherigen Handeln des Fußball-Zweitligisten eine konsequente Entscheidung, meint HSV-Experte Michael Maske in seinem Kommentar. Allerdings auch ein schmaler Grat für einen Profiverein.
Der Hamburger SV hat getan, was er tun musste. Der Vertrag mit dem gesperrten Mario Vuskovic wurde aufgelöst. Damit reagierte der Fußball-Zweitligist auf das jüngst ausgesprochene Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS), demzufolge der positiv auf EPO getestete Kroate bis 2026 keine Pflichtspiele mehr bestreiten darf. Die rechtlichen Rahmenbedingungen haben nichts anderes zugelassen.
Aber auch nicht überraschend ist die Entscheidung, dass die HSV-Verantwortlichen dem 22-Jährigen direkt einen neuen Vertrag anbieten. Beginn 2026, nach Ablauf seiner Dopingsperre. Das Agreement soll zwar stark leistungsbezogen sein, nichtsdestotrotz ist es aus Sicht der "Rothosen" nur konsequent, ihren Innenverteidiger weiter zu unterstützen und nicht fallen zu lassen. Der gesamte Verein inklusive seiner Mitspieler haben sich seit der Bekanntgabe des positiven Dopingbefunds jederzeit hinter Vuskovic gestellt, der immer seine Unschuld beteuerte. Auch nach dem CAS-Urteil reisten Spieler und Mitglieder des Betreuerstabs in die kroatische Heimat von Vuskovic, um ihm den Rücken zu stärken. Ein starkes Zeichen.
Positive A- und B-Probe
Offenbar ist jeder beim Hamburger SV von der Unschuld des Kroaten restlos überzeugt. Dagegen sprechen jedoch zwei erhebliche Argumente: die positive A- und B-Probe. Das darf in diesem Fall nicht vergessen werden. Auch wenn weiterhin durchaus Zweifel bestehen, wie diese entstanden sind und die Vuskovic-Verteidiger viele Hinweise für die Unschuld des Profi-Fußballers aufgezeigt haben, handelt es sich aber eben nur um Indizien und nicht um Beweise, die einen Freispruch hätten herbeiführen können.
Zweierlei Maß?
Nach dieser sehr umfangreichen Verteidigung muss allerdings die Frage erlaubt sein, wie es einem vermeintlichen Dopingsünder überhaupt möglich sein soll, seine Unschuld zu beweisen. Oder auch, ob zum Teil mit zweierlei Maß gemessen und beurteilt wird. Jüngstes Beispiel: Tennisprofi Jannik Sinner. Der 23-jährige Südtiroler gewann gerade die US-Open, obwohl er in diesem Jahr bereits zweimal positiv getestet wurde. Die Erklärung des Weltranglistenersten erscheint zwar plausibel, trotzdem ist der diskrete Freispruch mehr als fragwürdig.
Ob Mario Vuskovic wirklich wissentlich das Blutdopingmittel EPO eingenommen hat, weiß am Ende nur er selbst. Dass man aber einen Menschen unterstützt, weil man von seiner Unschuld überzeugt ist oder auch, weil man ihm eine zweite Chance geben möchte, ist nachvollziehbar und redlich. Insbesondere im oft unerbittlichen Profifußball-Geschäft, bei dem es meist mehr um Geld als um den Menschen geht.
Konsequente HSV-Entscheidung
Ein neuer Vertrag der HSV-Verantwortlichen nach der abgelaufenen Sperre für Vuskovic ist aufgrund der bisherigen kompromisslosen Unterstützung somit konsequent.
Der Hamburger SV ist jedoch auch ein Wirtschaftsunternehmen, welches Verantwortung gegenüber Mitgliedern und Fans, aber vor allem gegenüber seinen Gesellschaftern und Partnern hat. Die Entscheidung des Vorstands "nach eingehender rechtlicher Prüfung" keine Regressansprüche oder Schadensersatzforderungen zu stellen und den Kroaten bis November 2026 im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten weiter zu beschäftigen, ist deswegen sehr bemerkenswert. Ein schmaler Grat für einen Fußballprofi-Verein zwischen Wirtschaftlichkeit und moralischer Verantwortung.
Der HSV hat sich für seinen Weg entschieden. Ob man diesen für richtig oder falsch erachtet, muss jeder für sich selbst entscheiden.