Holstein Kiel - Eintracht Braunschweig: Duell der Selbstbewussten
Zweitliga-Tabellenführer Holstein Kiel empfängt zum Rückrundenstart den Vorletzten Eintracht Braunschweig. Eine klare Sache? Nicht unbedingt, denn ebenso wie die "Störche" nach ihrer starken Hinrunde haben auch die "Löwen" wieder Selbstbewusstsein getankt.
"Wir wollen da weitermachen, wo wir aufgehört haben", erklärte BTSV-Coach Daniel Scherning vor dem Nordduell heute Abend (18.30 Uhr. im NDR Livecenter). Neun Punkte in fünf Spielen holten die Niedersachsen unter ihrem neuen Trainer: "Die haben wir uns erspielt, nicht ergaunert", betonte der 40-Jährige, dem in der (kurzen) Wintervorbereitung vor allem der 3:1-Erfolg im Testspiel gegen Bundesligist Werder Bremen gefallen haben dürfte.
Scherning überzeugt, "in Kiel zu punkten"
Scherning sieht eine positive Tendenz bei seinem Team, mahnt aber: "Wir dürfen nicht zufrieden sein und müssen besser werden." In der Tat haben die Braunschweiger noch nichts erreicht, es sind immer noch drei Punkte Rückstand auf den Relegationsrang, vier aufs rettende Ufer. Gleichwohl ist der "Löwen"-Coach davon "überzeugt, in Kiel zu punkten".
Kiel mit starker Bilanz gegen Braunschweig
Das gelang in den jüngsten zehn Pflichtspielduellen nur dreimal, einen Braunschweiger Sieg gab es zuletzt 2009 - als beide Teams in der 3. Liga spielten und die Blau-Gelben den damaligen Aufsteiger aus Kiel mit 2:1 bezwangen. Die jüngsten vier Partien gegen den BTSV gewann hingegen Holstein mit einer Gesamtbilanz von 10:3 Toren.
Arp: "Aufstieg ist unser großes Ziel"
Nicht nur deshalb fühlen sich die Kieler bestens gerüstet, ihre bislang so starke Saison fortzusetzen, an deren Ende mit dem Bundesliga-Aufstieg der ganz großen Coup gelingen soll. Der Glaube, es als erster Club aus Schleswig-Holstein in die Beletage des deutschen Fußballs zu schaffen, ist da - und wird inzwischen auch offen kommuniziert: "Das ist jetzt natürlich unser großes Ziel, keine Frage", sagte Stürmer Jann-Fiete Arp der "Sport Bild".
"Jeder bei uns hat das Messer zwischen den Zähnen, alle glauben an den Plan unseres Trainers." Holstein-Profi Lewis Holtby
Der 23-Jährige, der derzeit wegen eines Sehnenanrisses im Adduktorenbereich ausfällt, verweist auf das Kieler Erfolgsmotto: "Mund zu und eine Arbeiter-Mentalität an den Tag legen. In jedem Training gehen wir ans Limit. Diese Einstellung, gepaart mit einer Sieger-Mentalität, hat uns gut getan." Das sieht auch Mitspieler Lewis Holtby so: "Alle ziehen mit, jeder ist für den anderen da, bekommt seine Chance, sodass alle wichtig sind. Eine Mannschaft zu werden ist ganz schwer. Eine Mannschaft zu bleiben ist noch schwieriger."
Rapp warnt vor gestiegenen Erwartungen
KSV-Trainer Marcel Rapp sieht die Tabellenführung seines Teams nicht ausschließlich positiv. "Die Gefahr, die ich sehe, ist, dass von außen ein Stück weit die Messlatte für uns zu hoch gelegt wird. Aber da können wir nichts dagegen tun", sagte der 44-Jährige.
Angesichts der gestiegenen Erwartungen warnte Rapp am Donnerstag vor dem kommenden Gegner: "Es ist nicht so, dass wir morgen gegen Braunschweig spielen und wenn es normal läuft, dann gewinnen wir 3:0. So wird es nicht sein."
Philippe: Sinnbild des "Löwen"-Aufschwungs
Denn auch auf Braunschweiger Seite ist eine neue mannschaftliche Geschlossenheit entstanden: "Seit einigen Wochen funktioniert nicht nur das Spiel im Angriff besser, sondern das gesamte Team tritt anders auf. Dabei ist es auch egal, wer mit wem zusammenspielt. Wir adaptieren uns gegenseitig und können uns dadurch auch besser unterstützen", erklärte Angreifer Rayan Philippe in einem Interview auf der BTSV-Website.
Der Franzose steht sinnbildlich für den Braunschweiger Aufschwung der letzten Wochen: In der Liga kam er in den beiden abschließenden Partien der Hinrunde jeweils auf ein Tor und eine Vorlage und auch in den beiden Testspielen der Wintervorbereitung glänzte er mit zwei Treffern.
Holstein mit Personalsorgen - Ujah-Comeback?
Das Heimspiel gegen die wiedererstarkten Braunschweiger wird also alles andere als ein Selbstgänger für den Tabellenführer aus Kiel - zumal in Arp, Carl Johansson, Philipp Sander, Benedikt Pichler und Keeper Thomas Dähne gleich fünf Profis verletzt fehlen und die Generalprobe am vergangenen Sonnabend beim Liga-Konkurrenten Hannover 96 mit einer 2:3-Niederlage endete.
Auf BTSV-Seite besteht hingegen die Aussicht auf ein Comeback des lange verletzten Anthony Ujah: "Er trainiert mit und ich habe nicht das Gefühl, dass er zurückzieht", sagte Scherning, der aber noch unentschlossen ist, den Angreifer in den Kader zu berufen: "Gleichwohl gilt: Kleine Schritte helfen ihm, aber auch der ganzen Mannschaft."
Mögliche Aufstellungen:
Kiel: Weiner - Ivezic, Erras, Kleine-Bekel - Becker, Schulz, Holtby, Rothe - Porath - Machino, Skrzybski
Braunschweig: Hoffmann - Ivanov, Bicakcic, Kurucay - Rittmüller, Krauße, Donkor - Kaufmann, Helgason - Gomez, Philippe