Holstein Kiel: Auswärtsstark und aufstiegsreif
Spätestens nach den Big Points in Düsseldorf dürfte klar sein: Holstein Kiel ist mittendrin im Aufstiegsrennen der Zweiten Liga. Ein Grund ist die Stärke auf fremden Plätzen.
Auch im zehnten Auswärtsspiel der Saison blieben die "Störche" ohne Niederlage. Das 2:0 am Montagabend bei Fortuna Düsseldorf distanzierte zudem einen Konkurrenten im Kampf um die vorderen Plätze. Sieben Punkte Vorsprung haben die drittplatzierten Kieler schon auf den Bundesliga-Absteiger. Heute (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) könnte die KSV mit einem Heimerfolg gegen die Würzburger Kickers sogar zumindest vorübergehend die Tabellenspitze erklimmen.
KSV-Coach Werner bleibt ruhig
Kiels Trainer Ole Werner will von all dem überhaupt nichts wissen. "Das ist kein Wunschkonzert", sagte der 32-Jährige mit ruhiger Stimme: "Wir versuchen einfach, uns Aufgabe für Aufgabe gut vorzubereiten auf das jeweils nächste Spiel. Und dann wird man am Ende sehen, wozu es reicht." Die Hände gefaltet vor ihm, stoisch der Blick - es war ein typischer Werner.
So unaufgeregt der Coach in Düsseldorf daherkam, so cool spult Holstein momentan sein Pensum ab. Dem Sprung ins Viertelfinale des DFB-Pokals folgten die nächsten Big Points in der Zweiten Liga. "Die drei Punkte nehmen wir gerne mit, aber der Blick geht nach vorne", sagte Werner, der trotz des Erfolgs Verbessungspotenzial sah.
Die Frage, ob seine Mannschaft in Düsseldorf das "perfekte Spiel" abgeliefert habe, verneinte er: "Das gibt es im Fußball nicht. Vom Ergebnis her war es perfekt, aber es hat auch viele Dinge gegeben, die wir nicht so gut gemacht haben." So habe sein Team in Durchgang eins "unter Druck nicht immer die klarsten Lösungen gefunden" und schließlich einen Elfmeter gebraucht, "um sich ein wenig freizuschwimmen".
Mühling sieht Holstein gereift
Fast forsch klingen dagegen die Worte von Mittelfeldspieler Alexander Mühling: "Diese Reife in der Mannschaft hat uns in den letzten Jahren ein bisschen gefehlt, das haben wir diese Saison. Das ist eine gute Grundlage, um erfolgreich zu sein. Wenn es so weitergeht und so gut läuft wie heute, dann könnte es eine erfolgreiche Saison werden", zeigte sich Mühling im "kicker" zuversichtlich - selbstverständlich ohne das "A-Wort" offensiv in den Mund zu nehmen.
Beispiellose Auswärtsstärke
Gründe für den Kieler Höhenflug gibt es viele. 19 Gegentore nach 20 Spielen bedeuten einen Liga-Bestwert, vor allem aber besticht die KSV mit ihrer beispiellosen Auswärtsstärke. Sechs Siege, vier Remis und das bei lediglich fünf Gegentoren - das sucht im gesamten deutschen Profifußball derzeit seinesgleichen. Die Mannschaft zehrt zudem noch immer vom Pokal-Coup gegen den FC Bayern (8:7 im Elfmeterschießen).
Kontinuierliche Entwicklung seit 2016
Die beachtliche sportliche Situation ist das Ergebnis kontinuierlicher und bodenständiger Arbeit. Die Entwicklung wurde bereits vor dem Aufstieg 2016/2017 angestoßen und setzt sich im Bundesliga-Unterhaus weiter fort. Holstein hat nicht nur in Namen investiert, sondern auch stets die Infrastruktur im Blick gehabt. Mittlerweile verfügt der Club über ein modernes Trainingszentrum, und das einst verstaubte Stadion gleicht mit neuer Tribüne immer mehr einem Schmuckkästchen.
Die Kieler haben ihren Masterplan mit wechselndem Personal konsequent verfolgt, Sportchefs und auch Trainer wurden aus dem hohen Norden immer wieder abgeworben - doch der Erfolg ist geblieben. Und könnte in diesem Jahr alles zuletzt Gewesene übertreffen. Zum einen winkt der erste Aufstieg in die Bundesliga, zum anderen stehen im DFB-Pokal alle Wege offen: Anfang März tritt Holstein im Viertelfinale beim Viertligisten Rot-Weiss Essen an.