Aufstiegs-Matchball: Holstein Kiel will Geschichte schreiben
Die Fußballer von Holstein Kiel haben es selbst in der Hand: Mit einem Sieg heute gegen Darmstadt 98 hätten die "Störche" den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Ohne den Dreier müssten sie auf einen Patzer von Konkurrent Fürth hoffen.
"Wir haben eine gute Stimmung. Wir freuen uns alle auf das Spiel und das können wir auch", sagte KSV-Trainer Ole Werner. Der 33-Jährige ist dieser Tage auch als Psychologe gefragt. Dem ersten vergebenen Bundesliga-Matchball sollte niemand mehr nachtrauern, die 2:3-Niederlage in Karlsruhe allenfalls als Motivation dienen.
Mit 62 Punkten belegen die Schleswig-Holsteiner hinter dem VfL Bochum, der zwei Zähler mehr auf dem Konto hat, Rang zwei. Den Relegationsrang haben die Norddeutschen schon sicher. Die drittplatzierte SpVgg Greuther Fürth ist mit 61 Punkten aber gefährlich nah. Fortuna Düsseldorf, der Gegner der Franken, war zuletzt gut drauf, hatte sich aber bereits Anfang Mai durch das 2:2 gegen Eintracht Braunschweig aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet.
Anfang: "Diese Situation hätte ich mir gerne erspart"
Die Kieler sollten sich also tunlichst darauf konzentrieren, ihr Spiel gegen Darmstadt zu gewinnen. Zumal "Lilien"-Coach Markus Anfang, der Holstein 2018 selbst in die Relegation führte, dort aber dem VfL Wolfsburg unterlag, klargestellt hat, dass die Hessen zum heutigen Spiel (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) keine Gastgeschenke mit in den Norden bringen wollen.
"Für mich persönlich ist es eine Situation, die ich mir gerne erspart hätte. Ich wünsche den Kielern, dass sie in die Bundesliga aufsteigen. Es würde mir für den Verein und Region wahnsinnig leidtun, wenn sie am Ende nicht hochgehen würden", betonte Anfang. "Aber wir haben nichts zu verschenken. Mein Wunschszenario wäre: Wir gewinnen und Holstein Kiel schafft trotzdem den Bundesliga-Aufstieg."
KSV Holstein vor geschichtsträchtigem Sprung
Werner, der nur auf die schon länger fehlenden Spieler verzichten muss, ist allerdings davon überzeugt, dass seine Mannschaft den letzten Schritt in Richtung Bundesliga aus eigener Kraft schafft: "Jetzt geht es ins letzte Heimspiel der Saison. Das werden wir genauso angehen wie bisher auch - mit breiter Brust, Selbstvertrauen und Fokus auf die Dinge, die uns ausgezeichnet haben." Die KSV Holstein kann mit dem Aufstieg Geschichte schreiben: Nie zuvor hat ein Team aus Schleswig-Holstein in der Fußball-Bundesliga gespielt.
Was machen die Fans?
Die Stadt appelliert an die Anhänger der KSV, zu Hause oder virtuell zu feiern, wappnet sich aber auch für eine spontane Feier der Fans in Corona-Zeiten. Anders als zuletzt nach dem Heimsieg gegen Regensburg wird sich die Mannschaft den Anhängern nach dem Spiel nicht zeigen, um die Stimmung nicht zusätzlich anzuheizen und ein Gedrängel zu vermeiden. Aus Sicherheitsgründen wird der Bereich rund ums Holstein-Stadion von 14.30 bis etwa 20 Uhr für den Verkehr gesperrt, um eine Fan-Ansammlung zu verhindern.
Es gibt eine Maskenpflicht rund ums Stadion. Die Polizei rechnet schon während der Begegnung mit "einer vierstelligen Zahl" vor den Stadiontoren, so Sprecher Matthias Felsch. Im Falle des Aufstiegs würden es dann nach Abpfiff wohl deutlich mehr. Er kündigte an, dass die Beamten vor Ort mit Augenmaß vorgehen werden. "Auch wir von der Polizei würden uns ja über den sportlichen Erfolg freuen. Tragen Sie die Maske, halten Sie Abstand, dann wird das für alle ein freudiges Ereignis."