Holstein Kiel stößt Tor zur Bundesliga ganz weit auf
Durch den 3:2 (1:1)-Sieg gegen Jahn Regensburg hat sich Zweitligist Holstein Kiel den Relegations-Platz gesichert. Aber die "Störche" wollen nicht Dritter werden - mit einem weiteren Erfolg am Sonntag wäre der direkte Aufstieg perfekt.
Als Joker Alexander Mühling in der 83. Minute den Ball zum dritten Kieler Treffer ins Tor der Gäste geschoben hatte, rannten alle Spieler zum gemeinsamen Jubel an die Eckfahne. Auch die bereits vollkommen erschöpften ausgewechselten Spieler mobilisierten noch ein letztes Mal ihre Kräfte. Der historische Bundesliga-Aufstieg - nie zuvor gelang einem Team aus Schleswig-Holstein der Sprung in die Bundesliga - ist zum Greifen nah. Der Schütze des entscheidenden Tores sprach von einer "riesen Freude, dass wir das Ding gedreht haben" und pries "Herz und Leidenschaft" des Teams. Viele Fans bejubelten am Donnerstag vor dem Stadion ihre Helden, die es sich nicht nehmen ließen, wenig später mitzufeiern.
Die 14-tägige Corona-Quarantäne im April, während der die Kieler nur in den eigenen vier Wänden trainieren konnten, haben sie eindrucksvoll weggesteckt. Mit dem Sieg gegen die Oberpfälzer nach zweimaligem Rückstand blieb die KSV auch im sechsten Spiel nach der Zwangspause ungeschlagen. 16 Zähler aus sechs Partien sind bärenstark, die nunmehr 62 Punkte ohnehin längst Vereinsrekord. "Ich kann nur den Hut vor meiner Mannschaft ziehen", sagte Trainer Ole Werner. Am Sonntag (15.30 Uhr/im NDR Livecenter) steht das Auswärtsspiel beim Karlsruher SC an. Wenn die Kieler siegen, ist alles klar. Je nachdem, wie Fürth zeitgleich in Paderborn abschneidet, könnten sie sich mitunter sogar eine Niederlage erlauben und würden trotzdem aufsteigen.
Fortuna verteilt ihre Gunst gleichmäßig
Dass es am Vatertag im Holstein-Stadion richtig dramatisch werden könnte, war sehr lange nicht zu erkennen. Die 22 Männer ließen es ganz entspannt angehen. Doch als das erste Mal ein Hauch von Gefahr aufkam, fiel gleich das 1:0. Kiels Fabian Reese versuchte noch, die Flanke von Oliver Hein zu verhindern, bekam den Ball jedoch an den weit ausgestreckten Arm. Nach Videobeweis gab es zu Recht Elfmeter. Regensburgs Torjäger Andreas Albers lief an, rutschte auf dem teilweise seifigen Untergrund weg - und hatte großes Glück, dass Torhüter Thomas Dähne schon zu weit in die Ecke gesprungen war, sodass der Ball trotzdem im Netz landete (16.).
"Ich bin erschöpft, aber glücklich. Es waren sehr intensive 90 Minuten." Trainer Ole Werner von Holstein Kiel
Fortuna verteilte ihre Gunst allerdings gleichmäßig. Fin Bartels versprang vier Minuten später zunächst der Ball, doch ausgerechnet Jan-Niklas Beste - wie Bartels Ex-Bremer - legte dem "Storch" noch einmal mustergültig auf. Und Kiels Torgarant der Post-Quarantäne-Wochen traf im zweiten Anlauf zum 1:1 ins Netz. Der 34-Jährige hätte acht Minuten vor der Pause auch noch das 2:1 für die KSV erzielen können, schoss jedoch über das Tor des Jahn.
Kiel antwortet mit Doppelschlag auf 1:2-Rückstand
Bei norddeutschem Schietwetter wurde das Spiel in der zweiten Hälfte zusehends unansehnlicher. Mehr als ein Schüsschen von Benjamin Girth (54.), der für den geschonten Janni Serra begonnen hatte, war lange nicht zu verzeichnen. Das 2:1 der Gäste fiel dann auch überraschend - und war aus Kieler Sicht in der Entstehung erneut höchst unglücklich. Finn Porath wurde nach einem gewonnenen Kopfballduell unverständlicherweise zurückgepfiffen. Nach dem fragwürdigen Freistoß traf Albion Vrenezi (75.).
Doch die Schleswig-Holsteiner schlugen wie schon in der ersten Hälfte schnell zurück. Nach einer Ecke an den zweiten Pfosten brachte Jae-sung Lee den Ball wieder vor das Tor, wo Simon Lorenz zur Stelle war und zum 2:2 vollendete (79.). Das Momentum war somit auf der Seite der Hausherren und die nutzten es eiskalt. Nur vier Minuten später versuchte Jahn-Keeper Alexander Meyer, eine Flanke mit der Faust zu entschärfen. Es blieb beim Versuch - Mühling schob überlegt zum 3:2 ein und so das Tor zur Bundesliga ganz weit auf.