Hannover 96: Martin Kinds Sohn entscheidet über neuen Profi-Boss mit
Martin Kind ist als Geschäftsführer des Fußball-Zweitligisten Hannover 96 abgesetzt. Bei der Auswahl eines Nachfolgers spielt ausgerechnet Matthias Kind, Sohn des 80 Jahre alten Unternehmers, eine entscheidende Rolle. Ein Überblick über die komplizierte Entscheidungsstruktur bei den Niedersachsen.
Seit Mitte Juni diesen Jahres sind Matthias Kind und Unternehmer Gregor Baum Mitglieder des Aufsichtsrat der Hannover 96 Management GmbH und repräsentieren die Kapitalseite in dem vierköpfigen Gremium. Die beiden ersetzten Rainer Feuerhake und Roland Frobel.
Martin Kind hatte seine Mehrheitsanteile an dem Profifußball-Unternehmen in den vergangenen Monaten an seinen zweiten Sohn Matthias übertragen. Deshalb gehört der 48 Jahre alte Musik-Manager nun neben Baum (ebenfalls Gesellschafter der 96-Profifußballer) dem Gremium an, das den neuen Geschäftsführer auswählen muss.
Rechtsanwalt Ralf Nestler sitzt als Vertreter des Muttervereins in dem Kontrollgremium und hat den Vorsitz inne. Die e.V.-Seite vertritt neben Nestler noch Vereins-Präsident Sebastian Kramer. Das Vierer-Gremium muss den neuen Profifußball-Geschäftsführer einstimmig beschließen.
"Wir führen Gespräche, die auch gut sind", sagte Nestler nach der vom BGH bestätigten Absetzung Kinds. Sollte es zu keiner Einigung auf einen Nachfolger kommen, würde das Amtsgericht Hannover einen Not-Geschäftsführer bestimmen.
Management GmbH kommt Schlüsselrolle zu
Die Management GmbH hat eine Schlüsselrolle in dem komplizierten Konstrukt von Hannover 96. Der Profifußball-Bereich wurde 1999 in die Hannover 96 GmbH & Co. KGaA ausgegliedert, deren Anteile die Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG hält. Deren Gesellschafter und damit die Kapitalseite des Clubs sind Matthias Kind, Gregor Baum und der Drogerie-Unternehmer Dirk Roßmann.
Die 50+1-Regel im deutschen Profifußball soll jedoch sicherstellen, dass der Mutterverein immer die Stimmenmehrheit in der Kapitalgesellschaft besitzt. Also wird der Geschäftsführer der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA von der Management GmbH bestimmt, die wiederum zu 100 Prozent dem Hannover 96 e.V. gehört.
Was die Verhältnisse in Hannover noch schwieriger macht, ist der sogenannte Hannover-96-Vertrag, auf den sich die zerstrittenen Vereins- und Kapitalseiten geeinigt haben. Danach kann ein neuer Geschäftsführer nur dann ernannt werden, wenn sich die beiden Vertreter des Muttervereins und die beiden Vertreter der KGaA im Aufsichtsrat der Management GmbH auf einen Kandidaten einigen.
Das widerspricht zwar dem Grundgedanken der 50+1-Regel, ist aber bislang weder von der Deutschen Fußball Liga (DFL) noch vom Bundesgerichtshof (BGH) in seinem Urteil zur Absetzung von Martin Kind beanstandet worden.
Kind wird Aufsichtsratsmitglied der GmbH & Co. KGaA
Kind senior selbst wechselt in den Aufsichtsrat der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA, dem Gremium, das unterhalb der Management GmbH angesiedelt ist. Der Mann, der jahrelang das Sagen bei den "Roten" hatte, ist damit weitgehend entmachtet.