Jubel bei Hansa Rostocks Torhüter Markus Kolke © IMAGO / Eibner

"Krake" Kolke und der Kaffee: Hansa dank Koffein-Zufuhr weiter

Stand: 14.08.2023 10:50 Uhr

Für den FC Hansa Rostock hätte es in der ersten Runde des DFB-Pokals beinahe ein böses Erwachen gegeben. Beim Regionalligisten FSV Frankfurt rettete den Fußball-Zweitligisten zunächst ein spätes "Joker"-Tor in die Verlängerung, bevor im Elfmeterschießen dann Keeper Markus Kolke zum Helden avancierte.

von Hanno Bode

Er war dann mal weg. Nicht für immer, aber für einen Augenblick. Bevor das Penaltyschießen am Sonntagabend im Stadion am Bornheimer Hang begann, verschwand der Torwart kurz in der Kabine. "Ich musste nochmal kurz aufs Klo und haben einen Schluck Kaffee getrunken", verriet der Unterfranke und Hüter des Rostocker Kastens später. Ob die koffeinhaltige Brühe in diesem Moment aus sportmedizinischer Sicht der richtige Durstlöscher war, sei einmal dahingestellt. Doch der Kaffee-"Junkie" Kolke ("Es ist das erste Getränk, das ich jeden Tag zu mir nehme, damit ich wach werde") wusste schon, was er in diesem Moment brauchte, um fokussiert in das Elfmeterschießen zu gehen.

Als der 32-Jährige dann so auf der Linie des Gehäuses stand, seine Augen weit aufriss und Ball und Gegner mit einem derart stechenden Blick anstarrte, dass selbst der eine oder andere TV-Zuschauer des Pokal-Krimis kurz zusammengezuckt sein dürfte, war schon zu erahnen: Frankfurt würde an dem Mann mit dem Spitznamen "Krake" verzweifeln.

Kolke hält Frankfurts erste drei Elfmeter

Und so kam es dann auch. Die ersten drei Schützen der Hessen, Ahmed Azaouagh, Oluwabori Falaye und Maxim Emmerling, scheiterten mit ihren Versuchen an Kolke. Damit war die Entscheidung gefallen und Hansas Zweitrunden-Einzug perfekt, weil die Rostocker Jannik Bachmann, Alexander Rossipal und Serhat-Semih Güler ihre Elfmeter verwandelt hatten.

Der Favorit war noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen - und sein Torhüter hätte beinahe eines davongetragen. Denn nach seiner letzten Parade gegen Emmerling wurde der Routinier von seinen erleichterten Teamkameraden im Jubelkreis beinahe erdrückt.

"Viel Bauchgefühl und Glück"

Kolke selbst wollte gar kein großes Aufsehen um seine Heldentaten machen. "Das war viel Bauchgefühl. Und es gehört Glück dazu, dass man dann auch dran ist", sagte der Hansa-Kapitän, der in seiner früheren Wahlheimat eine Premiere feierte: "Dass ich die ersten drei Schüsse in einem Elfmeterschießen halte, hatte ich auch noch nicht."

Zufall war es jedoch eben auch nicht, dass der Keeper, der nach den Stationen Eintracht Frankfurt II, Waldhof Mannheim und SV Wehen Wiesbaden 2019 bei den Mecklenburgern landete, die Norddeutschen vor dem Pokal-Aus rettete. Schließlich war bereits vor jenem Abend am Bornheimer Hang bekannt, dass er aus elf Metern schwer zu bezwingen ist. 20 gehaltene Strafstöße in Liga zwei und drei schlagen bis dato für Kolke zu Buche.

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Markus Kolke bejubelt seine drei gehaltenen Elfmeter gegen den FSV Frankfurt. © IMAGO / Ostseephoto

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Coach Schwartz voll des Lobes für Keeper

Beim Hansa-Anhang genießt der Ballfänger aus dem unterfränkischen Erlenbach am Main längst Kult- und Heldenstatus. Und auch Coach Alois Schwartz, der die Mannschaft nach dem knapp geschafften Klassenerhalt in der Vorsaison ordentlich umkrempelte, ist voll des Lobes für seine Nummer eins: "Ich weiß, was ich an ihm habe. Er ist ein Super-Typ, aber auch ein Top-Torwart. Er geht immer voran. Und heute ist er auch wieder vorangegangen."

Hätte selbiges auch auf die Mitspieler von Kolke zugetroffen, wäre den Mecklenburgern das nervernaufreibende Elfmeterschießen wohl erspart geblieben. Doch gegen die zwei Ligen tiefer angesiedelten Hessen mangelte es Hansa im letzten Drittel an Entschlossenheit und Durchschlagskraft. Nur dank des späten Ausgleichs von Serhat-Semih Güler (84.) rettete sich der Zweitligist in die Verlängerung.

Erstes Profi-Tor für Sommerzugang Güler

Der 26-Jährige schrieb damit die zweite Rostocker Heldengeschichte des Pokal-Krimis. Gerade einmal vier Minuten war der gebürtige Kölner auf dem Platz, als ihm sein erster Pflichtspiel-Treffer für Hansa gelang. Es war zugleich das erste Tor für Güler im Profifußball. Denn bis zu seinem Wechsel in diesem Sommer zu den Hanseaten war der Angreifer ausschließlich in Liga vier unterwegs gewesen. Fortuna Köln, ZFC Meuselwitz, Bonner SC und Wuppertaler SV hießen seine vorigen Clubs.

Sonnabend Nordduell mit Hannover 96

Nun übersprang er mit Mitte 20 und ohne jede Profierfahrung zwei Spielklassen. "No risk, no fun. Bei manchen klappt es, bei manchen nicht. Ich hoffe einfach, dass ich einer von denen bin, wo es klappt", hatte er kürzlich der "Bild" gesagt. Mit seinem Treffer gegen Frankfurt dürften seine Chancen auf ein paar Einsatzminuten im Nordduell am Sonnabend (13 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) mit Hannover 96 gewiss gestiegen sein.

Der jüngste Vergleich mit den Niedersachsen endete für Hansa am 24. Spieltag der Vorsaison auswärts 1:1. Bester Mann im Dress der Rostocker war damals übrigens: Markus Kolke.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 14.08.2023 | 19:30 Uhr

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