Kapitän Sebastian Schonlau vom Fußball-Zweitligisten Hamburger SV wird auf dem Trainingsplatz behandelt © Witters

HSV wohl ohne Schonlau beim KSC: Wer ersetzt den Unersetzbaren?

Stand: 12.03.2023 10:03 Uhr

Fußball-Zweitligist HSV will heute beim Karlsruher SC den nächsten Schritt zum Bundesliga-Aufstieg machen. Verzichten müssen die Hamburger dabei wohl auf einen Spieler, der für sie eigentlich unverzichtbar ist: Sebastian Schonlau.

Viel Glück hatte er bis jetzt gehabt in seiner Zeit an der Elbe, der Mann, den sie alle nur "Bascho" rufen. Gerade einmal drei Pflichtspiele verpasste der Abwehrchef seit seinem Wechsel vom SC Paderborn zum HSV im Sommer 2021. Einmal war er in der Vorsaison gelbgesperrt, zweimal musste der Verteidiger in dieser Spielzeit nach seiner Roten Karte im Stadtduell mit dem FC St. Pauli aussetzen. Sonst stand der etwas schmächtige, aber unheimlich Zweikampf-intelligente und im Spielaufbau starke Schonlau immer über die ganze Distanz auf dem Rasen.

Walter: "Bis Sonntag wird es eng"

Was für ein Chaos auch um ihn herum herrscht - und das kommt bei der risikoreichen Spielweise des Aufstiegsanwärters häufiger vor -, der Kapitän bewahrt stets die Ruhe, ist zumeist der Fels in der Brandung.

Nun aber ist der 28-Jährige verletzt, sodass die Angriffe von Karlsruhe am heutigen Sonntag (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) aller Voraussicht nach an einem anderen HSV-Verteidiger abprallen müssen. "Wir schauen bei ihm, wie es sich entwickelt. Bis Sonntag wird es eng", sagte Coach Tim Walter.

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Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: Pressmaster

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Montero Favorit als Schonlau-Ersatz

Möglicherweise fällt Schonlau, der am vergangenen Dienstag im Training umknickte und jetzt ein lädiertes Sprunggelenk hat, sogar noch länger aus. Walter muss damit auf seinen verlängerten Arm auf dem Spielfeld verzichten - und die Vierer-Abwehrkette im Zentrum umbauen. Viele Alternativen hat der 47-Jährige nicht.

Mario Vuskovic kämpft bekanntermaßen noch vor dem DFB-Sportgericht gegen die ihm drohende Dopingsperre. Nachwuchsmann Valon Zumberi verfügt gerade einmal über die Erfahrung von fünf Zweitliga-Minuten und der im Winter verpflichtete Javi Montero zeigte bei seinem bisher einzigen Einsatz für den HSV im Spitzenspiel beim 1. FC Heidenheim (3:3) eine - gelinde ausgedrückt - ziemlich ausbaufähige Leistung.

Hamburg gehen die Innenverteidiger aus

Der von Besiktas Istanbul ausgeliehene Spanier scheint dennoch die besten Karten zu haben, für Schonlau in die Startelf zu rutschen und mit Jonas David das Innenverteidiger-Duo zu bilden. Für den 24-Jährigen spricht im Vergleich zum vier Jahre jüngeren Zumberi vor allem die größere Erfahrung. Und verlernt haben kann Montero das Fußball spielen ja eigentlich auch nicht. Immerhin war der bei Atletico Madrid ausgebildete Defensiv-Spezialist in der Vorsaison noch Stammkraft bei Besiktas.

Dass er für den derzeit gesperrten Vuskovic als Ersatz verpflichtet wurde, gründete auch darauf, dass der HSV sonst schlichtweg personell zu dünn aufgestellt gewesen wäre auf der zentralen Abwehrposition. Ein Umstand, der zu vermeiden gewesen wäre. Und hier kommt nun ein Karlsruher ins Spiel. Genau genommen ein Karlsruher auf Zeit: Stephan Ambrosius.

Ambrosius mit KSC gegen "seinen" HSV

Das 24 Jahre alte Eigengewächs hat der HSV im vergangenen Sommer an die Badener ausgeliehen, nachdem der Deutsch-Ghanaer lange wegen eines Kreuzbandrisses hatte aussetzen müssen. Als Ambrosius dann wieder fit war und bei den Hamburgern den Kampf um die Stammplätze aufnehmen wollte, bekam er signalisiert, dass er besser bei einem anderen Club Spielpraxis sammeln solle. Seinerzeit war das Duo Schonlau/Vuskovic bei den Hamburgern fest gesetzt.

Für Ambrosius, so die Meinung der Verantwortlichen, wäre es schwer geworden, auf Einsatzminuten beim Aufstiegsaspiranten zu kommen. Nun wären sie wohl froh, wenn der bullige Abwehrmann da wäre. Stattdessen tritt er mit dem KSC, bei dem er bis dato 14 Mal in der Startelf stand, gegen sie an.

"Werden dem HSV hoffentlich ordentlich Paroli bieten"

"Die Spieler haben mich super aufgenommen und der Trainer setzt auf mich, das ist das Wichtigste. Ich bin super zufrieden und fühle mich hier sehr wohl", erklärte der 24-Jährige im "TAG24"-Interview. Ambrosius plagt sich aktuell zwar mit muskulären Problemen herum, hofft jedoch, dass er rechtzeitig fit wird.

Dass er im Sommer aller Voraussicht nach erst einmal zu den Hamburgern zurückkehren wird, da sein Vertrag beim Tabellenzweiten noch bis 2024 datiert ist, will er am Sonntag ausblenden. "Wir sind guter Dinge und werden dem HSV hoffentlich ordentlich Paroli bieten", sagte der Verteidiger.

Schreibt Kaufmann eine Ausgerechnet-Geschichte?

Wie Ambrosius lief auch dessen Teamkamerad Mikkel Kaufmann in der vergangenen Serie noch für die Hanseaten auf. Nun hat der FC Kopenhagen den Angreifer an den KSC ausgeliehen. Mit fünf Treffern und fünf Vorlagen kann sich die Bilanz des Dänen, der beim HSV erst in der Schlussphase der Saison so richtig angekommen war, durchaus sehen lassen.

Der 22-Jährige ist derzeit bei Coach Christian Eichner gesetzt und könnte am Sonntag mit einem Tor für eine dieser Ausgerechnet-Geschichten sorgen. Die Vorzeichen scheinen für ihn gar nicht so schlecht zu stehen, muss sein Ex-Club doch ausgerechnet im fragilen Defensivverbund auf seine wichtigste Säule verzichten: Sebastian Schonlau.

Mögliche Aufstellungen

Karlsruher SC: Gersbeck - Jung, Ambrosius, Franke, Heise - Gondorf, Jensen, Nebel, Wanitzek - Kaufmann, Schleusener
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Heyer, David, Montero, Muheim - Meffert, Reis, Benes - Jatta, Dompé, Glatzel

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Sportclub | 10.03.2023 | 22:50 Uhr

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