HSV mit Dompé und Moral - 3:3 nach 0:3 in Heidenheim
Der HSV hat in einem wilden Topspiel der Zweiten Liga beim 1. FC Heidenheim einen nicht mehr für möglich gehaltenen Punkt ergattert. Zur Pause lagen die Hamburger mit Jean-Luc Dompé in der Startelf bereits mit 0:3 zurück. Am Ende hieß es 3:3.
"Wir haben uns in der Halbzeit gesagt, dass es zwei Möglichkeiten gibt: Entweder wir ergeben uns einfach, oder wir versuchen uns zu wehren", sagte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau. "Dann mit diesem Willen und Glauben drei Dinger zu schießen, ist richtig gut." Tim Walter nahm den Punkt mit gemischten Gefühlen. "Auch wenn wir 3:0 hinten liegen, darf man uns nie abschreiben. Das haben wir heute wieder eindrucksvoll bewiesen", sagte der Hamburger Trainer. "Aber wir müssen auch über die anderen 60 Minuten reden, da waren wir schläfrig."
"Man kann es nicht so richtig verstehen, dass der HSV hier noch einen Punkt geklaut hat." Heidenheims Trainer Frank Schmidt
Jan-Niklas Beste (28.), Jan Schöppner (31.) und Tim Kleindienst (41.) schossen für den Tabellendritten aus Heidenheim eine komfortable Führung nach 45 Minuten heraus. Der HSV war vollkommen von der Rolle und hatte Glück, dass Tim Kleindienst kurz vor dem dritten Treffer nur auf die Latte und Florian Pick anschließend Daniel Heuer Fernandes im Hamburger Tor getroffen hatte (37.).
Dompé in der Startelf - "Fußball ist die beste Therapie"
Fünf Tage nach seinem Autounfall war auch Jean-Luc Dompé mit von der Partie in Heidenheim, durfte von Beginn an ran. Gegen den Franzosen und seinen Landsmann William Mikelbrencis (auf der Bank) ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf ein illegales Autorennen und des unerlaubten Verlassens des Unfallorts.
"Er hat seinen Fehler eingestanden und hat sich der Öffentlichkeit gestellt. Er ist von uns aus dem Verein heraus auch sanktioniert worden", hatte HSV-Trainer Tim Walter vor dem Anpfiff bei "Sport1" gesagt. "Fußball ist die beste Therapie für ihn. Ich glaube, dass es ihm am besten tut, wenn er heute wieder von Beginn an aufläuft."
"Für uns würde ich ausschließen, dass solche Jungs nochmal für uns Fußball spielen." Heidenheims Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald
Der Heidenheimer Vorstandsvorsitzende Holger Sanwald kann diesen Umgang des HSV mit dem Thema nicht nachvollziehen. Er wisse, dass das noch ein laufendes Verfahren sei und wolle auch niemanden vorverurteilen. "Bei uns beim 1. FC Heidenheim geht es aber etwas anders zu. Für uns würde ich ausschließen, dass solche Jungs nochmal für uns Fußball spielen", sagte der 55-Jährige "Sky".
Dompé und Montero zur Pause ausgewechselt
Dompé ("Wir haben einen schlimmen Fehler gemacht und können uns nur in aller Form entschuldigen") war in Heidenheim sichtlich um sportliche Wiedergutmachung bemüht. Was dem Flügelstürmer aber nicht gelang. Auch Winterneuzugang Javi Montero gab bei seinem Startelf-Debüt in der HSV-Innenverteidigung ein beklagenswertes Bild ab. Beide blieben nach der Pause in der Kabine. Walter schickte dafür Lazlo Benes und Sonny Kittel ins Rennen.
Nemeth, Glatzel und Jatta bringen Hamburg zurück
Neu sortiert zeigten die Gäste Moral und zur Freude der mitgereisten Fans auch endlich ihre spielerischen Möglichkeiten. Benes bediente mit einer Flanke Neuzugang Andreas Nemeth - 1:3 (73.). Heidenheim, das zuvor einige Möglichkeiten zur Entscheidung vergeben hatte, zog sich immer weiter zurück und Glatzels schönes Tor zum 2:3 brachte die Walter-Elf nach 80 Minuten zurück in die Partie.
Den HSV-Wahnsinn perfekt machte dann Bakery Jatta, der mit einem Traumtor in den Winkel kurz vor Schluss tatsächlich den Ausgleich schaffte (89.). Mehr war dann aber nicht mehr drin für den Tabellenzweiten, der damit Verfolger Heidenheim auf Distanz hält.