Dopingprozess um HSV-Profi Vuskovic geht in eine weitere Runde
Im Dopingprozess gegen HSV-Profi Mario Vuskovic gibt es auch nach zwei Verhandlungstagen kein Urteil. Das DFB-Sportgericht will den Fall noch genauer betrachten. Am 10. März wird weiterverhandelt.
Bei Vuskovic war in einer Dopingprobe vom 16. September 2022 körperfremdes Erythropoetin (Epo) gefunden worden, am 15. November hatte das DFB-Sportgericht den Kroaten vorläufig gesperrt. Die B-Probe Mitte Dezember bestätigte den positiven Befund.
Zweifel am positiven Testergebnis
Die Verteidigung zweifelt diesen Befund jedoch an und präsentierte bei der Verhandlung in Frankfurt am Main am Donnerstag vier Gutachten, die das positive Ergebnis der Proben in Frage stellen.
Die vom HSV und Vuskovic bezahlten Expertisen kamen alle zu dem Ergebnis, dass beim Analyseprozess und der Interpretation der Fakten im Institut für Dopinganalytik und Sportbiochemie in Kreischa Fehler gemacht worden seien.
"Aus meiner Sicht liegt die Wahrscheinlichkeit bei 80 bis 90 Prozent, dass die Probe falsch positiv ist", sagte der Sachverständige und Endokrinologe Lorenz Hofbauer aus Dresden.
Institutsdirektor Sven Voss aus Kreischa wies zurück, dass der positive Epo-Befund auf Fehler im Labor zurückzuführen sein könnte. "Nach allen Kriterien, die wir durchgeführt haben, würde ich diese Probe zu 100 Prozent wieder als positiv geben", beteuerte Voss: "Wir überlegen es uns sehr, sehr genau, bevor wir eine Probe als positiv berichten. Davon hängen unsere Akkreditierung und Jobs ab."
Kanadischer Experte erstellt Gutachten
Das Gericht entschied, dass ein externes Sachverständigengutachten klären soll, ob die Einwände der Verteidigung berechtigt sind. "Es gibt noch ungeklärte Umstände und Fragen. Wir wollen in sorgfältiger und gewohnter Tiefe aufklären", sagte der Vorsitzende Richter Stephan Oberholz. Nächster Verhandlungstag ist der 10. März.
Bis dahin soll der kanadischen Dopingforscher Prof. Jean-Francois Naud den Fall untersuchen. Im Rahmen dessen soll der renommierte Epo-Experte auch versuchen, anhand der Restmenge an Urin aus Vuskovic' Dopingprobe möglichst eine weitere Analyse auf körperfremdes Epo durchzuführen. Dies ist nach den Regularien der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) eigentlich nicht vorgesehen und könnte zu einem Widerspruch der Wada führen.
Während das DFB-Gericht die Zugehörigkeit von Naud zum Wada-Expertenkreis für Epo als Vorteil bewertet, zweifeln Vuskovic' Anwälte deshalb dessen Unabhängigkeit an. Der deutsche Laborleiter Voss gehört ebenfalls diesem Gremium an. "Wir prüfen, ob wir dagegen vorgehen", sagte HSV-Justiziar Phillpp Winter.
Sollte der 21 Jahre alte Vuskovic schuldig gesprochen werden, droht ihm eine Sperre von vier Jahren.