HSV genießt den Derbysieg - Walter und Hürzeler im Trainerzwist
Der HSV erwartet durch den spektakulären 4:3-Derbysieg gegen den FC St. Pauli einen "Push" für den ersehnten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Die Trainer waren sich ein weiteres Mal nicht grün.
Als Schiedsrichter Sven Jablonski (Bremen) an diesem denkwürdigen Abend im Volksparkstadion ein letztes Mal in seine Pfeife blies, war es das Startsignal für einen gewaltigen Ausbruch der Gefühle - nicht nur auf den Rängen, wo die HSV-Fans vor Glück und Freude über den 4:3-Sieg in einem fantastischen Derby ausflippten, sondern auch an der Seitenlinie. In der Coaching-Zone des HSV entlud sich die Anspannung in einem wilden Durcheinander. Spieler und Teamverantwortliche sprangen kreuz und quer, Trainer Tim Walter feuerte eine halbvolle Plastikflasche in die Luft.
Erneut Zwist zwischen Walter und Hürzeler
Nur wenige Meter davon entfernt ließ die große Enttäuschung über die unglückliche Niederlage beim Stadtrivalen die Beteiligten emotional in sich zusammensacken. Es kam aber auch erneut zum Zwist zwischen Walter und Fabian Hürzeler, seinem Pendant beim FC St. Pauli.
Beide waren schon vor einigen Jahren in einem Spiel der Regionalliga Bayern aneinandergeraten - Walter in seiner damaligen Funktion als Trainer des FC Bayern II und Hürzeler als Spieler des FC Pipinsried. Und auch jetzt knarzte es wieder zwischen beiden.
"Auch im Sieg sollte man Größe zeigen." Fabian Hürzeler
"Emotionen gehören zum Derby dazu und wichtig ist für mich, dass alles fair abläuft. Was dann teilweise von HSV-Seite nach dem Schlusspfiff abgelaufen ist, das geht für mich unter die Gürtellinie, das ist respektlos", sagte Hürzeler dem NDR.
Hürzeler in Diskussion mit HSV-Sportvorstand Boldt
Worauf genau er abzielte, sagte er nicht konkreter. "Ich glaube, dass die Personen genau Bescheid wissen. Für mich ist einfach wichtig, dass man im Sieg und auch in der Niederlage Größe zeigt. Das gehört für mich zu einer guten Erziehung dazu. Die habe ich bekommen, andere nicht."
Hürzeler gefiel offenbar unter anderem nicht, dass Walter nach dem Schlusspfiff nicht den Handschlag ausführte. Zudem hatte der HSV-Trainer nach dem Abpfiff offenbar in Richtung St.-Pauli-Bank gejubelt. Kurz darauf lieferte sich Hürzeler eine hitzige Diskussion mit HSV-Sportvorstand Jonas Boldt.
Walter: "Man lernt mit dem Alter dazu"
Walter erläuterte im NDR Interview, warum es nicht zum Handschlag gekommen sei. "Aus dem Grund, weil alle zur Kurve rennen. Ich werde das mit Sicherheit nachholen, das war keine böse Absicht. Aus der Emotion heraus macht man so Dinge, dass man dann eher zu seiner Mannschaft, zu den Fans rennt und weniger auf den gegnerischen Trainer achtet. Es war aus dem Affekt", sagte der 47-Jährige und ergänzte zur Kritik von Hürzeler: "Man kann es in der Öffentlichkeit machen. Ich bin weniger jemand, der das so handhabt. Aber man lernt auch dazu mit dem Alter." Walter ist 17 Jahre älter als sein Trainerkollege.
St. Pauli raus aus dem Aufstiegsrennen
In sportlicher Hinsicht dürfte der Ausgang des Derbys indes einiges geklärt haben: Für den FC St. Pauli ist in der Tabelle die Chance auf Rang drei und damit die Relegation praktisch dahin. Nach einer imposanten Aufholjagd mit zehn Siegen in zehn Spielen war es nun - nach der Heimpleite gegen Braunschweig - die zweite Niederlage in Folge. Auf den HSV sind es wieder neun Zähler Rückstand, und beide Teams haben nur noch fünf Saisonspiele zu bestreiten.
HSV mit Derby-Schwung in den Saison-Endspurt
Dem HSV dürfte der Erfolg dagegen einen enormen Schub für die restlichen Aufgaben geben. Boldt nannte den Derbysieg mit Blick auf das große Ziel Bundesliga-Aufstieg "so wichtig". "Das muss uns einen ganz klaren Push geben für die nächsten Spiele", betonte Torjäger Robert Glatzel. Und auch Sebastian Schonlau befand: "Das gibt Schwung. Natürlich wollen wir den mitnehmen."
Der Kapitän mahnte aber auch zu Recht: "Nächste Woche hilft uns dieser Sieg nur begrenzt weiter. Wir sind gut beraten zu arbeiten, weil wir etwas vor haben. Das wollen wir unbedingt erreichen." Vier Mal versuchte sich der Club zuletzt am Aufstieg, vier Mal vergeigten es die Rothosen. Mal mehr, mal weniger dramatisch. Im vergangenen Jahr scheiterten die Hanseaten in der Relegation.
HSV nun zum 1. FC Magdeburg
Diesmal peilen die Hamburger Rang zwei an und damit den direkten Aufstieg. Konkurrent 1. FC Heidenheim eroberte am Sonntag durch einen souveränen Heimsieg gegen Holstein Kiel den zweiten Platz zurück. Nächster Stopp für den HSV auf dem Weg zum erhofften Aufstieg: das Gastspiel beim 1. FC Magdeburg am kommenden Sonnabend.