St. Pauli bricht Heim-Bann und gewinnt Keller-Krimi gegen Holstein Kiel
Der FC St. Pauli hat den Nordrivalen Holstein Kiel im Bundesliga-Duell verdient mit 3:1 (1:0) bezwungen. Die Hamburger feierten damit in ihrem sechsten Heimspiel dieser Saison den ersten Sieg und verließen zumindest vorübergehend die Abstiegsplätze. Die KSV bleibt Vorletzter.
St. Pauli war am Freitagabend im mit 29.546 Zuschauern ausverkauften Millerntorstadion das griffigere und effizientere Team. Die Mannschaft von Trainer Alexander Blessin überzeugte durch eine sehr konzentrierte Defensivleistung und wusste endlich auch einmal vor eigenem Publikum ihre Torchancen zu nutzen.
Manolis Saliakas gelang in der 25. Minute der erste Heimtreffer für den Kiezclub in dieser Saison. Nach dem Seitenwechsel sorgten Morgan Guilavogui (56.) und Johannes Eggestein (85.) für die Entscheidung zugunsten der Hausherren, die sich auf Rang 15 verbesserten. "Wir sind sehr, sehr froh, dass wir uns nach vielen guten Heimspielen jetzt auch mal punktemäßig belohnt haben. Es ist sehr viel so gekommen, wie wir es wollten", freute sich Verteidiger Hauke Wahl im NDR Interview über den Befreiungsschlag.
Kiel enttäuschte hingegen offensiv auf ganzer Linie. Negativer Höhepunkt einer nicht Bundesliga-tauglichen Angriffsleistung war ein verschossener Elfmeter von Fiete Arp (45.). Phil Harres gelang kurz vor Ultimo lediglich noch der Ehrentreffer (90.+1).
Arp: "Es tut brutal weh"
"Der Spielverlauf ist einfach bitter. Und es ist natürlich auch nicht der Fußball, den wir am Ende spielen wollen. Wir müssen sehen, wie wir uns schnell aus der Situation befreien", sagte Arp im NDR Interview. Der Angreifer fühlte sich wegen seines Fehlschusses verantwortlich für die Pleite: "Das tut brutal weh. Wenn ich den Elfmeter reinschieße, sieht die Welt hier ganz anders aus."
Erste Kieler Chance nach zehn Sekunden
Dabei war Holstein im Fußball-Lustspielhaus auf der Reeperbahn einem Blitzstart ganz nah gewesen. Nach lediglich zehn Sekunden zog Nicolai Remberg aus 18 Metern ab und verpasste mit seinem wuchtigen Schuss nur knapp das Ziel. Der Abschluss von "Rambo", wie der Mittelfeldmann gerufen wird, sollte dann aber auch schon die beste Kieler Offensivaktion bis kurz vor der Pause gewesen sein. Zu langsam, zu umständlich und zu ideenlos trug die KSV hernach ihre Angriffe vor.
Saliakas lässt das Millerntor beben
In der Vorwärtsbewegung klappte beim Gast nicht mehr viel. Und hinten bekamen die Schleswig-Holsteiner mit minütlich druckvoller werdenden St. Paulianern zunehmend mehr Probleme. Die Hamburger initiierten ihre Angriffe immer wieder über ihre linke Seite.
Dort war Oladapo Afolayan ein ständiger Unruheherd und nahezu folgerichtig auch am Führungstreffer beteiligt: Der Engländer passte zu Eggestein, welcher mit dem Rücken zum Tor stehend wiederum auf Saliakas ablegte. Und der Grieche ließ das Millerntor mit einem Schuss ins linke untere Eck zum 1:0 beben. Es war das erste Bundesliga-Heimtor des Kiezclubs nach 13 Jahren.
Vasilj pariert Elfmeter von Arp
Und der Treffer des 28-Jährigen setzte bei den Hausherren zusätzliche Kräfte frei. St. Pauli spielte nun wie entfesselt und hätte durch Carlo Boukhalfa (28., 36./Latte) erhöhen können. Die Gastgeber hatten das Geschehen fest im Griff, dann aber misslang Saliakas eine Kopfballrückgabe zu Vasilj. Holtby spritzte dazwischen, umspielte den Keeper und konnte vom Schlussmann nur noch mit einem Foul am Torabschluss gehindert werden.
Es gab folgerichtig Elfmeter. Arp schnappte sich den Ball, scheiterte mit seinem halbhohen Versuch jedoch am glänzend reagierenden Vasilj (45.).
Guilavogui und Eggestein sorgen für Entscheidung
Nach der Pause zeigte St. Pauli zunächst kein gesteigertes Interesse an der Spielgestaltung. Die Blessin-Elf überließ der KSV den Ball und lauerte auf Umschaltmomente. Eine kluge Herangehensweise, wie sich zeigen sollte.
Denn nach einem Ballgewinn überbrückten die Hamburger zügig das Mittelfeld. Über Afolayan und Eggestein gelangte das Spielgerät zu Guilavogui, der mit einem Schuss gegen die Laufrichtung von Keeper Timon Weiner seinen ersten Saisontreffer erzielte.
Holstein war um eine Antwort bemüht. Aber die Schleswig-Holsteiner waren an diesem Abend nicht imstande, Druck auf St. Pauli auszuüben. Die Hamburger Führung geriet zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise in Gefahr. Und mit einem toll herausgespielten Tor sorgte Eggestein schließlich für die Entscheidung. Nach einem Traumpass von Philipp Treu in die Tiefe bezwang der Angreifer Weiner mit einem Linksschuss.
Harres konnte kurz vor Ultimo mit einem präzisen Abschluss ins linke untere Eck zwar noch Ergebniskosmetik betreiben. Das zweite Saisontor des Neuzugangs konnte den insgesamt schwachen Kieler Auftritt aber nicht mehr kaschieren.